Eine weitere Vorstufe zur Sprachlichkeit entdeckt

Die Baby-Piepser der Bonobos

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Bonobo-Mädchen im Berliner Zoo
Bonobo-Mädchen im Berliner Zoo

BERLIN. (hpd) Junge Eltern meinen oft genau zu wissen, warum ihre Säuglinge ihre Pieps-Laute ausstoßen. Warum es die Bonobos im Kongo tun, wissen die Forscher der Universitäten Birmingham und Neuenburg Zanna Clay, Jahmaira Archbold und Klaus Zuberbühler nicht. Die Laute werden von diesen Primaten zu den vielfältigsten Anlässen ausgestoßen, beobachteten sie, und genau deshalb sehen die drei Wissenschaftler in ihnen einen Schritt zur Sprache.

Paviane haben unterschiedliche Rufe für Fressfeinde am Boden, im Baum oder in der Luft, wissen wir durch Dorothy L Cheney und Robert M. Seyfarth. Die Rufe sind angeboren. Wie sie einzusetzen sind, lernen die jüngeren von den älteren Mitgliedern der Gruppe, die auf sie nur dann reagieren, wenn sie angemessen eingesetzt werden. Schimpansen stoßen unterschiedliche Rufe beim Anblick verschiedener Fruchtbäume aus, fand Ammie Kalan heraus. Sie können sie sogar mit bestimmten Klangcharakteristika kombinieren, die mit der Größe der zu erwartenden Ernte in Korrelation stehen.

Das Interessante der Pieps-Laute der Bonobos besteht darin, dass sie nicht an eine spezifische Funktion geknüpft sind. Bonobos aller Altersstufen geben diese Laute bei geschlossenem Mund, ohne irgendeine Miene zu verziehen, von sich. Sie sagen wahrscheinlich eher etwas über ihre emotionale Befindlichkeit aus, mit der sie eine Situation quittieren, als über die Situation, die, sei es eine der Fellpflege oder des Futterns oder des Ruhens oder auf Wanderung, eher eine angenehme bis neutrale ist. In Zusammenhang mit Furcht Erregendem oder Unangenehmen ist dieser Laut nicht zu vernehmen. Weil die Bonobos die Piepser mannigfaltig einzusetzen scheinen, entspricht dies schon beinahe einer im elementarsten Sinne des Wortes auf- oder bemerkenden Funktion des Sprechens und geht über die unmittelbare akustisch vernehmbare Reaktion hinaus. Kritiker wandten aber auch ein, dass die Pieps-Laute unter Umständen lediglich dem Zusammenhalt der Gruppe dienen könnten.

Wegen der Ähnlichkeit mit den Lauten menschlicher Babys vermuten die drei Wissenschaftler, dass sie bei einem gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Bonobo erstmals aufgetreten sind und seither tradiert wurden, wobei sich ihr Bedeutungsinhalt erweitert hat. Dabei konnte sich eine Bedeutungsoffenheit wahrscheinlich besonders in gefahrlosen Situationen herausbilden.