Impfung: Schwedische Studie widerlegt den Autismus-Mythos

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Ein kleiner Pieks als Preis für den Schutz vor einer potenziell lebensbedrohlichen Infektion – für viele Menschen auf der Welt ein Wunschtraum. Geradezu paradox erscheint es da, dass gerade im wohlhabenden Deutschland der Argwohn gegenüber Schutzimpfungen salonfähig geworden ist. Da wird Schwangeren beispielsweise von der Grippe-Impfung abgeraten – das Kind könnte später Autismus entwickeln, hört man bisweilen. Ein unsinniger Ratschlag, der sogar gefährlich werden kann.

Im Verdacht stand besonders die Impfung gegen ein bestimmtes Grippevirus namens H1N1, bekannt als Erreger der "Schweinegrippe" von 2009. Angefacht wurde dies 2017 durch eine Studie. Darin hatte man ein minimal erhöhtes Autismus-Risko bei Kindern festgestellt, deren Mütter im ersten Trimester einen bestimmten Impfstoff namens "Pandemrix" erhalten hatten. Statistisch war die Sache jedoch alles andere als eindeutig, einen Zufallsbefund schlossen die Autoren nicht aus. Sie empfahlen, die Sache weiter zu untersuchen.

Eine umfangreiche Studie des schwedischen Karolinska-Instituts gibt nun Entwarnung. Darin beobachtete das Team um den Epidemiologen Jonas Ludvigsson fast 40.000 Kinder, deren Mütter sich in der Schwangerschaft gegen das Schweinegrippe-Virus impfen ließen und die zwischen Oktober 2009 und September 2010 zur Welt kamen. Zum Vergleich dienten rund 29.000 Kinder, die im selben Zeitraum von nicht geimpften Müttern geboren wurden.

Bei eine Untersuchung etwa sechs Jahre später, im Dezember 2009, fand sich in beiden Gruppen ein annähernd gleicher Prozentsatz von Kindern mit Autismus. Bei den geimpften Müttern waren es 1,0 Prozent, bei den anderen 1,1 Prozent. "Die pränatale Exposition war nicht mit einer späteren Autismus-Spektrum-Störung verbunden", so das Fazit der Forschenden. Das galt auch für Mütter, die die Impfung im ersten Trimester der Schwangerschaft erhalten hatten. In diesen ersten drei Monaten bildet sich das Gehirn des Fötus heraus. 

Der Begriff "Autismus-Spektrums-Störung" umfasst eine große Bandbreite von Störungen in Kommunikation und sozialer Interaktion, von leichten Symptomen bis zu gravierenden Beeinträchtigungen. Als Ursache nimmt man großteils genetische Faktoren an.

Dass sich der Mythos "Autismus durch Impfung" so hartnäckig hält, geht zum Teil gewiss auf eine fehlerhafte Studie zu einer anderen Impfung zurück, und zwar gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Mit manipulierten Daten wollte ein gewisser Andrew Wakefield 1998 im Fachblatt Lancet einen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und dem Entstehen von Autismus bei Kindern bewiesen haben. Lancet zog die Arbeit zurück und Wakefeld erhielt in seiner Heimat Großbritannien ein Berufsverbot als Arzt. Später wurde er für den Negativpreis "Goldenes Brett" nominiert.

Mit dem aktuellen schwedischen Studienergebnis hofft Hauptautor Ludvigsson, ein Signal gegen die Anti-Impf-Bewegung in den westlichen Ländern zu setzen.

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