Bangladesch

Muttermilchspende aus religiösen Gründen eingestellt

Der Plan eines Krankenhauses in Bangladesch, unterernährten Säuglingen durch Muttermilchspenden zu helfen, wurde aufgrund von Protesten fundamentalistischer Muslime eingestellt. Die Kritiker sehen in dem Programm einen möglichen Verstoß gegen religiöse Regeln.

Muttermilch ist aufgrund ihrer Zusammensetzung insbesondere für Neugeborene die beste Nahrung. Doch nicht für alle Kinder steht Muttermilch auf natürlichem Wege zur Verfügung. Sei es, weil die Mutter verstorben ist oder weil sie selbst nicht genug Milch produziert. Durch Muttermilchspenden kann diesen Kindern geholfen werden. Rund 750 Frauenmilchbanken gibt es weltweit.     

Laut Medienberichten hat ein Krankenhaus in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, nach Protesten fundamentalistisch-muslimischer Kleriker seine Pläne für ein Muttermilchspenden-Programm eingestellt. Das Programm, das ursprünglich im Dezember gestartet werden sollte, sah vor, mit Muttermilchspenden bis zu 500 unterernährte und verwaiste Kindern aufzupäppeln. Bangladesch hat eine der höchsten Raten an Unterernährung bei Kindern weltweit.

Die muslimischen Kleriker, die das Programm kritisieren, befürchten durch die Muttermilchspenden einen möglichen Verstoß gegen religiöse Regeln des islamischen Rechts. Darin sei vorgeschrieben, dass zwei Babys, die Milch derselben Mutter trinken, später nicht heiraten dürfen. Dies sei jedoch im Fall einer Muttermilchspende nicht ausgeschlossen, da sich die Kinder als Erwachsene begegnen und heiraten könnten – unwissend, dass sie Milch derselben Mutter getrunken hätten. Ihre Heirat und ihre Nachkommenschaft wären damit aus streng islamischer Sicht nicht rechtmäßig.

Der Islam ist in Bangladesch Staatsreligion. Fundamentalistische muslimische Kreise gewinnen in dem südasiatischen Land seit Jahren immer mehr Einfluss. Morde an Menschen, die sich öffentlich zum Säkularismus oder gar Atheismus bekennen, sind dort keine Seltenheit.

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