44 Jahre Bund für Geistesfreiheit Regensburg

Die Idee des Humanismus

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Durch die Pandemie um einige Monate verzögert, kamen erst im Juli in Regensburg etwa 50 Freigeister zusammen, um das 44-jährige Jubiläum der Gründung des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) Regensburg mit einem "Revolutionären Liederabend" zu feiern.

Erwin Schmid, seit über 30 Jahren der Vorsitzende des bfg Regensburg, begrüßte die Gäste mit einer kurzen Übersicht über die Geschichte des Verbandes: 1977 verabredeten sich sieben Regensburger Freigeister, darunter Dr. Wolfgang Proske und Gerhard Rampp, um im seinerzeit unglaublich reaktionär-katholischen Milieu der Stadt eine kleine Insel des freien Geistes zu gründen.

Erwin Schmid
Erwin Schmid
(Foto: © bfg Regensburg)

Aus dieser "Keimzelle der Geistesfreiheit" entwickelte sich der Bund für Geistesfreiheit Regensburg, der heute nicht nur über 900 Mitglieder zählt, sondern auch als Körperschaft des Öffentlichen Rechts einen festen Platz im politischen und gesellschaftlichen Leben des Großraums Regensburg einnimmt. Besonders in den letzten 15 Jahren sei es auch den vielfältigen Aktivitäten des bfg Regensburg zu verdanken, dass sich das ehemals klerikal-obrigkeitshörige Regensburg inzwischen zu einer weltoffenen, mehrheitlich anti-klerikalen, humanistisch gesinnten Stadtgesellschaft gewandelt habe. Diesen Weg der Aufklärung, des freien Denkens und der Durchsetzung der Menschenrechte werde die freigeistige Organisation unbeirrt weitergehen.

Im Anschluss daran referierte Frank Riegler, stellvertretender Vorsitzender des bfg Bayern, sehr informativ über die "Bedeutung der deutschen Revolution von 1848 für die säkulare Bewegung".

Frank Riegler
Frank Riegler
(Foto: © bfg Regensburg)

Den Zuhörer*innen wurde verdeutlicht, dass die 1848er-Revolution und ihre Protagonisten durchaus zwiespältigen Charakter hatten: Während die Deutschnationalen nur die "Freiheit der Nation" propagierten, versuchten die humanistischen Revolutionäre dem in der amerikanischen Verfassung von 1776 erstmals formulierten "Recht jedes Menschen auf individuelle Freiheit" Geltung zu verschaffen. Gesiegt haben in der 1848er-Revolution die "Nationalgesinnten". Während die humanistisch gesinnten Revolutionäre verfolgt, ausgegrenzt und nicht selten getötet wurden, gründeten die Nationalpolitiker – unterstützt von den Kirchen und den Millionen gläubigen Christen – jenen militaristischen, rassistischen und imperialistischen deutschen Nationalstaat, der für die schlimmsten 50 Jahre der Menschheitsgeschichte mitverantwortlich war.

Uli Otto
Uli Otto
(Foto: © bfg Regensburg)

Dass die Idee des Humanismus trotz des weltweit grassierenden Nationalismus lebt und bis heute in den Köpfen der aufgeklärten, kritischen Menschen wirksam geblieben ist, zeigten zunächst die "politischen Lieder" von Heinrich Heine, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (der später von den Deutschnationalen missbrauchte Dichter des "Deutschlandliedes), Ludwig Uhland, Ferdinand Freiligrath und anonymen Ursprungs – einfühlsam ausgewählt und vorgetragen vom Kulturwissenschaftler und bfg-Mitglied Uli Otto.

Danach folgte die dem Bund für Geistesfreiheit seit vielen Jahren verbundene Regensburger Rock-Band "Ruam" mit kraftvollen bayerischen Liedern (u. a. dem von Reinhard Peter kongenial ins Bayerische übertragenen John-Lennon-Song "Imagine"). Begleitet von der Ruam-Crew zeigte schließlich die Kabarettistin und Sängerin Sabine Olschewsky mit sozialkritischen Liedern von Bert Brecht, Georg Danzer, Georg Kreisler, Wolf Branasky und "Floh de Cologne", dass der bfg Regensburg kein humanistischer Debattierzirkel ist, sondern politisch und kulturell wirksam gegen kapitalistische Ausbeutung, gegen Nationalismus, Krieg und Rassismus und für die weltweite Einhaltung der Menschenrechte kämpft.

Die Regensburger Rock-Band "Ruam"
Die Regensburger Rock-Band "Ruam" (Foto: © bfg Regensburg)

Der "Revolutionäre Liederabend" fand begeisterte Zustimmung, und mit dem gemeinsamen Singen von "Die Gedanken sind frei" endete die Jubiläumsfeier des bfg Regensburg in gelöster, zuversichtlicher Stimmung.

Walter Hoffmann, Claus Hofmann und Erwin Schmid

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