Katholische Kirche

Missbrauch: Ein halbes Bischofsgehalt fürs Schweigen

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Der Trierer Dom

Gerade einmal 5.000 Euro Entschädigung erhält ein Missbrauchsopfer durchschnittlich von der katholischen Kirche – deutlich weniger als ein monatliches Bischofsgehalt. Betroffene sprechen auch von "Schweigegeld".

Immer mehr Opfer melden sich zum Missbrauchsskandal zu Wort. So auch ein BILD-Reporter, der jahrelang in einem bayerischen Dorf von einem Pfarrer sexuell missbraucht wurde. In seinem Bericht schildert er, wie er nach jahrelanger Verdrängung Strafanzeige gegen den Täter stellte und sich schließlich auf einen finanziellen "Ausgleich" mit der Kirche einließ: Gegen eine Zahlung von 5.000 Euro verpflichtete er sich, fortan zu schweigen und alle Anschuldigungen ruhen zu lassen. "Aber heute habe ich einen Beruf, der es mir erlaubt, mutig zu sein, zu schreien. Und anderen Missbrauchsopfern Mut zu machen, die Qualen nicht an die Kirche zu verkaufen", erklärt der heutige Journalist seinen Schritt in die Öffentlichkeit.

5.000 Euro – so viel zahlt die katholische Kirche im Schnitt an ein Missbrauchsopfer als "Entschädigung". Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki hält die Zahlung für unangemessen und erklärte laut BILD: "Wenn wir bedenken, dass viele Menschen von diesen schrecklichen Taten lebenslang gezeichnet sind, dann erscheint ein solcher Betrag, den ein Bischof in einem halben Monat verdient, maximal ungerecht." 

Wie die BILD darüber hinaus berichtete, sind nicht nur Absicht und Höhe, sondern auch die Quelle der Entschädigung zweifelhaft: Auf die Frage, aus welchen Mitteln die Zahlungen erbracht wurden, dementierte ein Orden lediglich, dass es sich um Kirchensteuergelder oder Spenden handele. Die Kirche selbst bezieht sich auf ein Modell, das eine Entschädigung der Missbrauchsopfer durch die Täter vorsieht. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit solle die verantwortliche kirchliche Körperschaft für die Zahlung aufkommen.