Deutschland Deine Kinder (21)

"Gut gemeint – schlecht gelaufen"

Zum 31. Dezember 2014 werden nun letztmalig Anträge von Betroffenen (West) für Leistungen aus den Fonds angenommen. Das ZDF kommentiert am 16. Dezember 2014, also 15 Tage vor Ablauf der Antrags-Frist, in der Sendung “frontal” das Ergebnis mit “Gut gemeint – schlecht gelaufen” und wies auf die auslaufende Antragsmöglichkeit hin.

10.000 Euro sehen die Fonds zur Auszahlung für Sachleistungen vor. Dafür sind Quittungen vorzulegen. Die Beratungen der Anlaufstellen gehen auf individuelle Wünsche ein, die Entscheidungen der Antragsteller sind ebenso individuell. Richtlinien sind einzuhalten. Eine geringe Rente aufzustocken ist nicht vorgesehen, eher eine sogenannte “Weltreise”, Zahnreinigungen, eine Sitzgarnitur etc.

Es gibt Stimmen von Betroffenen, die anderes fordern, beispielsweise der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. (VeH),vertreten durch seinen Vorsitzenden Dirk Friedrichs.

Eine “Entfristung” der Fonds Heimerziehung Ost und West ist im Gespräch. Auch geht der VeH auf den sogenannten “Ost-Fond” ein, der seit dem 30. September 2014 für Neuanmeldungen geschlossen ist. Der VeH stellt grundsätzlich die Schließung der Fonds in Frage und fordert erneut, Zahlungen an die durch Heimerziehung Geschädigten müssen drastisch aufgestockt werden. Mögen die deutschen Politiker in Bund und Ländern beispielsweise nach Irland schauen.

Ebenfalls zur Seite geschaut haben die Politiker bisher bei Kindern, gleich welchen Alters, die in den Jahren 1949 - 1975 bzw. in der DDR bis 1989 in Behinderteneinrichtungen leben mussten. Diese Gruppe bildete bisher eine Ausnahme. Sie wurde außer dem Forderungskatalog der Betroffenen nicht erwähnt. Ihnen stehen bisher keine Rentenausgleichszahlung zu. “Kinder, die in die Psychiatrie gezwungen wurden, gehen ganz leer aus”, stellt der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. fest. Diese Gruppe, so die deutlichen Worte der Vorsitzenden Vollmer vom “Runden Tisch Heimerziehung”, waren nicht Gegenstand der Untersuchung.

Ehemalige Heimkinder sind verunsichert und stellen Fragen, auf die bisher keine oder ausweichende Antworten kamen. Werden die Fonds aufgestockt und wenn ja, wann und durch wen. Ebenso blieb im Raum die Frage stehen: “Wie viele von uns müssen noch sterben, ohne dass sie die 2011 zugesicherte Leistung bekommen?”

Und deshalb sagt der Vorsitzende des Vereins ehemaliger Heimkinder e. V. für seine Mitglieder: “Wir reden immer von einer Zahl. 400.000 Ehemalige von ursprünglich 800.000 bis 1 Million Heimkindern, so wurde von Wissenschaftlern geschätzt, müssten noch leben. Wie viele nun bundesweit am Hilfsfonds WEST partizipiert haben, wissen wir noch nicht. Es gibt noch keine konkrete Zahl. Wir haben mindestens wöchentlich einen Anruf von Ehemaligen, die noch nie vom Hilfsfonds gehört haben.
Unserer Forderung nach Anzeigen in überregionalen Zeitungen und Mitteilungen in anderen Medien wurde nicht entsprochen.
Es sind also noch einige Ehemalige, die entweder nicht wissen, das es die Fonds gibt, oder sich mit solchen rechtsfreien Almosen und der folgenden Retraumatisierung  nicht auseinandersetzten können oder wollen. Bei einer Entschädigung sähe dies ganz anders aus.
Dennoch machen wir über den 31.12.2014 weiter. Der Hilfsfonds kann nur ein erster Schritt in Richtung Entschädigung sein.
In der Vergangenheit hat es Eingaben bei hohen Gerichten auch beim Internationalen Strafgerichtshof Den Haag gegeben. Wir werden alles ausschöpfen, um endlich an eine wahrhaftige und rechtliche Entschädigung zu kommen. Und wenn es noch Jahre dauern wird. Basta!”