Berliner Verkehrsbetriebe irritiert

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U-Bahnhof Kochstraße / Foto: privat

BERLIN. (hpd) Auf Berliner U-Bahnhöfen hängen seit ein paar Tagen Großplakate eines christlichen Missionsdienstes. Halten sich die Berliner Verkehrsbetriebe nicht an den Vorstandsbeschluss vom März, keinerlei religiöse oder weltanschauliche Werbung mehr zu plakatieren?

Mitte März dieses Jahres hatten die Initiatoren der Buskampagne eine doppelseitige Überraschung erlebt, als die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die Buswerbung ablehnten aber gleichzeitig einen Vorstandsbeschluss übermittelten, dass zukünftig keinerlei religiöse oder weltanschauliche Werbung mehr von den Berliner Verkehrsbetrieben akzeptiert werde.

Von Seiten der Nicht-Religiösen wurde das teilweise als kleiner Erfolg angesehen, dass damit zumindest auch die religiöse Werbung aus dem Bereich des Öffentlichen Nahverkehrs in der Verantwortung der BVG nicht mehr zu sehen sein würde.

Ende April / Anfang Mai wurde dann die Skepsis wieder größer, ob die BVG nicht vielleicht doch nur eine Scheinbehauptung übermittelt habe, um die atheistische Werbekampagne ablehnen zu können, denn sowohl auf U-Bahnhöfen hingen Großplakate und an verschiedenen Stellen im BVG-Bereich waren „City Lights“ sichtbar, auf denen Werbung für das katholische Bischöfliche Hilfswerk Misereor plakatiert war: „Gott kann nicht alles regeln. Für uns bleibt noch genug zu tun.“ Und die lächelnde Nonne in Ordenstracht (Benediktinerin) Schwester Lucia Segler forderte die Betrachter auf: „Helfen Sie mit!“

 

 

 

 

Das Team der Buskampagne hatten andere Themen vorrangig zu bearbeiten. So blieb es bei einem skeptischen Kopfschütteln und man ließ es auf sich beruhen. Nun ist die Buskampagne zum Abschluss gekommen und die Initiativgruppe hat ihre Arbeit erst einmal beendet.

Seit ein paar Tagen erreichen den hpd verschiedenste Mails mit Fotografien von Berliner U-Bahnhöfen und den Großplakaten eines „Christlichen Plakatdienstes“ auf denen zu lesen ist: „Jesus Christus. Dein Retter oder Richter! Lies die Bibel: Lukas 2,11 und Apostelgeschichte 17, 30+31.“

Der Leiter dieses Christlichen Plakatdienstes, Von der Mark, weiß nur, dass in Berlin 40 dieser „Missionsplakate 2009“ geklebt wurden. Wann diese Kampagne geschaltet wurde entziehe sich seiner Kenntnis, da das Angelegenheit einer beauftragten Media-Agentur sei.

Da auf den U-Bahnhöfen in der Berliner City jeweils eines dieser Großplakate auf der rechten Bahnhofsseite klebt und eins auf der linken Bahnhofsseite, und das auf 20 Bahnhöfen, ist der Eindruck bei der Durchfahrt sehr gegenwärtig.

Die BVG geriet nun in den vielfach geäußerten Verdacht, wortbrüchig geworden zu sein und doch den Christen zu erlauben, was sie den Atheisten verweigerte.

BVG-Sprecher Wazlak weist diesen Vorwurf zurück. Man sei selber von dieser Kampagne völlig überrascht gewesen. Auf Nachfrage habe die Wall AG, in deren Verantwortung diese Plakatierung falle, darauf verwiesen, dass der Christliche Plakatdienst ein alter Kunde sei und die Verträge bereits seit längerer Zeit beständen. Die BVG ließe zurzeit von ihren Juristen prüfen, ob das rechtens sei. Das man sich in einem öffentlichen Widerspruch befände, darüber sei sich die BVG im Klaren, müsse aber die juristisch Prüfung abwarten.

 

Da in Deutschland eine Kontraktionsfreiheit besteht, d.h. jeder Unternehmer kann im Rahmen der geltenden Gesetze selbst entscheiden, mit wem Verträge abgeschlossen werden oder nicht, wird abzuwarten sein, ob die BVG ihren Vorstandsbeschluss umsetzen wird.

CF.
 

Nachtrag (19:30)

Von einer aufmerksamen Nutzerin des hpd erhielt die Redaktion heute Abend Fotografien mit Plakaten vom U-Bahnhof Hallesches Tor der U-Bahnlinie 6 in Berlin, die ebenso in den U-Bahnstation der U8 z.B. Kottbusser Tor kleben, die über Hermannplatz nach Hermannstraße fährt, ein Stadtgebiet mit hohem Anteil türkischer Migranten.
Die Aufschrift auf den Plakaten des Christlichen Plakatdienstes lautet: Jesus Christus spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater (zu Gott) als nur durch mich.“ (Johannes 14,6)
Christlicher Alleinvertretungsanspruch und damit Mission gegen den Islam in Deutschland.