Großbritannien

Keine Mohammed-Bilder mehr im Unterricht

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Gedenken an die ermordeten Redakteure
Gedenken an die ermordeten Redakteure

In Großbritannien besprach ein Lehrer im Rahmen des Religionsunterrichts das Thema Blasphemie mit Hilfe der Mohammed-Karikaturen der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Nach Eltern-Protesten ließ die Schule den Lehrer vorläufig suspendieren und den Sachverhalt extern prüfen. In Zukunft sollen an der Schule keine Abbildungen des Propheten Mohammed mehr verwendet werden. Die Suspendierung des Lehrers wurde vor wenigen Tagen aufgehoben, jedoch mussten er und seine Familie aufgrund von Drohungen inzwischen untertauchen.

Die Batley Grammar School ist eine weiterführende Schule in Batley, West Yorkshire. Sie hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, die Talente und Qualitäten von Kindern und Jugendlichen zu erkennen und zu fördern und sie auf ein Leben als selbstbewusste, unabhängige und respektvolle Mitglieder einer fürsorglichen multikulturellen Gesellschaft vorzubereiten. Dabei hat sich die Antwort auf die Frage, wie dies geschehen soll, seit März dieses Jahres erheblich verändert. Im Rahmen des Religionsunterrichts hatte ein Lehrer planmäßig das Thema Blasphemie bearbeitet. Obwohl mit dem Criminal Justice and Immigration Act 2008 die Anti-Blasphemie-Gesetze in England und Wales abgeschafft wurden, ist derzeit ungeklärt, ob und wie in England über Götter und Propheten gesprochen werden darf. In seinem Unterricht verwendete der Lehrer die Bilder der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo, die islamistische Terroristen im Jahr 2015 zum Anlass genommen hatten, in die Redaktion einzudringen und Mitarbeiter*innen zu erschießen.

Die Verwendung der Bilder löste Elternproteste vor der Schule aus und sorgte zunächst für eine Suspendierung des Lehrers. Die Batley Grammar School ließ den Vorfall extern vom Batley Multi Academy Trust prüfen. Die Prüfung kam zum Schluss, dass das Besprechen des Themas Blasphemie wichtig für junge Menschen sei, dass es nicht die Absicht des Lehrers gewesen sei, religiöse Gefühle zu verletzen – und dass das Lehrpersonal die Mohammed-Bilder nicht mehr verwenden solle. Zudem solle die Verwendung von Unterrichtsmaterial strenger geprüft und Schulungen für Lehrpersonal angeboten werden.

Die Entscheidung wird von den Humanist*innen im Vereinigten Königreich scharf kritisiert. Sie sehen die Verwendung von Abbildungen des Propheten Mohammed, sofern sensibel eingesetzt, als wichtigen Teil des Religionsunterrichts. So soll ihrer Ansicht nach Religionsunterricht nicht nur versuchen, Respekt für jeden Glauben zu vermitteln, sondern Schüler*innen auch fit machen für Diskussionen um Religionen und Meinungsfreiheit.

Obwohl die Suspendierung des Lehrers Ende Mai dieses Jahres aufgehoben wurde, sind seine Familie und er nach Drohungen noch immer untergetaucht. Ob er an die Schule und zu seiner Lehrtätigkeit zurückkehren wird, ist fraglich.

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