KIT – Das Kriseninterventionsteam

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Gespräch mit Dieter Hashagen (li.) / Foto: HFWE

BRAKE. (hf-wm/hpd) “Sie gehören zur Spitze der Gesellschaft”, so wurde das Kriseninterventionsteam (KIT) kürzlich in einem Artikel der Johanniter betitelt. Auf der diesjährigen Maikundgebung in Brake konnte man KIT-Mitarbeiter Dieter Hashagen treffen, der zusammen mit dem KIT-Pressesprecher Torsten Renken für KIT-Wesermarsch am Info-Stand Interessierte/Neugierige vom Einsatzbereich des Kriseninformationsteams unterrichtete.

Dieter Hashagen – auch Vorsitzender des Humanistischen Verbandes Wesermarsch und Feier-/Trauerredner für kirchenfreie Menschen neben seinem Altenpflegeberuf – antwortete auf Fragen, die besonders uns Humanisten, vom Humanisten Forum Weser-Ems (HFWE) interessierten.

 

HFWE: Ihr Mitarbeiter von KIT werdet zu Notfällen oder Unfällen gerufen, wenn Betroffene seelisch betreut werden müssen, wie Betroffene des Unfalls, als Verursacher oder Opfer oder deren Helfer z. B. Feuerwehrleute oder Sanitäter. Warum ist es wichtig, dass auch ein Humanist (Konfessionsfreier, Kirchenfreier, Atheist) bei KIT mitarbeitet?

Dieter Hashagen: Die Notfallseelsorge im KIT wurde durch meine Mitgliedschaft zur atheistischen Betreuung erweitert. Beispiel: Bei einem drohenden Suizid eines älteren Herrn lehnte dieser gegenüber dem Rettungsdienst es ab, von einem Pastor der Notfallseelsorge betreut zu werden, da er selbst nicht an einen Gott glaube. Er kannte mich dem Namen nach persönlich und war mit meinem Besuch und mit einem Gespräch mit mir einverstanden. Nach meinem Eintreffen konnte der Rettungsdienst abrücken. Nach einem 1-stündigen Gespräch war von einem Suizid keine Rede mehr.

Leute mit Migrationshintergrund werden nicht selten seelisch von Gleichen betreut, so Humanisten, Atheisten auch von Gleichgesinnten. Natürlich erkennt man nicht am Unfallort, ob ein Betroffener Christ, Humanist, Atheist, Buddhist oder Moslem ist. KIT ist grundsätzlich (religions-) neutral und überparteilich. Ansonsten ist es eigentlich egal, wer an einem Unglücksort als erster seelische Erste-Hilfe leistet. Da bin ich einfach nur ein Teil meines Teams, egal welche Weltanschauung ich nun vertrete. In erster Linie bin ich Mensch, akzeptiere den Betroffenen, so wie er ist und versuche mitmenschlich zu handeln.

Seid Ihr besonders geschult zu dieser seelisch schweren Aufgabe?

Jeder von uns bringt seine berufliche Erfahrung ein. Wir besuchen regelmäßig stattfindende Schulungen und werden durch Fachleute ausgebildet. Wichtig ist auch die Super-Vision, in der wir uns gemeinsam mit Psychologen austauschen. Manchmal sind wir nach einem Einsatz selbst stark betroffen, manchmal auch wie ausgebrannt. Dann brauchen auch wir Menschen, die uns zuhören und vielleicht auch mal in den Arm nehmen.

Gibt es auch Situationen, wo ein KIT-Mitarbeiter aus seelischen Gründen selbst nicht zu Unfallstellen oder Unglücksorten kommen kann?

Selbstverständlich – z. B. wenn bei einem plötzlichen Kindstod in der eigenen Familie eine Kollegin den Auftrag bekommt, eine junge Familie in solch einer Situation zu betreuen. Dann ist es besser, den Auftrag einem anderen Kollegen zu übergeben. Jedes Teammitglied hat dafür Verständnis, also immer dann, wenn man zu sehr persönlich betroffen ist. Dann ist es kaum noch möglich, eine gesunde Distanz zum Geschehen zu bekommen.

Welche Berufsgruppen wären besonders geeignet für die ehrenamtliche Mitarbeit?

Vor allem sind Berufsgruppen geeignet wie Krankenpfleger, Altenpfleger, Seelsorger, Rettungsassistenten, Feuerwehrleute, Sozialpädagogen oder Sozialberater, eben psychisch stabile Menschen, die zudem noch lebenserfahren sind und im Umgang mit dem Thema Tod und Sterben geschult sind und vielleicht auch durch das Berufsleben damit umzugehen gewohnt sind.

KIT-Mitarbeiter erkennt man auch an der gelben KIT-Weste. Euch als “Gelbe Engel” zu bezeichnen, wäre aus zwei Gründen nicht angebracht: Der ADAC hat das “Copyright” und mit “Engeln” haben Atheisten nichts im Sinn. Gäbe es für einen Humanisten aus seiner humanistischen Sicht eine kurze plakative Assoziation für KIT?

Da fällt mir nur folgender Spruch ein, der hier am besten passt: “Man ist nicht Mensch, weil man geboren ist, man muss Mensch werden” (Oskar Kokoschka). Kurze Gedankenverbindung zu KIT? “Helfer für Helfer”, humane Helfer, Menschen für Menschen!

Danke für das Gespräch!

Die Fragen stellte Hasso Bensien

Mit freundlicher Genehmigung des Humanisten Forum Weser-Ems