Die Absetzung des Theaterstücks "Son Kale Türkiye" (Letzte Festung Türkei), das bereits seit einigen Wochen auf diversen westeuropäischen Bühnen aufgeführt worden ist, sorgt derzeit nicht nur in Hessen für Wirbel. Das Stück steht wegen nationalistischer und rassistischer Inhalte in der Kritik.
Eine Aufführung in der Rheingoldhalle Mannheim wurde abgesagt. Die Eigentümer der "Erlenhalle" in Erlensee (Main-Kinzig) haben den Mietvertrag mit dem Veranstalter gekündigt, der das Stück auf die Bühne bringen wollte.
In Augsburg wurde das Stück zwar aufgeführt, anschließend aber vehement kritisiert: "Die Überlegenheit der islamisch türkischen Ethnie zieht sich als roter Faden durch das gesamte Theaterstück und spiegelt damit die menschenverachtende Ideologie des ultranationalistischen türkischen Idealistenvereins wider" kommentierte die Stadt.
Das Theaterstück entstand anläßlich des Putsches 2016 und verherrlicht Erdogans Politik. Deshalb regte sich in verschiedenen deutschen Städten – zwar verspätet, aber immer noch vor weiteren Aufführungen – Protest gegen das ultra-nationalistische Stück.
In einer Erklärung zu den Protesten in Mannheim heißt es: Das Stück "transportiert eine deutliche politische Propaganda. Es geht darum, das türkische Volk auf die nationalistische und rassistische Einheit einzuschwören. Indirekt werden auch vermeintliche Verschwörermächte aus dem Ausland kritisiert. Zu angeblichen Verschwörern zählen die kurdische Arbeiterpartei PKK, die Gülen-Bewegung und ausländischen Mächte."
Die Aufführung eines solchen Theaterstücks sei auch nicht durch die Kunstfreiheit gedeckt. Denn "faschistischer Hass, Gewaltverherrlichung und Nationalismus zählen nicht zur künstlerischen Freiheit, auch wenn sie als Theater getarnt sind."
Die Aufführungen in verschiedenen deutschen Städten wurden unter anderem von den "Grauen Wölfen" und dem "Verband der türkischen Kulturvereine in Europa" (ATB) ausgerichtet. Beim ATB handelt es sich um die Europaorganisation der rechtsextremen türkischen "Partei der großen Einheit" (BBP – Büyük Birgli Partisi) – bei den "Grauen Wölfen" (Bozkurtçular) handelt es sich um die Mitglieder der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung (Milliyetçi Hareket Partisi, MHP).
Auch in der aktuellen Diskussion um die DITIB sollte die Auseinandersetzung mit dem Stück eine Rolle spielen, denn zu dem umstrittenen Theaterstück wurde unter anderem auch in eine Ditib-Moschee in Gelsenkirchen eingeladen.
Laut Spielplan des Istanbuler Ensembles sind noch weitere Gastspiele in Deutschland geplant. So am 24.2. in Köln, am 25.2. in Dortmund und am 26.2. in Hamburg.
3 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Offensichtlich wird das Stück auf Türkisch aufgeführt und wendet sich daher ausschließlich an hier lebende TR-Muttersprachler.
Hätte dort bleiben sollen.
Hüseyin Akdag am Permanenter Link
Was für eine Ironie, da dürfen die Anhänger einer Terrororganisation PKK wann immer Sie wo immer Sie will, Theateraufführungen oder Festivals abhalten.
Rüdiger Weida am Permanenter Link
Das ist sogar ziemlich einfach zu verstehen. Es kommt nicht darauf an, wer die Auftritte organisiert, sondern auf den Inhalt des Stückes.
Im Übrigen ist die PKK in Deutschland verboten. Wird Zeit, dass es die Grauen Wölfe auch endlich werden.
Bei der DITIB und anderen Vereinen würde es genügen, nach österreichischem Vorbild die Auslandsfinanzierung zu unterbinden.