Australien

Missbrauch: Lieber Gefängnis als Verletzung des Beichtgeheimnisses

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Katholischer Beichtstuhl (Symbolbild)

Ein Gesetzentwurf im australischen Bundesstaat Victoria sieht vor, dass Priester Kindesmissbrauch, der ihnen während der Beichte berichtet wird, staatlichen Stellen melden müssen. Tun sie es nicht, drohen ihnen drei Jahre Haft. Der Erzbischof von Melbourne erklärte, dass er in einem solchen Fall das Beichtgeheimnis nicht verletzten würde. 

Auch in Australien schlägt der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche seit Jahren hohe Wellen. Seine bislang höchste Welle: Vor wenigen Monaten wurde Kardinal George Pell, ehemals ranghöchster Katholik Australiens und seit 2014 als Finanzchef die inoffizielle Nummer Drei des Vatikans, von einem australischen Gericht des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger schuldig gesprochen.

Der australische Bundesstaat Victoria zieht nun Konsequenzen und will im Umgang mit Kindesmissbrauch eine härtere Gangart wählen – auch und vor allem mit jenem in den Reihen der katholischen Kirche. Am Mittwoch wurde dort ein Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, nach dem Priester zukünftig eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren riskieren, falls sie einen während der Beichte berichteten Kindesmissbrauch nicht den staatlichen Behörden melden. Das neue Gesetz verpflichtet ebenso Mediziner, Lehrer und Kindergärtner, den Strafverfolgungsbehörden einen Verdacht auf Kindesmissbrauch zu melden.

Peter Comensoli, Erzbischof von Melbourne, begrüßte grundsätzlich die Ausweitung der Meldepflicht, erklärte jedoch gleichzeitig, dass dies nicht zu einer Verletzung des Beichtgeheimnisses führen dürfe. Er selbst würde das Siegel der Verschwiegenheit in einem solchen Fall nicht brechen, erklärte der Erzbischof laut der britischen Zeitung The Guardian.

Generalstaatsanwältin Jill Hennessy hingegen verwies religiöse Sonderregelungen wie das Beichtgeheimnis in ihre Schranken: "Ich denke nicht, dass wir in der heutigen Zeit und angesichts dessen, was wir inzwischen wissen, irgendetwas anderes tun können, als die Rechte von Kinder über die religiösen Ansichten von einigen Menschen zu stellen."