Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt das Zeigen des Wolfsgrußes durch den türkischen Fußballnationalspieler Merih Demiral beim Achtelfinalspiel der Fußball-Europameisterschaft am gestrigen Dienstag zwischen der Türkei und Österreich und fordert die UEFA erneut auf, das Zeigen der rechtsextremen Geste bei EM-Spielen durch Fans und insbesondere durch Nationalspieler nicht länger zu dulden.
Während des Spiels hatte der zweifache Torschütze Demiral mit beiden Händen das Symbol der "Grauen Wölfe" geformt. Demiral sagte nach dem Spiel, es stecke keine versteckte Botschaft hinter der Geste. Er habe im Stadion Menschen gesehen, die den Wolfsgruß gezeigt hätten. Es werde "hoffentlich noch mehr Gelegenheiten geben, diese Geste zu zeigen."
"Am Jahrestag des Sivas-Massakers so prominent den Wolfsgruß zu zeigen, ist ein absoluter Skandal. Dass Merih Demiral das auch noch mit einem Foto der Geste bei X zelebriert, ist eine Verhöhnung der alevitischen Opfer des Massakers", sagt der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. "Wir fordern von Merih Demiral eine Entschuldigung bei den Millionen Aleviten, für die der Wolfsgruß ein Symbol der Unterdrückung und Verfolgung ist. Die türkische Nationalmannschaft muss sich öffentlich vom Zeigen des rechtsextremen Symbols distanzieren", fordert der Menschenrechtler.
Der Wolfsgruß ist das Zeichen türkischer Ultranationalisten: Er wurde 1993 beim Massaker von Sivas gezeigt, 1978 beim Massaker von Maraş an der alevitischen Bevölkerung, als Demonstrationen von Frauen für Gleichberechtigung niedergeschlagen wurden, als der armenische Journalist Hrant Dink 2007 ermordet wurde, wenn Dörfer und Städte der Kurden von der Armee niedergebrannt wurden und werden und auch als die syrisch-kurdische Region Afrin 2018 völkerrechtswidrig von der Türkei besetzt wurde.
Siehe dazu auch den gestrigen Text im Vorfeld des Achtelfinals: UEFA sollte Zeigen des Wolfsgrußes mit Stadionverbot belegen