Blasphemie-Ermittlungen gegen afghanische Journalisten

(hpd/rdf) Aufgrund eines Artikels, der in der Zeitung “The Afghanistan Express” Mitte Oktober erschien, hat die neue afghanische Regierung Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Blasphemie gegen leitende Mitarbeiter der Zeitung eingeleitet. Bisher kam es zu keinen Verhaftungen. Der Artikel stellte die Frage, inwiefern es sich bei dem Gott, den die IS-Terrormilizen und die Taliban anbeten, um denselben Gott handelt, den die restlichen Muslime weltweit verehren.

"Der IS und die Taliban benutzen dieselbe Flagge, auf der steht, dass es keinen anderen Gott und keine andere Religion gibt als den Gott der Muslime und dass Mohammed der einzige Prophet ist. Dies ist eine ziemlich interessante Beobachtung. Um ein Muslim zu werden, muss man bekennen, dass es keinen anderen Gott gibt als den Gott der Muslime. Buchstäblich jeder Muslim glaubt, dass weder Jesus, Gott Vater, Maria und auch kein anderer Gott auf dem Planeten geduldet wird neben dem Gott der Muslime. Hier gibt es also keinen Verhandlungsspielraum. Manche sagen vielleicht, das sei wie Nazismus auf einer anderen Ebene. Einer Gruppe das Existenzrecht zu verweigern übersteigt nicht nur das Niveau an Intoleranz, sondern erzeugt auch eine weltweite Philosophie der Diskriminierung, welche ausnahmslos unmenschliches Denken darstellt.

Es ist ziemlich interessant zu sehen, wie dogmatisch sie sind, wenn es um die Aufnahme und den Verlust neuer Glaubensmitglieder geht. Der Islam heißt weltweit jeden einzelnen von ganzem Herzen willkommen, der Mitglied in seiner Gemeinschaft werden will. Wenn sich jedoch umgekehrt ein Mitglied vom Islam abwendet, behandeln sie ihn keineswegs so nett. Mohammed sagt: “Ihr Muslime dürft jeden dieser Leute töten; Ehebrecher, Mörder und Abtrünnige.” Nun, ich kann verstehen, dass die Taliban, als sie den Völkermord an der Hazara-Minderheitsbevölkerung in meiner Provinz Afghanistans – Ghazni – verübten, diese Tat damit rechtfertigten, dass die Vorfahren der Hazara während des Ali-Kalifats den Islam verließen. Sie zu töten ist daher keineswegs eine Sünde.

Genau 20 Jahre später wiederholt eine der Taliban im Irak ähnliche Gruppe, der IS, dieselben Worte: Schiiten und säkulare Menschen stehen außerhalb des Islams, sie zu töten ist eine Manifestation des Islams und findet die Zustimmung ihres Propheten und ihres Gottes. Ich möchte hier zu ihrem Gott sprechen. Was für eine Art von Gott bist du? Bist du verrückt? Du behauptest, alle menschlichen Wesen erschaffen zu haben, und nun bist du voll Zorn dabei, dein Königreich zu zerstören. Kannst du es erdulden, dass ein unschuldiger Mensch getötet wird? Ist dir das Recht? Was sonst macht dich glücklich? Ich verstehe dich, “Gott”, nicht.

Ich lasse dich da oben im Himmel allein. Werden die Schreiber und Philosophen bald zu der Erkenntnis kommen, dass du niemals nett zu uns “Menschen” warst? Du hast behauptet, den ganzen Stamm Lot (Lot Sure im Koran) vernichtet zu haben, nur weil sie Homosexuelle waren. Du sagst Muslimen, dass Christen und Juden ihre Feinde sind und die Welt für immer geteilt haben.

Solltest du das nicht gesagt haben und sollten all die Koranverse nicht wahr sein, warum schweigst du dann? Wenn du die Taliban und die IS nicht magst, warum lässt du dann zu, dass sie deine Worte missbrauchen? Denn in der sogenannten Heiligen Bibel scheinst du eindeutig zu sagen, dass du die höchste Macht auf Erden bist, die jederzeit alles auf der Welt ändern kann. Welche deiner und ihrer Worte sind wahr? Was ich seit meiner Kindheit gesehen habe, löst in mir keinen Respekt für dich aus. Wenn es dich gibt, dann bist du kein guter Verwalter.

Tatsächlich ist es so, dass sich Gott weder um die Menschheit kümmert noch darum, ob man ihn verehrt oder nicht. Es handelt sich heute um eine sehr alte und langweilige Erzählung. Uns geht es gut ohne Gott. Gott hat die Weltkriege nicht beendet, es waren Menschen, die sich dafür entschieden. Ich hoffe, dass allen Menschen klar wird, dass nichts da oben ist, das den Menschen behilflich ist. Menschen für das Paradies oder die Zustimmung des Propheten oder Gottes zu töten ist gleichbedeutend damit, Menschen für Nichts zu töten."

Nachtrag: Der Afghanistan Express druckte kurz nach Erscheinen des Artikels eine Entschuldigung ab und erklärte, der Artikel sei aufgrund eines technischen Versehens anstelle eines anderen Artikels veröffentlicht worden, entstamme dem privaten Blog true-pen.com und entspreche nicht den Grundsätzen der Zeitung.

 


Übersetzung: Daniela Bartl, Elisabeth Mathes

Quelle: theafghanistanexpress.com

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