Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters

Schild(bürger)streit in der Uckermark

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Ursprünglich hingen die Nudelmessehinweisschilder an den Masten der Gottesdiensthinweistafeln.

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Eines der neuen Schilder
Eines der neuen Schilder

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Ein rbb-Team filmt Rüdiger Weida, ein sat1-Team filmt das Filmteam
Ein rbb-Team filmt Rüdiger Weida, ein sat1-Team filmt das Filmteam

TEMPLIN. (hpd) Das kleine, beschauliche Ackerbauernstädtchen Templin kennt kaum jemand, der sich nicht zufällig oder erholungssuchend dorthin verirrt. Das könnte sich jetzt ändern, fragen doch selbst die BBC und chinesische Medien nach dem Fliegenden Spaghettimonster, das in den Feldern um die Stadt gefeiert wird.

“Ich bin selbst am meisten überrascht, was unsere Nudelmessenschilder ausgelöst haben.” Der das sagt ist Bruder Spaghettus von der “Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters”. Im Normalleben heißt er Rüdiger Weida und kämpft schon seit Jahren mit einem Augenzwinkern für eine Trennung von Staat und Kirche. Das Fliegende Spaghettimonster (FSM) beruht auf der Idee des amerikanischen Physiker Bobby Henderson, der mit der absurden Religionsgründung den in den USA starken Kreationismus lächerlich machen wollte.

Nun sind zwar die Religionen, die den deutschen Pastafaris - wie sich die Anhänger des FSM selbst nennen - Konkurrenz machen, nicht ganz so penetrant wie die us-amerikanischen Kreationisten; trotzdem hat Bruder Spagetthus schon dem einen oder anderen Kirchenvertreter versehentlich (oder doch nicht?) auf den Fuß getreten. So trägt er zum Beispiel auch einen Führerschein in seiner Tasche, der ihn mit “religiöser Kopfbedeckung” zeigt und hat schon auf dem einen oder anderen Humanistentag eine “Nudelmesse” zelebriert.

Bruder Spaghettus bei einem der Schilder
Bruder Spaghettus bei einem der Schilder

Doch solche Schlagzeilen wie derzeit hat er noch nie produziert: Die Tagesschau schreibt: “Pastafaris verärgern in Templin Katholiken und Protestanten”, in den Potsdamer Neuesten Nachrichten ist der evangelische Templiner Pfarrer Ralf-Günther Schein entsetzt und nennt das Ganze “einen Zirkus” und Manfred Chrzon, der Gemeindeleiter der Baptistischen Kirche Templin, hat laut rbb anfangs nur an etwas Nahrhaftes gedacht: “Ich dachte, da macht einer eine Nudel-Woche”.

Doch stattdessen hat das Straßenverkehrsamt nur der Aufstellung von vier Schildern zugestimmt. “Ihre Genehmigung war ein ganz normaler Verwaltungsakt auf der Grundlage einer Durchführungsverordnung” sagt Weida, “die ausdrücklich auch auf Weltanschauungsgemeinschaften abstellt.” Und so prangt das Ergebnis des Verwaltungsaktes unter den Hinweisen, dass es in Templin auch eine katholische Messe, einen evangelisch-freikirchlichen und einen evangelischen Gottesdienst gibt. Nun ist als Vierter im Bunde auch die freitägliche Nudelmesse dabei.

Sobald man sich auf einer der vier Straßen der kleinen Stadt nähert, präsentiert sich Templin als religiös recht ausgewogener Ort. “Gerade in einer offenen Gesellschaft wie unserer sollte es doch normal sein, wenn auch die Werbung für unterschiedliche Weltanschauungen an einem Ort versammelt ist”, sagt Bruder Spagetthus und lächelt.

Witzig ist, dass der Sprecher des Erzbistums Berlin, das auch für Templin zuständig ist, den Pastafaris Missionierung unterstellt. Darüber sollten wir noch einmal reden, wenn die “Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters” Geld vom Staat haben will für einen Kirchentag oder verpflichtend Religionsunterricht einrichten möchte; in den Rundfunkräten Sitz nimmt und sich in trauter Runde mit Politikern und Juristen trifft.

Zwischenzeitlich wurden die Schilder (rechtswidrig) abgeschraubt und nach einer Diebstahlsanzeige wieder zurückgebracht. Neue Schilder wurden angeschraubt und "in der kommenden Woche wird es aller Voraussicht nach ein Gespräch mit dem Bürgermeister, Pfarrer Schein und evtl. dem katholischen Vertreter geben." Es sieht ganz danach aus, dass ein Kompromiss gefunden wird, sagt Weida. "Der könnte dann so aussehen, dass grundsätzlich die Schilder bleiben, wir aber eigene Masten bekommen."

Der Schilderstreit ist noch nicht am Ende ...