Die Beschreibung der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) als Oberbegriff für rassistische, kulturalistische, sexistische und generell abwertende Verhaltensweisen gehört meines Erachtens zu den größten Leistungen der Geistes- und Sozialwissenschaften der letzten Jahre. Evolutionär kannte schon Charles Darwin das Problem: Fast alle Lebewesen beschränken ihre "Sympathien" - wenn überhaupt - auf nahe verwandte Artgenossen. Selbst unsere nächsten Verwandten - wie Schimpansen oder Gorillas - könnten keinen Bus besteigen und keinen Kindergeburtstag feiern, ohne dass es zu gefährlichen, gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen "Fremden" käme. Unsere Vorfahren erwarben über tausende von Generationen mehr und mehr die Fähigkeit, sich zu immer größeren und komplexeren Gruppen zusammen zu schließen. Doch auch uns bleibt noch der Atavismus (das evolutionäre Überbleibsel), nach dem wir Andere, Fremde, Schwache ausgrenzen und insbesondere unter Streß und Frust unsere je eigene Gruppenidentität durch Vorurteile und Grausamkeit gegenüber Nicht-Zugehörigen zu festigen versuchen - von der rechtlichen Diskriminierung bis hin zum massenhaften Mord.