25 Jahre Freidenker Barnim e. V. mit rasantem Aufstieg der EFC

Aufregendes Sozialengagement vor der Haustür von Berlin

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Die Übungsräume der Eastside Fun Crew
Die Übungsräume der Eastside Fun Crew

EFC, diese drei Buchstaben stehen für eine Institution im Barnimer Land und sind bei Kindern, Jugendlichen, Eltern und Lehrern zum Sympathieträger aufgestiegen und alle anderen sollen sie kennenlernen: Die Eastside Fun Crew.

Dem hpd gegenüber erklärt die im Jahr 2016 bestätigte Vorsitzende des Freidenker Barnim e. V., Karina Berg, den selbstverständlichen Zusammenhang der Freidenker mit Kinder- und Jugendarbeit. Tanz ist hier ein besonders erfolgreiches Medium geworden und trägt den Namen EFC: "Frisch sein, das ist unser Geheimnis!"

Die kurze Geschichte der Wiederbelebung

2016 wurde bei den Freidenker Barnim e. V. eine Satzungs-Änderung verabschiedet: "Der Verein möge sich auf die humanistische Feierkultur und Kinder- und Jugendarbeit konzentrieren" war der Beschluss. Ein Vorstand der "nächsten Generation" wurde gewählt und Karina Berg, hauptberuflich Referentin für Lebenskunde beim HVD Berlin-Brandenburg, der Vorsitz übertragen. Als Geschäftsführerin leitet sie den Verein seit dem Jahr 2002.

"Gefühlt", sagt Karina Berg, "ist dieses nun ein 'junger' Vorstand mit 11 Personen und einem Durchschnittsalter von jetzt 35 Jahren. 1997, als wir mit unserer Arbeit in Barnim begannen, waren einige von uns noch im Schulalter." Die Geschichte der Freidenker selbst geht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück.

Jugendfeier, Foto: © Evelin Frerk
Jugendfeier, Foto: © Evelin Frerk

Nach der Wende 1989/1990 haben sich fast alle Freidenker auf der Basis, wie es in den Archiven und Büchern zu lesen ist, wieder gegründet. Bei den Freidenkern Barnim e. V. war Norbert Weich dafür federführend.

"Die älteren Herrschaften haben sich zur Ruhe gesetzt." Verabschiedet hatte man sich 2016 voneinander mit Dankesworten, guten Wünschen und Applaus.

Norbert Weich führt den Vorsitz des Tafelverbundes Bernau, Freienwalde etc. im Rahmen des Barnimer Sozialwerks weiter.

Die aktive Zeit begann für Karina Berg bei den Freidenkern Barnim im Jahr 2002. Die Geschäftsführung wurde ihr angetragen. Zu diesem Zeitpunkt war sie "der Liebe wegen" aus dem Raum Magdeburg kommend in den Landkreis Barnim gezogen und geblieben. Die Idee, Kindern und Jugendlichen über das Medium Tanz ein Ziel und darüber hinaus mehr, z. B. eine Ausbildung bieten zu können, bestand in Barnim schon zuvor. Noch pendelnd hatte Karina Berg an dem Entstehungsprozess teilgenommen. Sie selbst gehört nicht zu den aktiven Tänzern, brennt aber all die Jahre für dieses Projekt und hat es mit in die Hand genommen. "Ich war immer dabei, habe mich umgeguckt auch in der Frage, was kann ich tun. Das Büro lag brach. Struktur und Organisation, das war ganz genau meine Sache." Währenddem die Crew sich zu Trainern tanzten und Kurse aufbauten, wurde Karina Berg, die "helfen und ordnen wollte", ganz schnell die "Mutti" der Organisation. 1997 schon hatte "Handvoll Jugendlicher" die Eastside Fun Crew gegründet. Als Karina Berg 2002 die Geschäftsführung übernahm, bestand die Tanz-Crew aus 20 Jugendlichen, inzwischen ist sie auf rund 150 angewachsen.

Karina Berg schildert die Entwicklung: "Wir haben uns selber trainiert. Aber wir stießen an unsere eigenen Grenzen und mussten professionelle Trainer holen. 2012 war die erste Begegnung mit Gunnar Laatsch, dem Profi-Tänzer und Trainer. Im ersten Schritt hatten wir ihn eingeladen, unsere Tanz-Trainer zu coachen. Er hat als Trainer angefangen und bei uns etwas gefunden, was er immer gesucht hatte: Eine HipHop- Familie, Tanz aus Leidenschaft und Zusammenhalt. Er hat Potenzial bei uns gesehen, dass noch viel mehr daraus entstehen kann.
Und das hat er umgesetzt. Der Neustart war im Februar 2014! Und ab da ging es steil bergauf und wir sind an der 'Zugspitze’ noch lange nicht angekommen. Jetzt sind wir fast 500 und die 600 ist durch ein neues Projekt zum Greifen nah. Es ist unglaublich und macht uns glücklich. Bernau hat über 39.000 Einwohner und wird in den nächsten Jahren eine Zuwachs von mehr als 10.000 bekommen. Es geht weiter."

Barnim, April 2017

Foto: © Evelin Frerk
Foto: © Evelin Frerk

Karina Berg, ausgebildet u. a. zur Kinderschutzfachkraft, ist 2013 Sozialmanagerin geworden. Ihr Zertifikat, ausgestellt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, hängt in Geschäftsstelle des Freidenker e. V. , Schönefelder Weg 31 in 16321 Bernau bei Berlin. Das ist eine Stadt von vielen im Umland von Berlin. Eine Besonderheit geht auf das Jahr 1842 zurück: Barnim bekam einen Bahnhof und wurde durch die Eisenbahn mit Berlin verbunden. Der Weg hierher führt durch den historischen und sanierten Stadtkern, dann an Plattenbauten, Bushaltestellen auf einer vom schweren Gerät aufgewühlten Strasse aus Naturboden vorbei in ein "ehemaliges" Gelände. Niemand sucht hier Unterhaltung, Ablenkung oder Vergnügen. Entweder hat man sich verfahren oder ist am Ziel.

Die Freidenker sind dem Humanistischen Verband Deutschlands Berlin-Brandenburg angeschlossen und "… vor allem in der praktischen Lebenshilfe sowie in den Bereichen Erziehung, Bildung und Kultur tätig. Wir unterstützen, geben Rat und helfen, unabhängig von ethnischer Herkunft, Nationalität, Geschlecht oder Weltanschauung. Wir fördern freiwilliges bürgerschaftliches Engagement. Wir sind gegen jede Form von Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Das Besondere daran ist die reale Tanzkultur, der Hip Hop."

Frisch muß unsere Arbeit sein

Karina Berg, Foto: © Evelin Frerk
Karina Berg, Foto: © Evelin Frerk

"Alles hier sind tolle Projekte" sagt Karina Berg, eines herauszuheben, dafür möchte sie sich nicht entscheiden: "Jugendfeiern, Namensfeiern. Es ist einfach genial. Seit 2014 gibt es das Kinder- und Jugendhaus 'Yellow', das 'Konfetti' als Kinder- und Freizeithaus ist am 1. Januar 2016 dazugekommen. Eine Schüler-Disco haben wir für die Grundschulen eingerichtet, sie zieht 150 bis 200 Teilnehmer an! Die Kinder fühlen sich integriert. Sie haben Spaß, haben Freunde gefunden. Talente zeigen sich.

Du willst Trainer werden - wir gehen darauf ein. Es gibt die Ausbildung zum Co-Trainer in der eigenen Gruppe, auch das Angebot zur Trainer-Ausbildung über das Ende der Schulzeit hinaus. Wir bieten ein Kursprogramm zur Prävention gegen Rechtsradikalismus, gegen Drogen und weiteres an und sehen uns als große Familie."

Zusammengefasst: Das Miteinander geht über die Schulzeit hinaus. Dabei wird Karina Berg leicht sentimental, aus dem Kreis der Jugendlichen sind feste Verbindungen, Ehen und aktuell jetzt auch Kinder entstanden.

Die Kinder kommen, weil sie es wollen

"Zurück zum Tanzen: Anfang März 2017, es war unsere erstes Treffen, hatte die EFC genau 463 Kursteilnehmer. Am 1. April sind 487 eingeschrieben. Sie kommen nicht, weil sie es müssen, sie kommen weil sie es wollen, weil sie Spaß, sich integriert fühlen und gehen mit dem guten Gefühl nach Hause, wir gehören dazu, wir kommen wieder."

Geschäftsstelle in Bernau, Foto: © Evelin Ferk
Geschäftsstelle in Bernau, Foto: © Evelin Ferk

Die Eltern tragen einen wesentlichen Teil bei

Manche Eltern sind stolz auf ihre Kinder, manche sprachlos. "Sprechen Sie jetzt über mein Kind?" werden Trainer und Karina Berg gefragt, denn zuhause läuft vieles ganz anders, weil es anders ist. Unter dem Strich: Die Eltern, deren Kinder zur Eastside Fun Crew gehören, sind engagiert. Sie tragen einen Teil bei, z. B. müssen sie ihre Kinder bringen und holen, die Trainingsstätte liegt nicht gerade am Bahnhof. Gleichzeitig sehen die Eltern, das Kind möchte diesen Weg gehen, dabei erlebt es in frühen Jahren unglaublich viel. Tanzen ist auch als Hobby anstrengend. Manchmal haben die Kinder eine 7-Tage-Woche. Termine sind zu planen, manche haben lange Fahrzeit, die sich verkürzen lassen wenn die Kinder gleich von der Schule zum Training kommen. Deshalb kochen wir hier. Die Kinder lernen, Zeit einzusparen, sie lernen für ihr ganzes Leben, Stress zu vermeiden und planvoll zu handeln.

Kostenlos ist fast nichts ...

erklärt Karina Berg: "Wir sind ein Mitgliedsverein. Pro Kind ist der Mitgliedsbeitrag 10,00 Euro pro Monat zuzüglich der gewählten Aktivitäten, d. h. es gibt eine Kurs-Gebühr und Service-Gebühren fällig.

Für das "Yellow" und das "Konfetti" übernehmen die Städte oder Landkreise die Personal-, Betriebs- und teilweise Projektkosten.

Offen und zur Übernahme durch die Erziehungsberechtigten liegen dann die Kosten der individuellen Teilnahmen, z. B. die Koch-AG. Es gibt Kooperationen mit Schulen durch die sich die Gebühren verringern.

Zu Karina Berg:
"Ich arbeite sehr gern und besonders dann, wenn ich die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sehe. 12 oder 13 Stunden Arbeit sind kein Problem für mich", beschreibt die Vorstands-Vorsitzende ihr Engagement. Karina Berg hat dieses vom ersten Moment an mitbekommen und brennt all die Jahre für das Jugendprojekt. Ihre Begeisterung ist bestehend: "Ich liebe die jugendliche Naivität. Junge Menschen denken nicht in Schubladen. Sie sehen nicht das Negative, sie denken naiv, sie denken leicht."