Ein vermeintliches "Blutwunder" lockte im März zahlreiche Gläubige in eine Kapelle in der Oberlausitz. Von einer Madonnenfigur mit Kind schien eine rote Substanz herabzurinnen. Ein Zoologe von der TU Dresden fand die profane Erklärung: Eine Ansammlung von Milben hat das Phänomen verursacht.
Mehrere Augenzeugen hatten am 16. März in einer Feldkapelle im Örtchen Ostro (Landkreis Bautzen) die Erscheinung beobachtet. Dort steht die Statue in einer Grotte aus Natursteinen, ein Gitter trennt sie von den Besuchern der Kapelle. Bald nachdem das "Blutwunder" in den Sozialen Medien und lokalen Nachrichten bekannt wurde, strömten viele Gläubige herbei, um vor der Figur zu beten.
Die Kirche dagegen zeigte von Anfang an Zurückhaltung, so bat die Diözese Dresden-Meißen bereits kurz nach Bekanntwerden des Phänomens, von religiösen Deutungen Abstand zu nehmen. Und sie beauftragte Fachleute von der TU Dresden mit der Untersuchung. Bei der mysteriösen "Substanz" handelt es sich in Wirklichkeit um eine Ansammlung von winzigen, blutrot gefärbten Milben, wie der Zoologe Prof. Klaus Reinhard durch eine Untersuchung mit dem Mikroskop entdeckte.
Bei einigen Arten dieser Spinnentiere sei es durchaus "typisch, dass die auf höhergelegene Punkte klettern", sagt Reinhard. Das könnte ein Grund für die Ansammlung der Milben auf den beiden Köpfen der Statue sein. Um welche der rund 2.000 heimischen Arten es sich konkret handelt, sollen DNA-Untersuchungen zeigen.
Für den Generalvikar Andreas Kutschke ist das vermeintliche Blutwunder damit keineswegs entzaubert. Den Gläubigen, "die sich durch dieses Ereignis zum besonderen Gebet aufgerufen gefühlt haben", sprach der Kirchenmann seinen ausdrücklichen Dank aus. Es stimme optimistisch, wenn Gläubige auf vielfältige Weise sensibel blieben für die "Zeichen Gottes an uns Menschen in dieser Zeit."
Sogenannte "Blutwunder" sind vor allem in der katholischen Volksfrömmigkeit verbreitet. Während moderne Theologen sich hier, wie bei anderen angeblichen "Wundern", eher distanziert äußern, diskutieren Wissenschaftler die natürlichen Ursachen. Bei einem Fall in Italien 2023 will man Manipulation mit Schweineblut entdeckt haben.
2 Kommentare
Kommentare
Assia Harwazinski am Permanenter Link
Empfehlung: Claude Gudin, Kleine Naturgeschichte der Verführung. Aufklärerisch, aber nicht humorlos oder dogmatisch, sondern vergnüglich bis lustig.
Falk Alexander am Permanenter Link
Ein sehr optimistischer Vikar: Es stimme optimistisch, wenn Gläubige auf vielfältige Weise sensibel blieben für die "Zeichen Gottes an uns Menschen in dieser Zeit."
Sonst bleibt, wie immer, nur eins übrig: Kopf -> Tischplatte.