KÖLN. (ibka) Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) wendet sich mit Nachdruck gegen die Ankündigung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), die Zusammenarbeit mit Religionen zu intensivieren.
"Eine Stärkung der Rolle von Religionen in der Entwicklungszusammenarbeit ist ein falsches Signal", sagte René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA. "Zwar ist es richtig, dass Religionen global gesehen eine bedeutende gesellschaftliche Rolle spielen. Dabei sind Religionen dort am stärksten, wo die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse am schlechtesten sind. Dort aber, wo sich die Lebensbedingungen verbessern, büßen religiöse Überzeugungen und Institutionen regelmäßig an Bedeutung ein. Daher kann mehr Religion nicht die Antwort auf Entwicklungsprobleme sein."
Es sei auch nicht so, dass Religionsgemeinschaften bisher bei Projekten der Entwicklungszusammenarbeit keine Rolle gespielt hätten. Im Gegenteil existiert seit langem eine kirchliche Entwicklungshilfe, die überwiegend aus Steuermitteln finanziert wird. Es gehe also bei der Ankündigung des BMZ um eine noch weitergehende Konfessionalisierung der Entwicklungspolitik.
"Selbst wenn radikale und fundamentalistische Religionsmeinschaften außen vor bleiben, besteht doch die Gefahr, dass tendenziell konservativ ausgerichtete Gemeinschaften von staatlicher Förderung profitieren. Dabei gibt es auch in traditionell religiös geprägten Ländern zunehmend Menschen, die sich säkularen Auffassungen zuwenden. Auch wenn diese meist eine Minderheit darstellen, ist vor diesem Hintergrund eine Stärkung der überkommenen Religion ein strategisch völlig verfehlter Ansatz und verstößt gegen das Gebot der weltanschaulichen Neutralität."
Der IBKA fordert, religiös gebundene Organisationen nicht anders als andere Organisationen zu behandeln und jede als "Partnerschaft" kaschierte staatliche Förderung von Religion zu unterlassen.
Hintergrund: Minister Müller stellte neue Strategie zur Zusammenarbeit mit Religionen vor (BMZ-Pressemitteilung vom 17.02.2016)
2 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Solange ein Gott zu keiner Entwicklung beiträgt, kann man sich eine politische Entwicklung sparen. Beten macht nicht satt. Markige Sprüche auch nicht.
Noncredist am Permanenter Link
Wie Wolfgang schon korrekt schrieb, kann Religion nicht satt machen. Religion ist eine private Angelegenheit. Sie kann nicht über jemand oder etwas "übergestülpt" werden ohne Gewalt anzuwenden.
Man kann nicht einerseits den Religionen die Freiheiten - zum Beispiel bei der Erziehung ihrer Schafe, sprich Moralvorstellungen - überlassen und andererseits bestimmte, dem Staat "angenehme" Moralformen vorschreiben (z.Bsp. durch Förderungen). Dies würden noch nicht einmal hiesige Christen akzeptieren.
Die Entwicklungshilfe sollte meiner Meinung nach frei von religiöser Prägung sein.