Wer glauben will, lässt sich bekanntlich durch Logik und Fakten kaum irritieren. Wer diesen Versuch dennoch wagen möchte, für den bietet Uwe Hillebrands Buch "Die Leere der katholischen Lehre" jede Menge Fakten, die eine bekannte Legende ins Licht des gesunden Menschenverstands stellen.
Die Ungereimtheiten und Widersprüche in den Bibelaussagen und Dogmen bieten reichlich Gelegenheit, deren Aussagelosigkeit und Unlogik bloßzulegen. An Themen mangelt es nicht: das Gewese um das Wesen Gottes, das unheilige Heilige Buch, die dubiosen Quellen von Offenbarungen, die dubiose (Un-)Logik der katholischen Dogmen, die Fragwürdigkeiten der Rettung der Tiere in der Arche Noah, die zwiespältige Rolle Marias als Mutter Gottes, die Beschneidung der Jungen und die Benachteiligung der Mädchen, die unbeanstandete Zugehörigkeit Hitlers zur katholischen Kirche, die Unlogik und Wirkungslosigkeit von Gebeten und vieles andere mehr.
In verständlicher Sprache, in oft scheinbarer Einfalt in den Formulierungen werden theologische Themen in knapp gehaltenen Texten besprochen. Der Autor drückt sich zwar in einfachen Worten aus, frei von theologischem Geschwurbel, aber er seziert die Objekte seiner Attacken dennoch mit gnadenloser Schärfe. Dabei nie polemisch, vielmehr eher unterkühlt vorgetragen, aber mit feiner Süffisanz gewürzt, die sich in seinen Erklärungen, in harmlos klingender Alltagssprache formuliert, verbirgt. Das spöttische Wortspiel des Titels setzt sich insofern in seiner Art der Formulierung im Buchtext fort. Die Seiten 55 oder etwa 68 bieten schöne Beispiele für diese verschmitzte Art von Textanalyse.
Dieses Büchlein hat es trotz – oder gerade wegen – seiner leicht nachvollziehbaren, geradezu zwingenden Logik in sich. Geeignet für jemanden, der sich schnell und überzeugend von der Legendenhaftigkeit und den intellektuellen Zumutungen der christlichen, insbesondere der katholischen Lehre überzeugen möchte. Es enthält eine Vielzahl bemerkenswerter und schlagkräftiger Argumente gegen den christlichen Glauben, wie überhaupt gegen jede Religion. Der Autor kommt bewusst ohne tiefergehende theologische oder philosophische Argumentation aus, um die Halt- und Grundlosigkeit dieser Lehre bloßzulegen. Eigentlich müsste die Lektüre jeden Menschen, so er noch gläubig ist, aber Bereitschaft zeigt, logisch und erfahrungsgeleitet zu denken, zur Einsicht bringen und bekehren. Aber wir wissen: Wer glauben will, lässt sich bekanntlich durch Logik und Fakten kaum irritieren.
Der Text wendet sich dennoch keinesfalls nur an den noch Glaubenden. Der Rezensent geht davon aus, dass die hier auf diesen Seiten sich bewegenden Interessenten das intellektuelle Vergnügen schätzen, Zeugen der Demontage einer Lehre zu werden, die sich – wie schon der Titel zu verstehen gibt – durch Leere auszeichnet. Das nachzuweisen gelingt dem Autor hervorragend. Er bedient sich dabei nur des natürlichen Urteilsvermögens, das heißt, er stellt einfache logische Überlegungen an und greift auf Alltags- und Erfahrungswissen zurück. Dass Bibel und Dogmen sich durch eine "höhere Vernunft" rechtfertigten, wie es oft heißt, käme ihm zu Recht nicht in den Sinn.
Angesichts der täglich zu verarbeitenden Informationsfülle ist dieses gehaltvolle Büchlein erfreulicherweise von prägnanter Kürze und kann in zwei Nachmittagen bewältigt werden.
Fazit: Trotz der intellektuellen Zumutungen dieses Glaubens ein intellektuelles Lesevergnügen.
22 Kommentare
Kommentare
kater ben youssuf am Permanenter Link
die bibel ist ein skurriles altorientalisches märchenbuch. das sollte jeder wissen. die bibelkritik sollte aber nicht 'unterbelichtet' daherkommen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Fakten sind in erster Linie Fakten. Sie sind theoretisch falsifizierbar. Können sie nicht falsifiziert werden, müssen sie ernst zugenommen werden. Nur bei Meinungen gibt es eine größere zulässige Diversität...
kater ben youssuf am Permanenter Link
nicht fakten, sondern theorien sind falsifizierbar. dies ist das wissenschaftstheoretische modell von popper. brachial-atheisten lieben die falsifikationstheorie und machen sie zu einer 'heiligen kuh'.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"kuhn 1962 die struktur wissenschaftlicher theorien" - aber, aber, katerchen!
...wissenschaftlicher REVOLUTIONEN. Da bin ich kleinlich.
Sonst landeten wir nämlich tatsächlich flugs bei 'alternative facts'.
kater ben youssuf am Permanenter Link
mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. katerchen ben youssuf bittet zerknirscht um vergebung und schwört dem fehlerteufelchen ab. wie gut, dass die lieben christen einst das konzept der vergebung erfanden.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich habe mich unklar ausgedrückt, Hans. Ich hätte besser "Behauptungen" statt "Fakten" schreiben sollen. Denn ein Faktum, das ein wirkliches Faktum ist, dient der Verifizierung einer Theorie.
Mir ging es um angebliche Beweise, von denen es in der Religion geradezu wimmelt. Von Bibeltexten bis zu Reliquien. Diese - von Gläubigen so wahrgenommenen - "Fakten" kann man natürlich falsifizieren, indem nachgewiesen wird, dass sie z. B. gefälscht wurden. Besser wäre "Behauptungen" gewesen, denn es gibt jede Menge alternative Behauptungen - gerade in der Religion...
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Behauptungen" statt "Fakten" - ebend.
Und gefälschte Fakten sind keine Fakten, sondern Dummfug.
Aber egal, lassen wir das. Es gibt Wichtigeres.
Hans Trutnau am Permanenter Link
kater sokrates lässt grüßen.
kater ben youssuf am Permanenter Link
wow! was für ein schlaues kerlchen, dieser hans! kater sokrates sendet seine propheten aus, um der welt mitzuteilen, dass bibelkritik nicht mit der falsifikationstheorie von popper geht.
Uwe Lehnert am Permanenter Link
Zitat kater ben youssuf: „… mein altes philosophenherz blutet bei diesem steinzeit-unsinn“
Nächstenliebe? Säkulare Humanisten, Agnostiker, Atheisten – alles kaltschnäuzige Egoisten, die achtlos die Not des Nächsten geflissentlich übersehen? Wir nennen es schlicht Solidarität.
Ich antworte mit Ihren Worten: „…mein altes philosophenherz blutet bei diesem steinzeit-unsinn.“
Feindesliebe? Vergebung? Nachsicht mit dem Andersdenkenden? Wo blieb die Feindesliebe bei den Kreuzzügen, während der Inquisition, bei der Hexenverfolgung, bei der Missionierung ganzer Erdteile, bei den Pogromen gegen die Juden, …? Stattdessen haben sich Christen wie gewöhnliche Mörder, Totschläger und Sadisten aufgeführt.
Millionenfach hätten Christen und vor allem ihre Repräsentanten Feindesliebe und Vergebung zeigen können.
Ich antworte wieder mit Ihren Worten: „…mein altes philosophenherz blutet bei diesem steinzeit-unsinn.“
kater ben youssuf am Permanenter Link
zitate ul (rezension): 1. Wer glauben will, lässt sich bekanntlich durch Logik und Fakten kaum irritieren … 2. … die eine bekannte Legende ins Licht des gesunden Menschenverstands stellen. 3.
es sind sprüche wie diese, die meinen erbosten kommentar provozieren.
zu 1. die gläubigen lassen sich von logik und fakten nicht beeindrucken. stimmt! aber soll das etwa ein alleinstellungsmerkmal der himmelskomiker sein? wohl kaum! wie sonst wäre es möglich, dass wir die natur zerstören? warum führen die, seit langem bekannten fakten nicht zu den nötigen verhaltensänderungen? sind dies nur die faktenresistenten gläubigen? wohl kaum! auch wir ungläubige nehmen von unliebsamen fakten selten notiz. des weiteren: unser aller selbstbild ist fernab von fakten. wir alle pflegen unsere kognitiven illusionen und verzerrungen (der allsatz ist hier durchaus angebracht). was also sollen diese vorwürfe gegen die gläubigen, wenn die ungläubigen prinzipiell nicht anders ticken?
übrigens: gegen wen richtet sich überhaupt die kritik des buches? religiöse fundamentalisten des us-bibelgürtels, die das altorientalische märchenbuch wörtlich nehmen? einverstanden! die meisten theologen (zumindest an deutschen universitäten, beispiele: gerstenberger, von stosch etc.) können hier nicht gemeint sein. sie halten die bibel weder für ein historisches buch noch für ein naturwissenschaftliches buch. der biblische aussagegehalt liegt im bereich der praktischen philosophie und hat mit logik und fakten eher wenig zu tun, sondern mit werten und normen. wer dies nicht zur kenntnis nehmen will, stellt einen strohmann auf und fackelt ihn ab. das ist einfach und bequem, aber wird der sache nicht gerecht.
zu 2. der gesunde menschenverstand. was mag das wohl sein? gibt es einen universell anerkannten gesunden menschenverstand oder hat jeder mensch seinen eigenen, den er dann für den gesunden hält? also ca. 7 milliarden varianten auf unserem schönen planeten? dieser schlabber-begriff taugt nun wirklich nicht für argumente (damit könnte man auch nicht die quantentheorie behandeln).
zu 3. keine tiefergehende theologische oder philosophische argumentation. soll das etwa ein lob an den autor sein? die frage nach einer adäquaten weltanschauung, ob religiös oder nicht-religiös, gehört zur disziplin der philosophie (nicht zu den wissenschaften!). dabei kann die erörterung nicht tief genug sein, weil der untersuchungsgegenstand ziemlich knifflig ist. erforderlich ist: eine angemessene verortung der problemstellung, die einsicht, dass die wirklichkeit ein konstrukt ist, eine hinreichende klärung der begriffe, die theoriegeladenheit der empirischen daten, eine sorgfältige argumentationsführung, die berücksichtigung von zirkularitätsproblemen (logik, sprache etc.) und die selbstkritische relativierung des eigenen standpunktes. absolutheitsansprüche sind seit descartes etwas aus der mode gekommen.
zitat ul (kommentar): … Millionenfach hätten Christen und vor allem ihre Repräsentanten Feindesliebe und Vergebung zeigen können.
stimmt! die gläubigen tragen meistens die christlichen werte wie eine monstranz vor sich her. aber was soll das argument? habe ich etwa die himmelskommiker verteidigt? nein! mein einwand war nur, dass nächstenliebe, feindesliebe, vergebung etc. nichts mit logik und fakten zu tun haben. vielleicht wäre hier ein sorgfältiges lesen geeignet gewesen, eine unangebrachte maschinengewehr-methode zu vermeiden (einfach mal zurückballern, irgendwas wird es schon treffen).
zitat ul (kommentar): Ich antworte wieder mit Ihren Worten: „…mein altes philosophenherz blutet bei diesem steinzeit-unsinn.“
kleine nachfrage: sind sie ein (uni-)philosoph? bibelkritik? ja bitte! kirchenkritik? unbedingt! die kritik sollte aber so gehaltvoll, fundiert und reflektiert sein, dass man als ungläubiger philosoph nicht aufjaulen muss.
Gerhard am Permanenter Link
Mörder, Totschlaeger und Sadisten, das trifft alles auch auf Atheisten zu. Stalin und Mao lassen grüßen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Sind Sie bei Unsinnen?
Ihr abwegiger Kommentar sollte gelöscht werden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Da bin ich aber beruhigt, Katerchen, da ich fast vollkommen entnagelt bin.
A.S. am Permanenter Link
Ohne das Buch gelesen zu haben:
Ja, Uwe Hillebrand tut gut daran, sich nicht auf theologisches Geschwurbel ein zu lassen:
Theologie ist eh nur die Vortäuschung von Expertenwissen über etwas, dass es gar nicht gibt. Gott und Theologie sind nur ein Bluff, mit dem Priester dem dummen Volk was vor- und sich selbst wichtig machen.
Problematisch wird das Ganze, weil die religiösen Riten und die zahllosen stereotypen Widerholungen in der religiösen Praxis zu einer Gehirnwäsche führen können.
Ja, ich bin der Ansicht, dass wirklich "Gläubige" (ich rede nicht von den religiösen Mitläufern) nichts anderes sind als religiös gehirngewaschene Menschen. Insofern sehe ich "Gläubige" als Opfer, nicht als Täter. Was nicht die Gefährlichkeit mancher Gläubiger ignoriert.
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
@Uwe
Übrigens: Die Figuren in der Bibel sind ausgedachte Figuren - Personifikationen von Dinge bzw. Menschengruppen. Böse Ideologien, welche man nicht öffentlich diskutieren wollte schrieb man in mehrdeutige Märchen (Mythologie).
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Hallo Thomas,
Hans Trutnau am Permanenter Link
Uwe, da rennst du bei mir ja sperrangelweit offene Türen ein...
Uwe Lehnert am Permanenter Link
Hans, da missverstehst Du das Buch von Hillebrand und meine Rezension. Mit diesem Buch sollten nicht in erster Linie weitere Ungläubige gewonnen werden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Habe ich schon richtig verstanden, Uwe; das meinte ich mit "offene Türen".
Aber vllt. kann ich ja dennoch daraus ein paar gute Argumente übernehmen?
Auch Spott sei Dank!
Claus Gras am Permanenter Link
Wenn man Äpfel und Birnen zusammen zählt bekommt man allenfalls Obst...
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Buch gelesen, klare, belegbare Aussagen, als Lehrbuch ab der ersten Klasse zu empfehlen,
so sie dann schon lesen können.
Dann hätten die Pfaffen keine Chance mehr ihren Schwachsinn weiter zu verbreiten.