Katholischer Pfarrer sorgt sich um Gleichberechtigung

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Wenn der Vater die Braut zum Altar führt, ist das Ausdruck eines antiquierten Rollenverständnisses, findet Pfarrer Marco Klein.
Wenn der Vater die Braut zum Altar führt, ist das Ausdruck eines antiquierten Rollenverständnisses, findet Pfarrer Marco Klein.

Ein Brautpaar aus Ostbevern im Münsterland wollte gerne, dass der Vater der Braut sie während der Zeremonie zum Altar führt. Der Pfarrer lehnte dies ab: Er wolle kein antiquiertes Rollenbild unterstützen.

Dass sich die katholische Kirche für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau einsetzt, hört man nicht alle Tage. Pfarrer Marco Klein, erst seit Mai in der St. Ambrosius-Gemeinde in Ostbevern tätig, lehnte nun mit genau dieser Begründung den Wunsch eines Brautpaares ab. Die Braut wollte von ihrem Vater zum Altar geführt und dort symbolisch an ihren Ehemann übergeben werden. So kennt man das aus dem Film, viele malen sich den Gang zum Traualtar genau so aus.

Für Pfarrer Klein hat das mit Romantik allerdings wenig zu tun. Er sieht es als Relikt eines längst überkommenen Rollenverständnisses: "Ich halte es nicht für zeitgemäß, dass die Frau damit symbolisch aus dem Rechtsbereich des Vaters in den Rechtsbereich des Ehemannes übergeben wird. Das hat mit der lange erkämpften Gleichberechtigung von Mann und Frau nichts zu tun", sagte er den Westfälischen Nachrichten. Im Film möge das zwar "süß" sein, entspreche aber nicht der Realität, da der Ritus es eigentlich so vorsehe, dass Pfarrer und Brautpaar gemeinsam in die Kirche einziehen. In anderen Kulturen möge das anders sein, aber bei uns entspreche dieses antiquierte Bild des Überbringens nicht dem einer selbstständigen Frau. Denn: In der römischen Kirche gelte schon seit 500 Jahren die Vorstellung, Mann und Frau sollten sich finden, während bei den Protestanten die Eltern die Ehepartner für ihre Kinder aussuchten. "Diesem Fortschritt in der katholischen Kirche sollte nicht mit einer falschen Geste widersprochen werden", findet der 40-jährige Geistliche. Gerade die Kirche habe beim Umgang mit der Rolle der Frau einen Ruf zu verlieren.

Um ein Zeichen für Gleichberechtigung zu setzen, habe er den Wunsch der angehenden Eheleute zunächst abgelehnt. Er wollte mit dem Brautpaar über das Ritual sprechen. Wenn sie wüssten, dass sie das wirklich wollten, könne es Ausnahmen geben.

Die Verlobten machten ihrem Unmut über die Entscheidung in den sozialen Netzwerken Luft und lösten damit eine Debatte aus. Mittlerweile habe man laut Marco Klein eine "gute Lösung" gefunden, woraufhin die Internetdiskussion wieder gelöscht wurde.

Das Bemühen um Gleichberechtigung der Geschlechter in Ostbevern hat etwas Kurioses: Der eigene Wunsch der zukünftigen Ehepartner wird zunächst abgelehnt – als Zeichen der Gleichberechtigung. Auf der anderen Seite werden Frauen nach wie vor nicht zum Priesteramt zugelassen: Erst im Juni dieses Jahres erteilte wieder einmal ein katholischer Würdenträger der Priesterinnenweihe eine Abfuhr: Jesus habe bewusst nur Männer als Apostel berufen, so die Begründung von Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer beim Eröffnungsgottesdienst eines Kongresses des "Forums Deutscher Katholiken". Dabei handelt es sich um einen Verband, der die Verkündigung des katholischen Glaubens gemäß Katechismus fördern will und damit einen "Beitrag zur Neuevangelisierung in unserem Land" leisten will. Es folgte ein Argument nach der beliebten männlichen Argumentation, dass man den Frauen durch ihren Ausschluss von etwas einen Gefallen tue: In der Antike habe es nämlich Priesterinnen gegeben, so Voderholzer, ihr Dienst sei aber oft mit Tempelprostitution verbunden gewesen – als Darstellung der Fruchtbarkeit der Erde. Davon setze sich die Bibel ganz bewusst ab, zitierte die Süddeutsche Zeitung den Bischof. Man ist geneigt, sich zu fragen, welchen Ruf die Kirche da zu verlieren haben soll.