REGENSBURG. (bfg/hpd) Am vergangenen Samstag (3.10.) fand in Regensburg ein lang geplanter Aufmarsch statt. Die NPD kündigte eine Demonstration an mit dem verfassungsfeindlichen Ziel, den Bau einer Moschee zu verhindern. Ein Bündnis und 7.000 Regenburger hielten dagegen.
Stadtverwaltung und Ordnungsamt versteckten sich hinter dem Demonstrationsrecht und wollten den Rechtsextremen vor Gericht keine Genugtuung gönnen. Bei den Regensburgern stieß das auf großes Unverständnis, vor allem weil es in diesem Jahr bereits gerichtlich erfolgreiche Verbotsversuche in anderen Städten (Wunsiedel, Hannover) gab. Auch die Polizei behielt, ebenfalls unter Berufung auf das Versammlungsrecht, die Demoroute trotz mehrmaliger Anfragen für sich. Wobei in Nürnberg die Routen von Nazi-Aufmärschen regelmäßig öffentlich gemacht werden.
Das KPfN Bündnis (Kein Platz für Nazis) entschied sich für eine Gegendemonstration an diesem Tag, die allerdings um 14 Uhr, eine halbe Stunde vor offiziellem Beginn der Nazi Demo, enden sollte. Die drei Hauptveranstalter (Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BdKJ) und die Sozialen Initiativen Regensburg) hofften, einige der Demonstranten würden sich nach der Demo noch in der Stadt aufhalten und die Nazis „ausbuhen“, wagten es aber nicht zu öffentlichen Blockaden aufzurufen.
Viele der 7.000 Gegendemonstranten blieben wider aller Spekulationen und Hoffnungen und ließen sich im wahrsten Sinne des Wortes in ihrer Stadt nieder.
Insgesamt vier Blockaden sorgten dafür, dass der Nazi Aufmarsch abgebrochen werden musste. Auch Zwischen- und Abschlusskundgebung konnten nicht wie geplant stattfinden. Weder am Neupfarrplatz, dem Ort an dem ein Denkmal an die mittelalterliche Synagoge in Regensburg erinnert und auch nicht auf dem Zieroldsplatz, an dem eine Statue des Don Juan mit einem Fuß auf dem abgeschlagenen Kopf eines Türken, an die Seeschlacht von Lepanto erinnert.
Bereits am Bahnhof blockierten Bürgerinnen und Bürger, Jugendverbände, Studenten, Schüler und Anhänger des linken Spektrums den Beginn der Nazi Demonstration. Dennoch entschied sich die Polizei dazu, 110 Nazis eine Stunde verspätet marschieren zu lassen.
Trotz hohem Polizei Aufgebot und weitläufigen Absperrungen erfolgte die nächste Blockade bereits in der Fröhlichen-Türken-Straße (sinnbildlich), so dass die Rechtsextremen links über den Obermünsterplatz durch die Obere Bachgasse zum Neupfarrplatz umgeleitet werden sollten.
Dort sollten sie nie ankommen. Denn die dritte Blockade zog sich über die gesamte Kreuzung bis zum Neupfarrplatz. Die Polizei wurde mehrmals aufgefordert die Demo vorzeitig zu beenden, da sich eindeutig kein Ende der Blockaden abzeichnete.
Doch die Nazis wurden erneut im verwinkelten Regensburger Gassensystem umgeleitet, so dass schließlich am Bismarckplatz bei strahlendem Sonnenschein Touristen und Feiertagskaffeebesucher auch einmal Nazis zu Gesicht bekamen.
Während ein Teil der Gegendemonstranten immer wieder vom USK rabiat vertrieben wurde, wartete der Rest von ihnen bereits in der letzten Kurve vor dem Zieroldsplatz. Schließlich waren die Nazis eingekesselt. Die vorher Vertriebenen sammelten sich vom Arnulfplatz kommend und so gab es für ca. zwei Stunden kein Vor und Zurück mehr. Die Polizei brach die Demo erst vorzeitig ab, nachdem Willi Wiener seine Kundgebung im Kessel gehalten hat.
Für die Bürger und Bürgerinnen ein großer Erfolg! Während man im Stadtrat, Ämtern und Polizei seit Jahren immer wieder versucht das Thema auszusitzen und so schon einige rechtsextreme Demonstrationen und sogar Feste in der Stadt stattfinden konnten, hat die Regensburger Gesellschaft endlich einen eigenen Punkt gesetzt.
Amelie Altenbuchner