Vereinigtes Königreich:

Der Glaube an Gott nimmt ab, doch der Glaube an ein Leben nach dem Tod steigt

Eine für die World Values Survey erhobene Befragung im Vereinigten Königreich zeigt überraschende Ergebnisse zu Glaube und Religiosität sowie das Vertrauen in religiöse Organisationen auf. Während, wie in den meisten Ländern, Religion und religiöse Handlungen für alle befragten Generationen weniger wichtig werden, glauben doch besonders junge Menschen häufiger an ein Leben nach dem Tod und die Hölle. Nach einem Vertrauensknick um 2018 herum steigt das Vertrauen in die Kirchen wieder an.

Für die World Values Survey, die weltweite Werte-Erhebung, die sich seit Jahrzehnten mit menschlichen Werten zu Politik, Religion, Gesellschaft und weiterem befasst, hat ein Forschungsteam des Policy Institute am King’s College London 3.056 Personen zu Glaube und Religion befragt. Befragt wurde vom 1. März, bis zum 9. September 2022. Alle Befragten waren über 18 Jahre alt. Von den Teilnehmenden der Befragung stammten 1.645 aus England, 523 aus Schottland, 437 aus Wales und 446 aus Nordirland. Bei fünf Befragten war die Region unbekannt. Bei der Verteilung nach Alter und Geschlecht wurde auf Ausgewogenheit geachtet.

Die Befragung umfasste unter anderem Themen wie den Glauben an Gott, den Himmel, die Hölle und ein Leben nach dem Tod, den Grad der Religiosität und die Wichtigkeit von Religion für das eigene Leben, religiöse Toleranz, die Häufigkeit religiöser Handlungen wie Messebesuche und Gebete und das Vertrauen in Kirchen und andere religiöse Organisationen.

Im Vergleich mit den 80er Jahren war der Glaube an Gott kräftig gefallen. Hatten 1981 noch 75 Prozent der Befragten erklärt, an Gott zu glauben, waren es 2022 nur noch 49 Prozent. Jedoch gab es seit der letzten Erhebung von 2017 einen leichten Anstieg derjenigen, die an Gott glauben. Ähnlich sieht es beim Glauben an Himmel, Hölle und ein Leben nach dem Tod aus. Himmel und Leben nach dem Tod sind generell beliebter und werden eher geglaubt, als die Hölle. Jedoch stieg der Glaube an alle drei seit 2017 deutlich an. Erstaunlich ist da der Unterschied nach Generationen. Während die Generation der Baby-Boomer seltener an Himmel, Hölle und ein Leben nach dem Tod glaubt, glauben die Generationen X, Y und Z wieder häufiger daran.

Anhand der Befragungen seit 1981 lässt sich erkennen, dass die Menschen im Vereinigten Königreich im Vergleich mit Befragten aus anderen Ländern wie den Philippinen, Iran, Nigeria, Marokko, Indonesien, Mexiko, Brasilien, Griechenland, Polen, den Vereinigten Staaten, Russland, Italien, Spanien, Kanada und anderen weniger religiös sind. Als noch weniger religiös sehen sich nur Befragte in Schweden, Südkorea, China und Japan. Sie glauben seltener an Gott, Himmel, Hölle und Leben nach dem Tod als Befragte in vielen anderen Ländern. Die Anzahl derer, die religiöse Handlungen wie Messebesuche durchführen, ist seit den 1980ern niedrig. Ebenso die derjenigen, die regelmäßig beten. Im Vereinigten Königreich geben nur 16 Prozent der Befragten an, täglich zu beten. Nur von den Befragten in Südkorea und China beten weniger täglich.

Das Vertrauen in Kirchen und religiöse Organisationen hat von 1981 bis 1999 abgenommen, um bis 2018 wieder anzusteigen, 2018 einzuknicken und nun wieder anzusteigen. Trauten 1981 noch 49 Prozent der Befragten Kirchen und religiösen Organisationen, waren es 2018 nur noch 31 Prozent. 2022 hatten sich die Kirchen von Missbrauchs-Aufdeckungen um das Jahr 2018 herum erholt. 42 Prozent der Befragten trauten ihnen.

Interessant ist der Anstieg der Personen, die sich als atheistisch einschätzen. Bezeichneten sich 1981 nur vier Prozent der Befragten als atheistisch, waren es 2022 bereits 21 Prozent. Weitere 46 Prozent sahen sich 2022 als nicht religiöse Person.

Vielleicht ein Grund für die religiöse Toleranz, die ein Großteil der Befragten zeigte. 82 Prozent erklärten, Personen mit anderer Religion zu trauen und nur 12 Prozent hielten ihre Religion für die einzig akzeptable.

Die Umfrageergebnisse ähneln teilweise denen in Deutschland. In Deutschland glauben noch 57 Prozent der Befragten an Gott, jedoch nur 39 Prozent an ein Leben nach dem Tod, während im Vereinigten Königreich 47 Prozent daran glauben. In Deutschland sehen sich nur 38 Prozent als nicht religiös und 12 Prozent als atheistisch an. Andersgläubigen trauen in Deutschland nur 58 Prozent. Aber nur zehn Prozent sehen ihre Religion als einzig akzeptable an.

Unterstützen Sie uns bei Steady!