Brasilien: Immer mehr Kirchen in Sao Paulo

sao-paulo-1194938_1920.jpg

Skyline von Sao Paulo (Ausschnitt)
Skyline von Sao Paulo (Ausschnitt)

Sao Paulo erlebt einen Kirchenboom. In den letzten knapp 25 Jahren hat sich die Anzahl der Gebetshäuser um 2.433 erhöht. Obwohl die katholische Kirche noch immer die meisten Kirchen besitzt, holen Gemeinschaften der Pfingstbewegung rasch auf. Durch die steuerliche Begünstigung von Kirchen entgehen dem Staat jedes Jahr mehrere Millionen Real.

Sao Paulo ist mit über 12 Millionen Menschen die größte Stadt Brasiliens. Diese Anzahl zieht natürlich auch Glaubensgemeinschaften an und fördert die Entstehung neuer religiöser Gruppen. Die brasilianische Tageszeitung Folha de S. Paulo hat in einer Recherche die Anzahl der Gebetshäuser und ihre Verteilung auf die einzelnen Glaubensgemeinschaften aufgeschlüsselt. Das überraschende Ergebnis ist, dass in Sao Paulo die Anzahl der als Kirchen deklarierten Immobilien zunimmt.

Während die Religionen in vielen Regionen der Welt Gläubige verlieren und Kirchen zum Beispiel in Wohnungen, Büros oder Veranstaltungsräume umgewandelt werden, scheint die Situation in Sao Paulo umgekehrt. Gab es im Jahre 1995 noch 3.346 offizielle Gotteshäuser, sind es heute bereits 5.779. Nicht eingerechnet werden konnten inoffizielle Kirchen, in denen sich Gläubige ohne viel Aufhebens zu Gottesdiensten einfinden.

Die meisten Kirchen, nämlich 731 im Stadtgebiet Sao Paulos, gehören zur katholischen Kirche. Hinzu kommen etwa 1.200 weitere Immobilien, die sich in ihrem Besitz befinden.

Ihr folgt die Assembleia de Deus, samt ihren Untergruppen, mit 499 Kirchen und die Congregação Cristã no Brasil mit 300 Tempeln. Sowohl die Assembleia, als auch die Congregação gehören der Pfingstbewegung an. Ihnen folgen Gotteshäuser der Adventisten, Methodisten, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und einiger weiterer Gruppen.

Obwohl in Sao Paulo etwa zehn Prozent der Einwohner*innen konfessionsfrei sind und etwas über ein Prozent der Stadtbevölkerung buddhistischen, jüdischen oder muslimischen Glaubens ist, kommt im Schnitt eine Kirche auf etwa 2.100 Menschen. Teilweise sind aus schlichten Kirchen mit ein paar Bänken für die Gläubigen auffällige Immobilien geworden, die mit weithin sichtbaren Logos für sich werben.

Da Kirchen von der Imposto sobre a Propriedade Predial e Territorial Urbana, kurz IPTU, also den Grundbesitzsteuern, befreit sind, entgehen dem brasilianischen Staat jedes Jahr geschätzt 130.000.000 Real (in etwa 28.000.000 Euro). In Sao Paulo allein sollen es bereits etwa 110.000.000 Millionen (in etwa 23.800.000 Euro) Steuerverlust sein.