Humanistische und säkulare Organisationen fordern weltlichen Feiertag

Luther zu feiern ist nicht mehr zeitgemäß

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In die Debatte um die Einführung des Reformationstages als zusätzlichem gesetzlichen Feiertages haben sich in Bremen auch Mitglieder und Aktivisten vom Humanistischen Verband (HVD), der Giordano Bruno Stiftung (gbs) und dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten IBKA) mit einer Erklärung eingebracht.

Gerade in einem überwiegend nicht mehr christlich organisierten Bundesland mutet der Vorschlag des konfessionsfreien Bürgermeisters Sieling für den Reformationstag wie eine nostalgische Verbeugung vor dem Mittelalter an. Aber ganz offensichtlich scheut die Bremer SPD den Konflikt mit der Evangelischen Kirche, die über enormen politischen und wirtschaftlichen Einfluss verfügt. Bremen ist zum einen die norddeutsche Hochburg der Evangelikalen und evangelisch kirchliche Funktionsträger stellen zum Beispiel den Großteil der Vorstandsmitglieder der örtlichen Industrie – und Handelskammer, darunter den Vorsitzenden.

In der Pressemitteilung der drei Organisationen heißt es: "Die Ministerpräsidenten der norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben sich für den Reformationstag als zusätzlichen Feiertag ausgesprochen. Der Reformationstag ist untrennbar mit dem Namen Martin Luther verbunden.

Er soll am 31. Oktober 1517 seine sogenannten 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Diese lösten kontroverse Diskussionen unter Geistlichen aus und erfuhren dank des Buchdrucks auch große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Was weiter folgte, ist bekannt: Reformation, Kirchenspaltung, Bauern- und Religionskriege, Hexenverbrennung und schließlich der dreißig-jährige Krieg. Luther ist eine historische Figur, die an diesen mittelalterlichen Ereignissen entscheidenden Anteil hatte. Mehr nicht.

Wie uns die Huldigungen Luthers (mit Luther Playmobil Figuren und Luther-Opern) im Reformationsjahr 2017 weismachen wollten, steht Luther für die Mündigkeit des Einzelnen gegenüber Kirche und Staat und für die Gewissensfreiheit. Ein ehrlicher Blick auf die historischen Fakten und auf die Schriften Luthers zeigen, dass zu solcher Ausrufung Luthers als Lichtgestalt kein Anlass besteht."

Nach Ansicht der humanistischen Organisationen ist es nicht mehr zeitgemäß, an Luther zu erinnern: "Da Luther und die sich auf ihn begründende Reformation inhaltlich dem Ziel einer weltoffenen Stadt Bremen diametral entgegenstehen, ist die Einführung des Reformationstags als gesetzlicher Feiertag nicht zu vertreten. Zudem möchten wir darauf verweisen, dass die evangelische Kirche in Bremen nur noch eine Minderheit von 32 Prozent der Bevölkerung vertritt. Gerade noch 18 Prozent der Geborenen des Jahrgangs 2016 wurden getauft. Fast 60 Prozent der Bremerinnen und Bremer gehören keiner christlichen Glaubensgemeinschaft an. Dies deutet darauf hin, dass die Einführung eines kirchlichen Feiertages nicht den Intentionen der Mehrheit der Bremerinnen und Bremer entspricht (Statistisches Jahrbuch 2017 des statistischen Landesamtes)."

Der Humanistische Verband (HVD) Bremen, die Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) Bremen/Ol und der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) Bremen fordern deshalb die Einführung eines weltlichen gesetzlichen Feiertages.

Es ist unverständlich, warum Bürgermeister Carsten Sieling sich mit der Begründung "Keine Bremer Insellösung!" mit den anderen norddeutschen Ministerpräsidenten auf den Reformationstag als zusätzlichen Feiertag festlegt.

Mitglieder der genannten Verbände werden sich nach eigenem Bekunden in den nächsten Wochen weiterhin in die Diskussion einbringen.