Nach langjähriger Vorbereitung haben der Humanistische Verband Deutschlands (HVD), die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), die Humanistische Akademie Deutschland (HAD) und die Bundesarbeitsgemeinschaft humanistischer Studierender (BAG) das Bertha von Suttner-Studienwerk gegründet. Mit seiner Hilfe sollen humanistische Studierende die gleiche Förderung erhalten wie ihre religiösen Kommilitoninnen und Kommilitonen.
Aktuell finanziert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dreizehn Studienwerke, von denen vier religiös ausgerichtet sind, sechs parteipolitisch und zwei weitere wirtschaftlich beziehungsweise gewerkschaftlich. Entgegen der ministeriellen Vorgabe, die Landschaft der Begabtenförderwerke solle die "verschiedenen weltanschaulichen, religiösen, politischen, wirtschafts- oder gewerkschaftsorientierten Strömungen in Deutschland" abbilden, ist kein einziges dieser Begabtenförderwerke weltanschaulich orientiert – und dies, obwohl der Humanismus eine Weltanschauung ist, die von einem signifikanten Anteil der Bevölkerung und insbesondere der Studierenden in Deutschland geteilt wird.
Humanistinnen und Humanisten beantworten die großen existenziellen und ethischen Fragen der Menschheit, ohne dabei auf übernatürliche Kräfte zurückzugreifen. Dass sie sich gegenwärtig an kein eigenes Förderwerk wenden können, während katholische, evangelische, jüdische und muslimische Studierende die Möglichkeit haben, sich für ein Begabtenförderwerk ihrer religiösen Präferenz zu entscheiden, ist aus Sicht der humanistischen Verbände Ausdruck weltanschaulicher Diskriminierung. Um dieser systematischen Benachteiligung entgegenzuwirken, wurde vor wenigen Wochen das Bertha von Suttner-Studienwerk in Berlin gegründet. Auskunft über das Konzept dieses "Humanistischen Begabtenförderwerks" gibt eine informative Broschüre, die ab sofort von der heute freigeschalteten Website suttner-studienwerk.de heruntergeladen werden kann.
Das Bertha von Suttner-Studienwerk
Namensgeberin des neugegründeten Studienwerks ist die 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs verstorbene Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, die nicht nur als Pazifistin und Frauenrechtlerin, sondern auch als humanistische Freidenkerin und engagierte Vertreterin einer an Wissenschaft und Humanität orientierten Weltanschauung in die Geschichte eingegangen ist.
Das Bertha von Suttner-Studienwerk hat sich zum Ziel gesetzt, außergewöhnliche junge Menschen zu fördern, welche sich mit einer humanistischen Weltanschauung und deren Werten identifizieren und willens sind, ihre eigenen Sichtweisen kritisch zu reflektieren und sich für diese einzusetzen. Das nachzuweisende Engagement kann dabei politischer, sozialer oder anderer Natur sein, sollte jedoch zeigen, dass sich die Bewerberinnen und Bewerber aktiv mit ihrer sozialen Umwelt auseinandersetzen und danach streben, die Verhältnisse des menschlichen Lebens und Zusammenlebens zu verbessern. Die konkrete Form des Engagements ist dabei bewusst offengehalten.
Zunächst wird das Studienwerk in einem ersten Schritt ab Herbst 2021 zehn Stipendien pro Jahr vergeben. Dabei sollen die Suttner-Stipendiatinnen und -Stipendiaten neben der finanziellen Unterstützung auch in ideeller Weise gefördert werden. In einem zweiten Schritt strebt das Bertha von Suttner-Studienwerk an, die gleiche staatliche Förderung zu erhalten wie die bestehenden religiös orientierten Bildungswerke.
Von der Notwendigkeit der Gleichstellung des Bertha von Suttner-Studienwerks mit den staatlich finanzierten religiösen Studienwerken sind auch die zahlreichen Personen des öffentlichen Lebens, unter ihnen viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, überzeugt, die das Projekt des "Humanistischen Begabtenförderwerks" unterstützen.
Erstveröffentlichung mit einer Übersicht über Vorstand und Unterstützer*innen auf den Websiten der Giordano-Bruno-Stiftung und des Humanistischen Verbands Deutschlands.