„Der Baum der Verwandlung blüht ewig.“

Ich habe vorhin eines vergessen zu fragen, wovon hast du in der DDR gelebt?

Seltsamerweise habe ich eine Beständigkeit, die mich selbst verblüfft. Im Prinzip habe ich damals genau so gelebt wie heute. Seit 1987 bin ich in dem Atelier in Pankow und damals mit Slide-Shows von Wismar bis nach Karl-Marx-Stadt gefahren und habe meine Bilder gezeigt. Publikum, Interessierte gab es zahlreich. Danach fand meist ein Künstler-Gespräch statt, das sehr gut bezahlt wurde. So habe ich gelebt und gar nicht schlecht.“

Gundula, willst Du Adressen nennen, unter denen Bilder von Dir zu finden sind?

Die Ausstellung „Kunst und Kalter Krieg“ im Deutschen Historischen Museum, Berlin geht noch bis Januar 2010. Dort habe ich eine wunderbare Installation aus „Der Große und der kleine Schritt“ und aus „Berlin. In einer Hundenacht“.

 

Dann beginnt Ende November die Ausstellung „BLICK ZURÜCK NACH VORN“ mit dem Untertitel ‚Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit’ in der Galerie Pankow, Breite Straße 8. Ich bin auch dabei. Verschiedene Künstler aus der späten DDR werden gezeigt. Dichter sind dabei. Christoph Hein, Durs Grünbein beispielsweise lesen. Auch Bilder von Lutz Dammbeck und Ralf Kerbach werden ausgestellt.

Am 26. November beginnt die Ausstellung „Und jetzt“ im Künstlerhaus Bethanien Gezeigt werden Künstlerinnen aus der DDR, Tina Bara, Verena Kyselka, Gabriele Stötzer, Erika Stürmer-Alex, Ramona Welsh, Cornelia Schleime, Annemirl Bauer, Else Gabriel, Angela Hampel. Christine Schlegel, Erika Stürmer, Karla Woisnitza . Die Ausstellung geht bis zum 20. Dezember 2009.

„Eulenschrei des Verborgenen“, Bilder aus den Anden bei Pixel Grain in der Rosenstraße hatte ich schon erwähnt. Die Ausstellung ist bis zum 18. November 2009 geöffnet.

Ja. Das sind die Ausstellungen in Berlin.

Von Dir sind in London Bilder zusehen. Wie hat sich der Weg dorthin geebnet?

„Die britische EU-Vertretung zeigt „Berlin. On the dogs Night“. Die Ausstellung begann am 3. November. Wie das kommt, das weiß ich auch nicht. Die Briten haben mehr Interesse an dem Mauerfall und wollen den Anlass nutzen, zu feiern. Ich habe zu England eine sehr gute Verbindung. Ich werde jedes Jahr nach England gerufen und ich fühle mich sehr wohl da.

Welches Bild möchtest Du am liebsten unseren Lesern zeigen?

Das weiß ich jetzt auch nicht. Vielleicht aus den letzten Tagen, aus der Hundenacht – oder eine Ruine? Such Dir aus ….

   

  

„ …man kann einen Fluss nicht anhalten.“

Wie sah bei Dir der 9. November vor 20 Jahren aus?

„Am 9. November 1989 bin ich aus Amsterdam nach Berlin gekommen. Dort war ich in der New Kerk an einer Ausstellung beteiligt. Ich war also in Berlin aus Amsterdam angekommen und hörte dort, in West-Berlin, dass die Mauer offen sei. Das habe ich natürlich erst nicht geglaubt. Aber dann war die ganze Stadt voller Menschen und wir sind zum Brandenburger Tor gegangen und ich habe dann nur noch als Fotografin reagiert. Ich hatte davor ja schon die ganzen Montags-Demonstrationen in Leipzig fotografiert.

Bist Du bei den Montags-Demonstrationen mitgegangen oder hast Du dort gearbeitet?

„Ich habe dort gearbeitet  u n d  ich bin mitgegangen. Es war für mich dasselbe. Es war schon ein Risiko. Keiner wusste, was dort passierte und jeder, der dahin gegangen ist, dem war klar, das es auch gefährlich werden kann.“

Heute nach 20 Jahren sagen die Künstler wie auch die Bürger und die Politiker – WIR haben es erreicht. Wir haben die Regierung so bewegt, dass die Erklärung am 9. November 1989 von Schabowski zwangsläufig kommen musste, wenn gleich der Termin unklar war, aber: „Wir haben die Mauer geöffnet.“

„Ja; das habe ich ja schon gesagt, man kann einen Fluss nicht anhalten. Ich kann mich nicht wehren gegen universelle Gesetze, das geht nicht. Und die konnten das auch nicht.“

Danke schön an Gundula Eldowy.

Interview Evelin Frerk

Reproduktionen der Fotografien aus dem Werk von Gundula Schulze Eldowy nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Künstlerin.

Das gilt auch für die aktuelle Fotografie von Gundula Eldowy von Evelin Frerk.

 

Aktuelle Ausstellungen
mit Beteiligung von Gundula Schulze Eldowy

Dresden: Hab ich Euch nicht blendend amüsiert? Weibliche Subversionen in der späten DDR-Kunst.

London (Einzelausstellung): „Berlin. On a Dog’s Night.“

Frankfurt: „Denk ich an Deutschland...“ Positionen ostdeutscher Fotografie

Berlin: „blick zurück nach vorn“ – Künstler reagieren auf das Ende der Mauerzeit

Berlin: „Und jetzt - Künstlerinnen aus der DDR“ 

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Das Gespräch als Videos auf hpdvideo von YouTube:

Teil 1
Teil 2
Teil 3
 

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Die anderen Gespräche:

Gespräch (4): „...und irgendetwas gab es immer nicht.“
Gespräch (3): „Findet eine Revolution statt, wird doch gearbeitet“
Gespräch (2): „Wir waren zwar alle aufgeklärte Marxisten...“
Gespräch (1): „Leben im Wandel des ‚Systems'"