Sonderheft zu Ludwig Feuerbach

Aufklärung und Kritik 3/2018 erschienen

Die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft e. V. mit Sitz in Nürnberg hält das Andenken an den großen Freidenker Ludwig Feuerbach (1804–1872) wach, der als geistiger Ahne diverser säkularer Organisationen und Strömungen gelten kann. Neben jährlichen Tagesseminaren, Themenführungen in Nürnberg und regelmäßigen Treffen an Feuerbachs Grab gibt die Gesellschaft auch in unregelmäßigen Abständen Hefte einer Schriftenreihe heraus. Soeben ist Heft 4 erschienen, zugleich als Schwerpunktheft der Zeitschrift Aufklärung und Kritik 3/2018 in bewährter Zusammenarbeit mit der ebenfalls in Nürnberg ansässigen Gesellschaft für kritische Philosophie GKP.

175 Jahre nach Erscheinen von Ludwig Feuerbachs Schrift "Grundsätze der Philosophie der Zukunft" im Jahr 1843 beziehen sich einige der Beiträge unmittelbar auf diese wichtige "Programmschrift" des Philosophen, die seinem Hauptwerk "Das Wesen des Christentums" folgte, in dem er bereits 1841 Religion als menschliches Wunschdenken entlarvt hatte. Im Folgenden wird ein Abriss der Beiträge im Heft gegeben.

Den Auftakt macht Hans-Martin Sass mit der Frage: "Wie modern sind unsere Klassiker?" Nach einer Einleitung zu Schillers Auffassung zu Sinn und Zweck des Geschichtsstudiums leitet er über zu den berühmten elf Feuerbach-Thesen von Karl Marx, mit denen dieser die Auffassungen Feuerbachs widerlegen wollte, um seine eigene Geschichtsdialektik zur Geltung zu bringen. Sass geht in seinem Beitrag diese Thesen im Einzelnen durch und kommt zu dem Schluss, dass Feuerbachs Ideen haltbarer sind als diejenigen von Marx und Engels. Anschließend wird in sechs Punkten die Bedeutung der Feuerbachschen Reformphilosophie für den globalen Dialog und die Humanität im 21. Jahrhundert herausgearbeitet.

Helmut Walther untersucht in seinem Beitrag "Martin Luther und Ludwig Feuerbach. Die Bedeutung des Reformators für die Philosophie" von "Luther II", ob sich Feuerbach zu Recht als Vollender der Reformation bezeichnet hat. Dabei werden vor allem die Schriften der Jahre 1841 bis 1843 herangezogen mit dem Ergebnis, dass sich der Philosoph in vielerlei Hinsicht tatsächlich auf Luther berufen durfte und eine Linie von diesem bis zu seinem eigenen sinnlich-dialogischen Menschenbild ziehen konnte. Feuerbach reklamiert Luther als Schritt auf dem Weg der Zurückholung des zunächst ins Äußere verlagerten Gottes und sieht dann sich selbst als Vollender dieser religionsgeschichtlichen Bewegung. Aber eine solche Interpretation des Lutherschen Denkens musste andererseits doch wichtige Auffassungen bei Luther ausblenden, die in striktem Gegensatz zur Feuerbachschen Philosophie stehen.

In seinem zweiten Beitrag für diese Ausgabe mit dem Titel "Der Dialog zwischen ICH und DU – Reform der Philosophie" stellt Hans-Martin Sass bioethische und biopolitische Überlegungen an und greift dabei einen Hauptgesichtspunkt aus Feuerbachs Werk heraus: die Beziehung von Ich und Du. Als Gegensatz zu Kants kategorischem Imperativ sieht Sass den kategorischen Imperativ Feuerbachs: "Denke in der Welt als ein Mitglied derselben, nicht im Vakuum der Abstraktion, als eine vereinzelte Monade, als ein absoluter Monarch, als teilnahmsloser, außerweltlicher Gott – und dann kannst Du darauf rechnen, dass Deine Gedanken Einheiten sind von Sein und Denken." Mit dieser Umformulierung des kategorischen Imperativs habe Feuerbach das Modell der heutigen bioethischen Moraltheorie und Praxistheorie in anderer Formulierung vorweggenommen. Die Einbindung des Menschen in die Natur schildert Sass in geschichtlicher Rückschau und im Blick auf uns Heutige.

In seinem Beitrag "Ludwig Feuerbach und Martin Buber: ICH und DU" erläutert Helmut Walther das zuerst von Feuerbach zum Gegenstand der Philosophie gemachte Ich-Du-Verhältnis, sowie dessen Wirkung auf und Weiterführung durch Martin Buber, dessen einflussreichstes Werk "Ich und Du" betitelt ist. Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieses dialogischen Denkens über den Menschen bei Feuerbach und Buber werden herausgearbeitet. Das Neue dieses Denkens liege vor allem darin, dass die individuell-idealistische "Philosophie des Geistes", wie sie bei Kant und Hegel anzutreffen sei, zugunsten einer realistisch-anthropologischen Auffassung überwunden werde. Den Vorzug gibt der Autor der Feuerbachschen Beschreibung des Menschen als ganzheitliches und vor allem auch sinnliches Wesen, das nur im dialogischen Zusammenwirken aller Menschen die Potenz des Humanen hervorbringen könne. Buber hingegen erwarte die angestrebte Umgestaltung der menschlichen Verhältnisse aus der "göttlichen Anrede", was zuletzt doch wieder in Mystik und in einer "immanenten Zwei-Welten-Teilung" ende.

Ludwig Feuerbach, Foto: gemeinfrei
Ludwig Feuerbach, Foto: gemeinfrei

Auch der nächste Beitrag von Bernard Görlich und Michael Jeske mit dem Titel "Leiblichkeit und Unbewusstes. Feuerbach und Freud im Dialog" befasst sich unter anderem mit dem Ich-Du-Verhältnis; diese dialogische Untersuchung stellt bei dem Vergleich von Feuerbach und Freud auf folgende Schwerpunkte ab: die Begründung einer neuen Wissenschaft vom Menschen, der Mensch als Triebwesen, die Ich-Du-Beziehung und die Bedeutung der Geschlechterspannung, Feuerbachs Genealogie des Gewissens und die Implikationen der Über-Ich-Konzeption Freuds. Das Fazit der Autoren lautet schließlich: "Es ist an der Zeit, Feuerbachs kämpferische Option – Philosophie zu verstehen und zu entwickeln 'als das zu Verstand gebrachte Herz' – zu verbinden mit Freuds vielzitierter Devise: 'Wo Es war, soll Ich werden'."

Peter Dinzelbacher geht in seinem Beitrag "Die Widerlegung der Unsterblichkeitsphantasie durch Feuerbach und die kritische Tradition" einer der Grundfragen der menschlichen Existenz nach, die von Religionen und Philosophie auf sehr unterschiedliche Weise beantwortet wird: der Frage nach dem eigenen Tod. Ludwig Feuerbachs Argumente für die Zurückweisung aller phantastischen, mythologischen Ausweich- und Überhöhungsstrategien werden im Einzelnen vorgestellt und mittels eines Streifzugs durch "die Geschichte des Unglaubens" von der Antike bis zur Neuzeit unterstützt. Dabei werden gewichtige Stimmen zitiert, die sich gegen den Unsterblicheitsglauben aussprechen. Im letzten Teil werden dann einschlägige Erkenntnisse der Naturwissenschaften von der Renaissance bis in unsere Zeit zusammengefasst und der "unauslöschbaren Kränkung" durch das Wissen um den eigenen Tod das Horazsche Fazit gegenübergestellt: "Carpe diem".

Die beiden folgenden Texte stammen aus dem Nachlass von Ludwig Feuerbach und wurden von Helmut Walther bearbeitet. Sie sind im bisher nicht gedruckten Band 16 der Schuffenhauer-Ausgabe der Gesammelten Werke enthalten und daher derzeit nur schwer zugänglich. Die beiden Texte zeigen einerseits auf, wie Feuerbach selbst seinen Weg "über Hegel hinaus" einschätzte und andererseits, wie er sich konkret die Ausgestaltung einer – seiner – "neuen Philosophie" vorstellte. Dabei zeigt sich eine Verwandtschaft mit der Kierkegaardschen Analyse des modernen Christentums. Zugleich werden die häufig anzutreffenden Missverständnisse (etwa bis hin zu Martin Buber) hinsichtlich der Forderung Feuerbachs ausgeräumt, dass die neue Philosophie "in Wahrheit selbst Religion" sei.

Gibt es kein Jenseits und keine Unsterblichkeit, wie steht es dann um den Teufel und die Hölle, die beide in der katholischen Kirche und auch von Luther her bis heute ihr Unwesen treiben? In seinen beiden Beiträgen "Satan ist tot! Ludwig Feuerbach und andere Adiabolisten" und "Das Unwesen des Christentums. Der Teufel aus Sicht der Feuerbachschen Philosophie" stellt Matthias Christian Friedel zunächst die Geschichte des Adiabolismus im Hinblick auf Ludwig Feuerbach vor, um dann die Stellung Feuerbachs zum Teufel (also seinen A-Diabolismus als Parallele zum A-Theismus) zu untersuchen. Obwohl "eingefleischter Antidiabolist", hat sich Feuerbach nach dem Urteil des Autors für den Adiabolismus nur am Rande interessiert. Feuerbach habe in seinem Werk den Teufel nicht wirklich analysiert, im Gegensatz zu Gott auch nicht systematisch destruiert. Vielmehr definiere er den Teufel vor allem als "Zorn Gottes" (was sicherlich in Zusammenhang mit dessen Luther-Studium stehen dürfte) und vernachlässige ihn ansonsten: "Als glühender homo-homini-deus-Philanthrop hatte Feuerbach offensichtlich eher Augen für das Göttliche und weniger für das Teuflische im Menschen." Ausführlich eingegangen wird jedoch auf Gründe und Funktion des Teufelsglaubens, wie sie sich aus Feuerbachs Werk ermitteln lassen.

Die folgenden Beiträge befassen sich mit dem familiären Umfeld von Ludwig Feuerbach und seinem Wirken in Franken. Den Auftakt macht Dieter Hanz, der "Die strafrechtlichen Errungenschaften Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbachs" würdigt. Nach einem kurzen biografischen Überblick werden die außerordentlichen Verdienste des Begründers der Feuerbach-Dynastie um das Strafrecht vorgestellt, etwa durch den Rechtsgrundsatz "nulla poena sine lege". Konkret hat Feuerbach bei der Abschaffung der Folter mitgewirkt. Das auf seinem Entwurf basierende neue Strafgesetzbuch erschien 1813. Erstmals wurde damit versucht, Straftatbestände genau zu beschreiben. Von Bedeutung war sein Eintreten für die "Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerechtigkeitspflege". Auch um die Strafbarkeit damaliger moralischer "Verstöße" wie der Gotteslästerung, der Homosexualität und des Inzests machte er sich Gedanken und lehnte eine solche ab. Viele Rechtsprobleme, mit denen sich P. J. A. von Feuerbach in aufklärerischem Geist auseinandersetzte, sind auch heute noch aktuell und global gesehen keineswegs in humanistischem Geist gelöst.

Alfred Kröner wendet sich in seinem Beitrag "Ludwig Feuerbach in Erlangen. Eine Spurensuche seines Lebens und Denkens" wieder Ludwig Feuerbach selbst zu. Der Autor legt hier – nach Studium und Promotion als Historiker an der Universität Erlangen nach Abschluss seines Berufslebens – in gedrängter Form die Ergebnisse eigener Forschungen dar, die er über viele Jahre hinweg Ludwig Feuerbach und seiner Familie gewidmet hat. Nach einer Einführung über den Studienweg des Philosophen bis zum Beginn seiner Erlanger Studien- und Dozentenzeit wird die Situation an der Universität Erlangen um 1827/28 und des Faches Philosophie geschildert, das gegenüber Theologie und Jura nur eine untergeordnete Rolle spielte. Nach Studium, Promotion und Habilitation war Feuerbach in den Jahren 1829–1832 in Erlangen als Privatdozent tätig; allerdings scheiterte wiederholt seine Bewerbung um eine Professur, und so "endete seine akademische Laufbahn in Erlangen endgültig und schmerzlich im Sommer 1837" – Ludwig Feuerbach zog sich nach Bruckberg zurück, wo er sich 1841 mit seinem bekanntesten Werk "Das Wesen des Christentums" in der deutschen Öffentlichkeit mit einem Paukenschlag zurückmeldete.

Vom selben Autor stammt der weitere Beitrag "Die Beziehungen Ludwig Feuerbachs zur Nürnberger Bürgerschaft". Die Feuerbachs waren 1860 aus finanziellen Gründen gezwungen, von Bruckberg an den Rechenberg bei Nürnberg umzuziehen. Dieser Vorlauf wird kurz geschildert, um dann den wichtigsten persönlichen Beziehungen Feuerbachs in Nürnberg nachzugehen. Zweiter Schwerpunkt des Autors ist Ludwig Feuerbachs Beteiligung am Nürnberger Vereinsleben. Belegen lassen sich Mitgliedschaften in der Naturhistorischen Gesellschaft, im Literarischen Verein und im 1859 gegründeten Bürgerverein. Schließlich gehörte er auch zu den unterstützenden Freunden des Germanischen Nationalmuseums, womit er kostenfreien Zutritt hatte. Nicht unerwähnt bleiben auch die bevorzugten Gasthäuser Feuerbachs in Nürnberg, in denen er "'gutes baierisches Bier' getrunken und 'manchmal auch sein einfaches Abendbrot' zu sich genommen" habe.

Ulrike Ackermann-Hajek widmet sich in ihren ersten beiden Beiträgen "Ludwig Feuerbach in seinen engsten familiären Bindungen" – gemeint sind damit die weiblichen Familienmitglieder: Im ersten Teil werden die Ehefrau Bertha und die Tochter Leonore, im zweiten Teil die Mutter und die Schwestern des Philosophen vorgestellt. Die Erstgenannten waren für Ludwig Feuerbach gerade in der Zurückgezogenheit seiner Existenz sicherlich die wichtigsten Bezugspersonen, ihre Bedeutung für das Zustandekommen seiner Schriften kann kaum überschätzt werden. Beide Beziehungen werden daher auch in dieser Hinsicht mit diversen Zitaten aus dem jeweiligen Briefwechsel ausführlich geschildert. Die "delikate" Beziehung Ludwigs zu Johanna Kapp darf dabei nicht fehlen, wirft diese Affäre doch ein deutliches Schlaglicht auf dessen problematische Existenz und seinen skeptischen, teils resignativen Optimismus.

Im zweiten Teil stehen die Mutter Eva Wilhelmine Feuerbach und Rebekka/Helene von Dobeneck, geb. Feuerbach im Vordergrund. Von den beiden jüngeren Schwestern Ludwig Feuerbachs, Eleonora und Elisa, ist nur wenig Berichtenswertes bekannt. Die Mutter Ludwig Feuerbachs und infolgedessen auch die Kinder des Ehepaares hatten es mit dem Familienvater P.J.A. Feuerbach nicht leicht: Im Jahr 1816 trennte sich das Paar "außergerichtlich" – wobei der Ritter seiner Ehefrau die Schuld zuschrieb – wegen dessen seit 1813 bestehenden intimen Verhältnisses zu Nanette Brunner. Die Söhne lebten beim Vater, die Töchter bei der Mutter. Erst "nach dem Tod Nanettes ... fand 1822 die Wiedervereinigung der Eheleute in einem Haushalt in Ansbach statt." Helenes Schicksal zeigt sie als weibliches "Feuer-Bach"-Pendant: Nach einer bald gescheiterten Ehe (daher der Name von Dobeneck) hat sie eine heftige, aber letztlich unglücklich endende Affäre mit dem "Teufelsgeiger" Paganini, die zu Depressionen und zum Aufenthalt in einer Heilanstalt führt. Doch sie rafft sich auf, geht als Sängerin und Komponistin nach Paris. Sogar eine Ausbildung zur Malerin macht sie, und veröffentlicht in Nürnberg 1843 ein Buch – um schließlich zum Katholizismus überzutreten und sich in Rom bescheiden als "mit Rosen-kränzen behangen(e) Nonne" niederzulassen, die als letzte der Schwestern 1891 verstarb.

Der dritte Beitrag von Ulrike Ackermann-Hajek: "Der Briefwechsel von Konrad Deubler mit Ludwig Feuerbach, dessen Frau und dessen Tochter" verdankt sich einem Zufall: Ein Privatmann meldete sich via Internet bei der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft, er sei im Besitz eines Konvoluts des handschriftlichen Briefwechsels von Ludwig und Leonore Feuerbach mit Konrad Deubler. Elektrisiert von einem solch unwahrscheinlich auftauchenden Fund besichtigten die Vorstandsmitglieder der LFG, Hans-Jürgen Stubig und Dr. Alfred Kröner, die Originale. Leider erwiesen sich jedoch die finanziellen Möglichkeiten der LFG als für einen Erwerb nicht ausreichend, und so erwarb die Österreichische Nationalbibliothek den Briefwechsel. Dankenswerterweise erklärte sich diese bereit, gegen eine geringe Gebühr Scans des Briefwechsels zur Verfügung zu stellen; diese konnten daher von der Autorin – auch mit Hilfe eigener Entzifferung der Originale – mit den bereits in den Gesammelten Werken von Werner Schuffenhauer veröffentlichten Briefen verglichen werden. Interessante Details ergeben sich vor allem für die Zeit nach dem Tod Ludwig Feuerbachs 1872 aus dem von den Beteiligten weitergeführten Briefwechsel.

Neueren "Feuerbachiana" wenden sich die beiden letzten Beiträge dieser Ausgabe zu. Alfred Kröner schildert "Die Wiedererrichtung des Ludwig-Feuerbach-Denkmals auf dem Rechenberg" am 4. Oktober 1955 im Spiegel der örtlichen Presse – eine aufregende Geschichte. Detailliert und mit Zitaten aus den damaligen Stadtratssitzungen wie den Kommentierungen der Presse wird die kontroverse Einstellung zu Ludwig Feuerbach wie auch seine Würdigung durch die Wiedererrichtung des Denkmals auf dem Rechenberg in Nürnberg gezeigt. Hatten die Nationalsozialisten bereits 1933 das erst 1930 enthüllte Denkmal mit großem Beifall aus christlichen Kreisen abgebaut, waren es auch diesmal sowohl katholische wie evangelische Christen, und insbesondere die CSU, die sich gegen das Denkmal wandten. Einer Denkweise wie derjenigen Feuerbachs wurde zugleich der "Bolschewismus" wie auch die Heraufkunft der Nazidiktatur zugeschrieben.

Eine Brücke zur Gegenwart schlägt schließlich Helmut Fink mit seinem Beitrag "Feuerbachs Widerhall – Zur theologischen Inanspruchnahme eines großen Religionskritikers". Er geht darin der Frage nach, wie christliche Theologen auf Feuerbachs Fundamentalkritik an der Religion und speziell auf seine Rückführung der Theologie auf Anthropologie reagiert haben. Hierzu werden ein neueres Schulbuch der evangelischen Religionslehre und ein Text des katholischen Theologen Hans Küng untersucht. Der Autor findet eine Doppelstrategie aus Einbau und Abwehr der Kritik Feuerbachs. Die Feuerbachsche Erklärung der Religion als Projektion menschlicher Wünsche und Bedürfnisse und der Weg zu ihrer Überwindung werden von den Theologen korrekt dargestellt, aber in ihrer Bedeutung unterschätzt und oft lediglich als Folge innertheologischer Fehlentwicklungen verstanden. Textstellen der evangelischen Theologen Karl Barth und Helmut Gollwitzer stützen diesen Eindruck. Die Erörterung verschiedenartiger Einwände gegen Feuerbach ergibt als Fazit, dass die Existenz Gottes durch Feuerbachs Kritik zwar nicht logisch widerlegt wurde, aber doch an Plausibilität eingebüßt hat. Während die Begründungspflicht für theologische Aussagen heute schwer einzulösen sei, komme Feuerbachs Analyse fortdauernde Bedeutung zu.

Bezug der Ausgabe über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg via Internet oder über die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg e. V. (Schutzgebühr 12,00 EUR zuzügl. 1,70 EUR Verp. u. Porto).

Mitglieder der "Gesellschaft für kritische Philosophie" erhalten alle kommenden Ausgaben und Sonderhefte von Aufklärung und Kritik kostenlos zugeschickt.

Hinweis: Am Samstag, 27.10.2018, 10.15-17.30 Uhr, führt die Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft in Nürnberg ein Tagesseminar in Nürnberg durch, das verschiedene Themen zur Philosophie und Religionskritik Ludwig Feuerbachs behandelt. Tagungsort, Referenten und Themen finden Sie auf der Homepage der Gesellschaft sowie im angehängten Dokument (PDF).