Atheismus als Grundlage des Humanismus

Auf das Fundament kommt es an

Ein naturalistisches Fundament gründet auf der Realität. Ein religiöses Fundament gründet auf Sand, also unsicherem Boden. Auch von daher neigen religiöse Wertesysteme dazu diktatorisch zu werden, wenn sie über Macht verfügen. Sie dürfen ihre Fragwürdigkeit nicht in Frage stellen lassen.

Die christlichen Kirchen haben dies über Jahrhunderte bewiesen. Immer dann, wenn ihre Macht in Frage gestellt wurde, haben sie mit Repressalien reagiert. Erst heute, da sie relativ machtlos sind, verzichten sie notgedrungen auf „Daumenschrauben“.

Wie ein theokratiches System auf Freiheitsrufe reagiert, können wir aktuell im Iran sehen.

Atheismus ist eine sichere Basis, um eine Ethik für alle Menschen zu entwickeln, da der Atheismus auf keiner falschen Annahme beruht. Er macht erst gar keine Annahmen, für die es keine Beweise gibt.

Von dieser Basis aus, die im Grunde keine Basis ist, da sie auf nichts gründet, liegt ein unbestelltes Feld ethischer Möglichkeiten.

Auf diesem Feld können Irrtümer wachsen, wenn es falsch bestellt wird. Doch hat der Mensch Verstand und Gefühl genug, damit er es zum Wohl der Menschheit bestellen kann.

Philosophie, Wissenschaft und Kunst sind die süßesten Früchte, die sich daraus entwickelt haben. Humanismus sein stärkster Trieb.

Das Feld der Religion hingegen ist übersät mit Disteln der Intoleranz, der Gewalt, der Unterdrückung, des Fanatismus, der Bevormundung, der Rückschrittlichkeit, von Angst- und Schuldgefühlen. Unter diesem Gestrüpp ersticken die wohlschmeckenden Früchte der Religion, die es zweifellos auch gibt.

Daher wird es nun endlich Zeit, dass das verwüstete Feld neu bestellt wird. Wer sich auf Gott beruft, soll nicht mehr gehört werden. Immer neue religiöse Ansprüche sind wie Salz im Boden. Daraus kann nichts Fruchtbares erwachsen.

Statt Religionen immer mehr Raum zu überlassen, ist der Samen der Aufklärung zu streuen. Das kann schmerzlich sein für die, deren Weltanschauung darauf noch nicht vorbereitet ist. Es wird unvermeidlich zu Anpassungskonflikten kommen. Doch es ist soviel mehr zu gewinnen, als zu verlieren. Zu gewinnen ist ein Miteinander gleichberechtigter Menschen. Zu verlieren ist nur ein sehr sehr alter Irrtum.

Gründet Humanismus auf Atheismus oder folgt dem Atheismus der Humanismus, so kann getrost auf Religion verzichtet werden.

Der Mensch bedarf keines übernatürlichen Wesens, dass ihm sagt, was er für gut und richtig empfinden muss. Der Mensch muss nur in sich hinein hören. Lust und Schmerz liegen in seiner Natur. Er ist von Natur aus in der Lage das eine von dem andern zu unterscheiden. Das ist evolutionärer Humanismus.

Muss der Mensch vor sich selbst geschützt werden?

Weder aus religiöser, noch aus naturalistischer Sicht ist der Mensch ein Lebewesen, das nicht auch zerstörerische Seiten hat.

Verbleibt also die Frage, ob Religion nicht doch notwendig ist, um den Menschen vor sich selbst zu schützen? Religion bietet neben Regeln auch gleich noch einen Aufpasser für die Einhaltung der Regeln an, einen omnipotenten Aufpasser, der straft oder belohnt und so die äußerliche Einhaltung der Regeln gewährleistet.

Betrachten wir es ganz sachlich. Wenn es denn diesen Aufpasser gibt, so verrichtet er einen lausigen Dienst. Seine gläubigen Religionsanhänger haben eine solche Unmenge an Beweisen geliefert, dass alle Verbrechen, alle Niedrigkeiten und Gemeinheiten ungestraft durchgehen. Der Glaube an einen solchen Aufpasser ist also nicht nur unsinnig, sondern auch nutzlos.

Das erkennen auch Religionsvertreter. Daher haben sie praktischerweise die endgültige Bestrafung oder Belohnung für die angebliche Zeit nach dem Tod erfunden. Damit entzieht sich deren Behauptung jeder Nachprüfung.

Hat es etwas am tatsächlichen Verhalten der Menschen geändert? Nein. Religion nimmt sogar für sich in Anspruch die größten Verbrechen, verklärt als Sünden, vergeben zu können. Es ist sehr praktisch zu wissen, dass man die schlimmsten Verbrechen begehen und durch Buße seinen Strafen entgehen kann. Und es gibt immer einen Gott, für den zu töten erlaubt ist.

Was ist ein Wertesystem wert, dass nicht aus eigener ethischer Überzeugung eingehalten wird und nur aus Angst vor Strafe, oder aus Berechnung auf Belohnung eingehalten wird? Bei erstbester Gelegenheit entwindet man sich seinem Aufpasser und tut die schlimmsten Dinge, wenn man die Neigung dazu in sich trägt, oder man glaubt, Gottes Willen zu vollstrecken.

Vertritt man aber aus eigener Überzeugung ethische Werte, ohne sich von einem nicht existenten übernatürlichen Wesen beirren zu lassen, so ist man in seinen Werten gefestigt, denn die eigene persönliche Identität ist daran geknüpft. Man trägt selbst die Verantwortung für das was man tut, für das was man nicht tut und für das wofür man einsteht. Man ist ein erwachsener Mensch.

„Mit und ohne Glauben können sich gute Menschen anständig verhalten und schlechte Menschen Böses tun; doch damit gute Menschen Böses tun, dafür braucht es Religion.“ (Steven Weinberg)