USA

Behördlich bestätigt: Die Bibel ist nicht jugendfrei

Vor wenigen Monaten erreichte die Aufsichtsbehörde des Schulbezirks Davis im US-Bundesstaat Utah eine ungewöhnliche Beschwerde. Ein Elternteil beantragte die Verbannung der Bibel aus den lokalen Schulbüchereien, da sie pornographische Elemente enthalte und damit eine Kindeswohlgefährdung darstelle. Nun hat die Aufsichtsbehörde entschieden: Wegen "Obszönität oder Gewaltdarstellungen" sei die Bibel in der Tat untauglich für die Regale der Grund- und Mittelschulen.

Davis, der größte Schulbezirk Utahs, liegt nördlich von Salt Lake City. Die Bücherregale der etwa 72.000 Schüler*innen, die in diesem Bezirk heimisch sind, leerten sich in den vergangenen Monaten als Konsequenz eines 2022 vom Bundesstaat verabschiedeten Gesetzes, das Eltern vage formulierte und sehr breite Beschwerdemöglichkeiten gegen Schulbücher einräumt. Unlängst nutzte ein Elternteil dieses Recht, um Beschwerde gegen die Bibel einzulegen.

Dieser Beschwerde wurde nun teilweise stattgegeben. Ab sofort, so berichtet der Salt Lake Tribune, sei die Bibel aus sämtlichen Grund- und Mittelschulen des Bezirks zu entfernen. Als Grund gab die Aufsichtsbehörde "Obszönität oder Gewaltdarstellungen" an. In High Schools, wo die meisten Kinder zwischen 13 und 18 Jahre alt sind, darf das Buch verbleiben, da die Behörde keine explizit pornographischen Inhalte festzustellen vermochte.

Das Verbot beziehe sich explizit auf die "King James"-Übersetzung der Bibel, andere Versionen seien nicht betroffen, so der Sprecher der Aufsichtsbehörde, Christopher Williams. Er bestätigte außerdem, dass mittlerweile auch eine Beschwerde gegen das Buch Mormon, den heiligen Text der in Utah weit verbreiteten Church of Latter-day Saints, eingegangen sei.

PEN America, eine NGO mit Fokus auf Redefreiheit und Menschenrechte, listet die US-weit verbotenen Bücher in einem Index auf. Im zweiten Halbjahr des Jahres 2022 fand PEN America insgesamt 1.477 Fälle, in denen Bücher verboten wurden, was 874 einzelne Titel betraf. Dies entspricht einem Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr, berechnet die NGO in ihrem Report Banned in the USA.

Der Bundesstaat Utah rangiert unter den unrühmlichen Top Fünf der Staaten mit den meisten verbotenen Schulbüchern. Dass nun auch die Bibel und das Buch Mormon herausgefordert werden, passt vielen der Organisationen, die maßgeblich für das zugrunde liegende Gesetz lobbyiert haben, allerdings ganz und gar nicht. Doch dem entgegnet Kasey Meehan, Projektleiterin bei PEN America: "Wenn sich Menschen über das Verbot der Bibel empören, sollten sie sich über alle Bücher empören, die in unseren öffentlichen Schulen zensiert werden."

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