Eine Genugtuung für Dr. Matthias Thöns. Er hatte in seinem Buch "Patient ohne Verfügung" auf ausufernde Übertherapie hingewiesen, die nicht zum Wohle von PatientInnen, sondern aus ökonomischen Interessen durchgeführt wird. Viele Kollegen von ihm fühlten sich dadurch zu Unrecht diffamiert, er wurde angefeindet. Doch heute erscheint der STERN mit dem Titel: "215 Ärzte fordern: Mensch vor Profit!" - und Thöns steht mit anderen sogenannten Whistleblowern nicht mehr allein da.
Wenn es uns nach einer Krankheit besser geht, wissen wir oft sofort, warum – und liegen damit dann gerne völlig falsch. Das macht uns zur leichten Beute für Scharlatane.
Die Politik sieht Handlungsbedarf bei der Berufsgruppe der rund 46.000 HeilpraktikerInnen in Deutschland. Der bevorstehende Prozess gegen Klaus R. wegen des Todes von drei Krebspatienten hat die Frage aufgeworfen: Ist er Ausdruck eines Systemfehlers? GesundheitspolitikerInnen der Parteien im Bundestag fordern nun Reformen bis hin zum Auslaufen des Heilpraktiker(un)wesens.
Es ist ja schön und gut, wenn Medizin und Naturheilkunde versöhnt werden – aber ist es wirklich nötig? Überhaupt: Um was streiten die beiden denn? Natalie Grams versucht, Antworten zu finden.
In Großbritannien wurden neue Richtlinien zur Einnahme der Antibabypille veröffentlicht. Eine monatliche Pillenpause samt damit verbundener Blutung wird nicht mehr als notwendig erachtet. Diese bis heute weit verbreitete Pillenpause geht laut einem Professor für Reproduktionsmedizin auf den Versuch zurück, den Papst vor rund 60 Jahren durch Nachahmung eines natürlichen Menstrualzyklus für die Pille zu begeistern.
Die Reichen und Schönen dieser Welt haben für sich eine neue Methode entdeckt, wie sie dem Alterungsprozess ein Schnippchen schlagen können. Und zwar mit Hilfe eines Serums, das aus – ja – Vorhäuten gewonnen wird.
Schon mal gehört? "Medikamente wirken ja gar nicht, glaube ich, bis auf die Nebenwirkungen natürlich! Und wer das nicht zugibt, steht auf dem Lohnzettel der Pharmabranche." Warum ist eigentlich die Ansicht so weit verbreitet, dass Medikamente der "Schulmedizin" weitaus mehr schaden würden als nutzen, auch zu hören in der Variante, ihre Wirkungen würden gegenüber ihren Nebenwirkungen sozusagen kaum ins Gewicht fallen?
Das schwarz-grüne Landeskabinett möchte Forschungen auf dem Gebiet der alternativen Heilpraktiken die Sporen geben. 2019 wird die Universität im baden-württembergischen Tübingen einen Lehrstuhl für integrative Medizin und Naturheilkunde zu Wasser lassen, so ein entsprechender Beschluss. Erklärtes Ziel ist auch die rasche Ausbildung zusätzlicher "Alternativmediziner". Ausgerechnet im Bereich der Onkologie, also der Krebsforschung, soll die neue Professur beheimatet werden.
Intensivmedizinische Maßnahmen breiten sich rasant aus und werden zunehmend auf Patientiengruppen ausgeweitet, die davon nicht mehr profitieren. Abrechnungsoptimierte Beatmung ist an der Tagesordnung. Mittlerweile sind 75 % der Intensivpatienten im Rentenalter.
Wie reagiert man, wenn man erfährt, dass ein approbierter Arzt eine nicht vorhandene Krankheit mit einem unwirksamen Mittel behandelt? Man wird den Kopf schütteln. Wie aber sieht es aus, wenn man zusätzlich erfährt, dass es um einen Arzt geht, der im Rahmen eines "Bundes katholischer Ärzte" offen eine Therapie "gegen Homosexualität" mittels Homöopathie (plus Psychotherapie und religiösem Beistand) propagiert? Das Kopfschütteln verwandelt sich wohl in mehr oder weniger entsetzte Ungläubigkeit.
Medikamente mit Nebenwirkungen, lange Warteschlange beim Arzt, unpersönliche Mediziner in Zeitnot: Brauchen wir nicht dringend Alternativen? Unbedingt, meint Natalie Grams - aber nur echte.
Die Homöopathie ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich erledigt. Ihre Annahmen zur Entstehung von Krankheiten und zur Funktion des Körpers wurden – wie unzählige andere vorwissenschaftliche Vorstellungen – durch die Zellularpathologie Rudolf Virchows und die rasant darauffolgenden medizinwissenschaftlichen Entdeckungen und Entwicklungen ad absurdum geführt. Die Grundannahmen von Samuel Hahnemanns Lehre sind unhaltbar.
Bis vor einem Jahr brauchten Patienten noch eine besondere Erlaubnis dafür. Seit dem 10. März 2017 ist die Verschreibung von Cannabis-Medizin auf Kassenrezept dank eines neuen Gesetzes leichter geworden. Doch es gibt noch erhebliche Widerstände.