8. Mai ist Tag der Befreiung
Erst zum 40. Jahrestag 1985 wurde ein Umdenken deutlich. In seiner berühmten Rede 1985 zum Kriegsende sagte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker: "Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.
Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren. Andere empfanden Schmerz über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche vor dem geschenkten neuen Anfang."
Die Bundesregierung setzt sich inzwischen progressiv für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit von Ministerien und obersten Bundesbehörden ein. Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, das Bekenntnis zur deutschen Schuld und zur generationenübergreifenden Verantwortung, die Empathie für die Opfer und das entschlossene Einschreiten gegen Vergangenheitsvertuschung sind in den vergangenen Jahren zur Basis des deutschen Geschichtsdiskurses geworden.
Gedenken heute
Wie denken wir tatsächlich heute? In dem Maße, wie die Aufarbeitung der Geschichte selbstverständlicher Bestandteil der Kultur wurde, verlor sie die Möglichkeit aufzurütteln. Die Konfrontation mit der NS-Vergangenheit verlangt uns nichts mehr ab, weil sie uns nicht mehr betrifft. Die historische Aufklärung ist allgegenwärtig geworden und es kommen keine unangenehmen und unerwünschten Erkenntnisse hervor. Es wiederholen sich immer wieder die vertrauten Bilder.
Der Schrecken der Vergangenheit ist verflogen und der Tourismus hat auch von den dunklen Flecken der Geschichte Besitz ergriffen. Die Orte des Grauens dienen der Bildung genauso wie der Wirtschaft, als Alleinstellungsmerkmale des Marketings. Die nachfolgenden Generationen wollen aus der Distanz zu den Ereignissen, die sie nicht selbst erfahren haben, die Relikte der Epoche sehen und begreifen. Nicht nur das Gedenken an die Orte grauenhafter Machenschaften der Nazis sollte wach gehalten werden, sondern auch das Gedenken an die Befreier und deren Opfer. Nach dem Krieg sind zahlreiche Gedenkstätten und Ehrenhaine errichtet worden. In der DDR-Zeit wurden diese immer wieder für Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen genutzt.
In Dresden entstand bereits 1945 das erste für sowjetische Soldaten errichtete Denkmal nach dem Zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden. Es stand bis 1994 am Platz der Einheit und es fanden bis 1989 dort jährlich am 8. Mai Kranzniederlegungen statt. Nach der Rekonstruktion des des Platzes (heute Albertplatz) fand das Denkmal seinen neuen Platz in der Nähe des Militärhistorischen Museums. Auch heute fand an dieser Stelle eine feierliche Kranzniederlegung statt.
Im Vertrag über die Wiedervereinigung Deutschlands nahm das Thema sowjetische Ehrenmale und Kriegsgräberstätten eine wichtige Rolle ein. Die Bundesrepublik verpflichtete sich daher im Jahr 1992 im Abkommen vom 16. Dezember zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über Kriegsgräberfürsorge, deren Bestand dauerhaft zu gewährleisten, sie zu unterhalten und zu reparieren. Jegliche Veränderungen der Denkmale bedürfen daher der Zustimmung Russlands.