Church of England aktualisiert Richtlinien zu Exorzismen

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Exorzismus (Symbolbild)
Exorzismus (Symbolbild)

Mit ihren aktualisierten Richtlinien zu Exorzismen zieht die Church of England nun dem Vatikan nach. Seit diesem Jahr soll medizinisches Personal in Fällen von sogenannten Befreiungsdiensten an Menschen konsultiert werden. Eine Vorgabe, die von der britischen National Secular Society kritisiert wird.

Ein Befreiungsdienst oder auch Exorzismus soll Orte oder Personen von Dämonen, bösen Geistern oder Sünden reinigen. Was für die meisten nach Anachronismus oder gruseligem Filmstoff klingt, ist für manch Gläubige noch immer Realität.

Immer wieder tauchen Schlagzeilen zu Toten und Verletzten bei privaten oder kirchlich durchgeführten Exorzismen auf. Gerade für Kirchen eher das Gegenteil von Werbung. Nachdem der Vatikan bereits im Jahr 1999 in einer Neuauflage seines aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts stammenden Handbuchs "Rituale Romanum" das Hinzuziehen medizinischen, psychiatrischen und psychologischen Personals eingefordert hat, zieht die britische Church of England nun nach.

Sie hat in ihren Richtlinien zu sogenannten Befreiungsdiensten nun verfügt, dass nicht mehr alle Personen einem Exorzismus unterworfen werden dürfen, bei welchen Altersgruppen die Eltern hinzuzuziehen sind und dass medizinisch, psychiatrisch und/oder psychologisch ausgebildete Personen konsultiert werden müssen. Nicht mehr exorziert werden dürfen Personen, um ihre sexuelle Orientierung zu ändern oder zu beeinflussen. Selbst wenn eine Person mit ihrer sexuellen Orientierung unglücklich ist und diese zu ändern wünscht, muss sich auf pastoralen Beistand und den Verweis an andere, angemessene Stellen beschränkt werden. Bei unter 16-Jährigen soll eine Austreibung – zum Schrecken der National Secular Society – noch immer möglich sein, wenn denn die Eltern zustimmen. Bei 16- bis 17-Jährigen Personen soll jeder Fall einzeln abgewogen und über das Einbinden oder Außenvorlassen der Eltern entschieden werden. Zudem soll medizinisches und psychologisches Personal hinzugezogen werden.

Medizinisch, psychiatrisch und psychologisch ausgebildete Menschen, die einer entsprechenden Berufsorganisation angehören, sollen prüfen, ob eine Person fit für einen sogenannten Befreiungsdienst ist. Dazu soll das Personal extra geschult werden. Menschen mit einer psychischen Störung sollen nach Angaben der Church of England nicht exorziert werden. Zudem sind Praktiken wie zum Beispiel schlagen, unter Wasser halten, hungern lassen, die den vermeintlichen Dämon aus der menschlichen Hülle treiben sollen, nicht erlaubt.

NSS kritisiert neue Richtlinien

Die säkulare Gesellschaft kritisiert die neuen Richtlinien der Church of England. Medizinisches, psychiatrisches und psychologisches Personal sollte auf keinen Fall Personen als fit für Exorzismen einschätzen, noch in Behandlungen eingebunden werden, die nicht den anerkannten Heilmethoden des nationalen Gesundheitswesens NHS entsprächen.

Die säkulare Gesellschaft sieht nicht nur Gefahren für die exorzierten und oftmals besonders verletzlichen Personen, sondern auch, dass die Teilnahme medizinischen Personals dem Treiben einen wissenschaftlich fundierten Anstrich geben könnte. Hinzu komme, dass sich von der Teilnahme besonders diejenigen medizinisch, psychiatrisch oder psychologisch ausgebildeten Personen angezogen fühlen könnten, die mehr Glauben an vermeintlich göttliche Absichten als das Wohl ihrer Patient*innen mitbrächten.

Dabei verweist die National Secular Society auf den Fall des Arztes Dr. Thomas O'Brien, der 2015 am Exorzismus einer Patientin beteiligt war. Er riet der depressiven Frau ihre Medikamente abzusetzen, da Psychiater*innen die Arbeit des Teufels machten. Zudem setzte er sie in stundenlangen Behandlungen und Hausbesuchen mit der Gabe abstrusen Lesestoffs und sogar Drohungen, sein Handeln nicht zu verraten, unter Druck. Ein medizinisches Tribunal sprach O'Brien zahlreicher Vergehen schuldig und schätzte ihn als Risiko für die Öffentlichkeit ein.

Dass O'Brien nicht der einzige solche Mediziner ist, zeigen weitere Recherchen der säkularen Gesellschaft. Sie führt diese Fälle als Warnung und zur Unterstreichung ihrer Forderung an, medizinisches, psychiatrisches und psychologisches Personal nicht in Behandlungen einzusetzen, die nicht von der NHS abgesichert sind.

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