Schnelle und behutsame Eingliederung von Flüchtlingskindern in das Bildungssystem

Perlen für Europa

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Das PEARLS-Team in Berlin: Bildungsreferent*innen, NGOs, Lehrer*innen und Wissenschaftler*innen aus der Tuerkei, aus Ungarn, Kroatien, Rumaenien und Deutschland.
Das PEARLS-Team in Berlin

BERLIN. (hpd) Die Frage nach einem solidarischen Europa ist in diesen Tagen lauter denn je. Neben brennenden Flüchtlingsunterkünften zeigt sich plötzlich eine große solidarische Gemeinschaft in Deutschland, die schnell und unbürokratisch den vielen Geflohenen hilft, die ärgste Not zu lindern und das unfreundliche Gesicht eines reichen aber unkooperativen Deutschlands in ein relativ mildes, zugewandtes zu verwandeln. Zumindest in diesen Tagen.

Die Frage nach einer möglichst schnellen Eingliederung für die vielen Menschen, die zu einem nicht unbeträchtlichen Teil traumatisierende Erfahrungen gemacht haben, stellt sich dringend. Amnesty International spricht von einem um ein vielfach erhöhten Risiko von psychischen Erkrankungen (PTBS1, posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen) unter geflüchteten Menschen im Vergleich zu dem Rest der Bevölkerung. Eine Teilhabe am Leben in der neuen Gemeinschaft, die schnelle und behutsame Eingliederung von Kindern in das Bildungssystem sind daher von großer Bedeutung für ein sicheres Ankommen im neuen Leben.

Was den Ländern Europas laut Tagespresse scheinbar so schwer fällt, findet jedoch auf EU-Ebene schon seit längerer Zeit statt: das gemeinsame Arbeiten an Lösungen, um die schwächsten Mitglieder unserer europäischen Gesellschaft zu fördern, zu unterstützen und teilhaben zu lassen. Dazu gehört auch die Sensibilisierung der autochthonen Bevölkerung, insbesondere jener Menschen, die Aufgaben im sozialen und Bereich Bildung haben.

Auch der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) beschäftigt sich seit langer Zeit im Rahmen der Bildungsarbeit, namentlich der Bereich Lebenskunde, mit den Erfordernissen einer sich stetig wandelnden Gesellschaft und ihren Anforderungen und Bedürfnissen. Dies geschieht unter humanistischen und praktischen Gesichtspunkten. Es werden in diesem Rahmen auch internationale Projekte vom HVD in der Türkei angeboten.

Das neueste Projekt, an dem 5 EU Länder beteiligt sind heißt PEARLS.

PEARLS ist die Abkürzung für das Projekt: Preventing Early School Leaving Through Inclusive Strategies.

Bernhard Stolz, Lebenskundelehrer und seit 10 Jahren verantwortlich für den Bereich internationale Projekte beim HVD, betont vor allem die sehr guten Erfahrungen der vergangenen Projekte, die vielen KollegInnen inspirierende Unterrichtseinheiten und Ansätze ermöglichten. Besonders der Blick über den Tellerrand, die Beiträge der anderen Partner sind wichtig um eigene Ideen kritisch zu überprüfen und gemeinsam an universell einsetzbaren Unterrichtseinheiten und Fortbildungen für KollegInnen aus dem Bereich Bildung zu arbeiten.

Stolz spricht in diesem Zusammenhang auch von der Notwendigkeit für alle Kollegien, sich intensiv mit dem Thema Vielfalt auseinanderzusetzen. Nur gut ausgebildete und interkulturell sensibilisierte LehrerInnen sind in der Lage, die Möglichkeiten, die im Thema Vielfalt stecken, voll auszuschöpfen und den Reichtum an Ressourcen zu sehen, wo andere Defizite vermuten. Den Beitrag des Humanistischen Verbandes Deutschlands sieht er vor allem in der Entwicklung von neuen Unterrichtsmodulen für die heterogenen Klassen sowie der Herstellung von neuen, europaweiten Vernetzungsmöglichkeiten für künftige Kooperationen.

Pearl-Logo

Worum geht es bei PEARLS?

Es geht um eine zentrale Frage im Bereich Bildung: Was unternimmt die EU gegen Schulabbruch?

PEARLS ist die Abkürzung für das Projekt: Preventing Early School Leaving Through Inclusive Strategies. Hier findet eine strategisch günstige Partnerschaft statt im Bereich Schule, finanziert durch das EU Erasmus+ Programm. Neun Einrichtungen aus fünf Ländern arbeiten eng zusammen um diese Herausforderung der Inklusion von potentiell gefährdeten SchulabbrecherInnen gemeinsam zu meistern. Die ProjektpartnerInnen (Schulen, NGOs, Lehrerausbildungsinstitute) werden Fördermaßnahmen für gefährdete SchülerInnen implementieren – indem ein enges Netzwerk mit verschiedenen Interessengruppen (zum Beispiel kommunalen Vereinigungen der nationalen Minderheiten, Kulturzentren etc.) aufgebaut wird.

Darüberhinaus wird ein internationales LehrerInnen-Training entwickelt und durchgeführt, das durch ein Erasmus+ KA1 Programm zu beantragen ist.

Es wird vom 24. bis 30. April 2017 stattfinden. LehrerInnen haben hier die Möglichkeit, ihre Kernkompetenzen im Hinblick auf Heterogenität und Vielfalt ihrer SchülerInnen zu vertiefen sowie den Ansprüchen einer kompetenten, europäischen Gemeinschaft in einem der wichtigsten Schlüsselbereiche für gelungenes Miteinander (Bildung) gerecht zu werden.

Desweiteren werden Techniken des Team Teachings und der erfolgreichen Öffnung der Schule zur Erweiterung und Vertiefung der Lehr- und Lernmöglichkeiten vermittelt.

Die hier genannten Techniken sollten zu der regulären Ausbildung im Bildungsbereich gehören, damit o.g. Programme nicht mehr nur einer engagierten Avantgarde von LehrerInnen zugute kommt sondern flächendeckend allen Menschen, die im Bereich Bildung eine Aufgabe haben.