Museen für Satire

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Screenshot der Webseite mit Karikaturen aus "Charlie Hebdo"
Screenshot der Webseite mit Karikaturen aus "Charlie Hebdo"

BERLIN. (hpd) Nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo, bei dem zwölf Menschen starben, stehen Karikatur und Satire plötzlich im Fokus einer sehr viel breiteren Öffentlichkeit. Als Reaktion auf die Ereignisse in Paris haben sich vier führende Institutionen in den Bereichen Cartoon und Karikatur im deutschsprachigen Raum für eine Online-Präsentation zusammengeschlossen.

Die Webseite "Museen für Satire" ist ein Projekt des "Caricatura Museums Frankfurt – Museum für Komische Kunst", der "Caricatura – Galerie für Komische Kunst" in Kassel, dem "Cartoonmuseum Basel" sowie dem "Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover Wilhelm Busch".

Auf der Plattform des gemeinsamen Projekts findet man "Informationen zur Zeitschrift Charlie Hebdo und ihren Zeichnern sowie ausgewählte Karikaturen der Jahrgänge 2011 bis 2015, die einen Überblick über die Themenvielfalt und die Eigenheiten der Zeitschrift geben." Neben unterschiedlichen Reaktionen auf den Anschlag wurden auch allgemeine Fragestellungen zu Karikatur und Satire, insbesondere im Kontext der Meinungs- und Kunstfreiheit, zusammengestellt.

"Der Umgang mit Karikaturen setzt Wissen und ein Verständnis der Zusammenhänge voraus. Dies zu vermitteln, ist eine der zentralen Aufgaben unserer Arbeit. Mit diesem Projekt wollen wir zu einer Bewusstseinsschärfung für die im westlichen Kulturkreis verankerten Werte der Meinungs- und Kunstfreiheit beitragen" schreiben die Macher der Webseite über die Ziele des Projekts.

Zu den Hintergründen des Satiremagazins Charlie Hebdo heißt es dort, dass das Magazin "in der langen Tradition des französischen aufklärerischen, antiklerikalen und vor allem laizistischen Denkens" steht. Die religiöse Neutralität des Staates ist fester Bestandteil der französischen Gesellschaft und ein Grundprinzip der Französischen Republik. Charlie Hebdo führte (und führt) eine lange Tradition weiter, in der politische und gesellschaftliche Entwicklungen mit spitzer Zeichenfeder begleitet werden.

Nach dem Anschlag auf die Redaktion wurde in der Berichterstattung vermittelt, dass sich Charlie Hebdo vor allem als religionskritisches Heft einen Namen gemacht habe. Das ist so jedoch nicht richtig. Ende Februar 2015 veröffentlichte die französische Tageszeitung Le Monde eine Zusammenstellung: "Von 523 zwischen 2005 bis 2015 veröffentlichten Titelblätter der Zeitschrift behandelten allein 336 politische Themen – gefolgt von Wirtschaft und Soziales (85), Sport und Theater (42), Religion (38) und Sonstiges (22). Interessant ist weiter, dass sich die Titelseiten mit einer religiösen Thematik mehrheitlich mit dem Christentum (21) auseinandersetzten, und nur sieben mit dem Islam." (Quelle)

Einige der Zeichnungen, die die Religionen karikieren, werden auf der Webseite ebenfalls vorgestellt.

Tignous, Urbi et Orbi, No. 966, 2010
Tignous, Urbi et Orbi, No. 966, 2010
(Der Papst verlangt Sicherheit für alle Christen / "Jawohl, man will seine Ruhe!")

Das aufklärerische und mutige Projekt der vier Museen verdient Beachtung. Nicht nur wegen der Zeichnungen; sondern auch die beispielhaft abgedruckten (übersetzten) Artikel aus Charlie Hebdo sind das Lesen wert. Der kurze Text "Ein Islam für Frankreich oder ein Islam in Frankreich" von Charb zum Beispiel hat auch für Deutschland eine aktuelle Bedeutung. Wird doch auch hierzulande darüber debattiert, ob der Islam zu Deutschland gehört.