Mitglied der Zeugen Jehovas verliert vor Gericht

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Missionierung gehört zum "Geschäftsmodell" der Zeugen Jehovas
Missionierung

Ein Zeuge Jehovas verbreitet auf YouTube hanebüchene Anschuldigungen gegen den Opferhilfe-Verein JZ Help und ist dabei letztendlich nur der lange Arm eines destruktiven Kults.

Die erfolgreiche Vereinsarbeit von JZ Help setzte sich nach 2020 auch 2021 fort. Während 2020 maßgeblich durch das Urteil des Züricher Gerichts geprägt war, konnte der Verein 2021 die kritischen Aspekte der destruktiven Religionsgemeinschaft insbesondere durch zahlreiche Funk- und Fernsehinterviews in prominenten Medien oder zum Beispiel auch der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs einer breiten Öffentlichkeit näherbringen. Eine steigende Anzahl an Ausgestiegenen findet im Verein seit dessen Gründung 2018 eine Anlaufstelle.

All das findet sich zusammengefasst auf der Internetseite oder auch rückblickend auf das Jahr 2021 auf dem YouTube-Kanal des Vereins. Doch auch 2021 ließen gerichtliche Auseinandersetzungen nicht auf sich warten. So wurde erneut ein Gerichtsverfahren zugunsten des Vereins durch ein rechtskräftiges Urteil des Landgerichts Köln abgeschlossen.

Hintergrund des Verfahrens war ein Zeuge Jehovas, der seit 2020 auf seinem YouTube-Kanal haltlose Verleumdungen und Behauptungen zum Verein JZ Help und etlicher seiner Mitglieder verbreitete, darunter ein Sammelsurium an kriminellen Zuschreibungen, die dazu geeignet waren, die Reputation des Vereins massiv zu beschädigen.1 Der Verein initiierte daher bereits 2020 die rechtliche Auseinandersetzung mit besagter Person und obsiegte gerichtlich nicht unerwartet in diesem eindeutigen Fall.

Sollten diese hanebüchenen Vorwürfe des Verurteilten überhaupt den geringsten Anlass zur Erwähnung geben? Handelt es sich nicht lediglich um eine alltägliche Vereins- und Gerichtsposse, ein unbedeutendes Störfeuer? Mitnichten. Denn hinter diesem Vorfall tut sich eine abgründige Kultur der Inhumanität auf, wie sie von der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas (ZJ) gelehrt, gesteuert und praktiziert wird. Ein Kernpunkt ihrer Lehre sind die inkompatiblen Welten der ZJ: Die innerhalb und die von Satan gesteuerte Welt außerhalb der Gemeinschaft, ein Dualismus von Gut und Böse. Insbesondere betrifft dies den Umgang der ZJ mit ihren Aussteiger*innen – Menschen, Kindern wie Erwachsenen, die sich zumeist nach Monaten oder gar Jahren des Quälens, der Zerrissenheit, dem Für und Wider hinsichtlich des unumkehrbaren Abschieds von sämtlichen Familienmitgliedern und Freunden, dazu entschlossen haben, ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen.

Ausgestiegene sind "Küchenhelfer Satans"

Die Zeugen Jehovas benennen Mitglieder, die aus der Religionsgemeinschaft aussteigen, als Abtrünnige. Zur Klarstellung und ohne negative Konnotation: sie sind Aussteiger, Menschen mit individuellen Schicksalen und zumeist leidvoller Historie. Ihr Kampf in ein selbstbestimmtes Leben, ohne religiöse Bevormundung, Indoktrination und Zwänge, zunächst ohne Freunde und Familie gesellschaftliche "Normalität" zu erreichen, ist mühsam und nicht zwingend von Erfolg gekrönt. Den schweren Weg haben Aussteiger selbst empathisch und ungeschönt als Beispiel für andere zur Veröffentlichung unter der Rubrik "ÜberLebenswege" freigegeben.

Das lebensverachtende Prinzip der Ächtung, dessen Charakteristika und Auswirkungen unter anderem hier im hpd von Regina Spiess (2. Vorsitzende) erläutert werden, ist Teil der Lehre und gleichzeitig gelebter Alltag. Und damit zusätzlich diese krude Praktik seitens der ZJ treu eingehalten wird, muss sie durch regelmäßige Vorgaben und Anweisungen gestützt werden.

So werden zum Beispiel Ausgestiegene in Videos der Organisation "Küchenhelfer Satans" genannt2, nicht "von der Art" der Zeugen Jehovas, "Lügner", "Abschaum der Gesellschaft", "Ungeziefer". So "bekämpfen" sie angeblich die Organisation der Zeugen Jehovas durch Falschdarstellung bei Behörden, bringen sie in Verruf in den Medien und wollen "am liebsten alles tun, um die Organisation zu stoppen", gar "den Glauben zerstören".

Untermauert werden solche Unterstellungen durch Anweisungen mit biblischer Bezugnahme. Unter anderem basiert die Empfehlung hinsichtlich der Behandlung von Ausgestiegenen, die im Kontaktverbot gipfelt, auf den Bibelversen 5. Mose 13, Vers 8, 9 (gemäß "Neue Welt Übersetzung" der Zeugen Jehovas):

"[…] dann gib nicht nach und hör nicht auf ihn [den Sünder, den Ausgestiegenen]. Er darf dir nicht leidtun. Hab kein Mitleid mit ihm und schütze ihn nicht. Vielmehr sollst du ihn unbedingt töten." 3

Eine zwar nur biblisch-verbale Grenzüberschreitung, aber unangemessen allemal!

Und wenn Zeugen Jehovas zeitlebens durch ihre Dachorganisation eine beispiellose Indoktrination irrationaler Lehren erfahren und sich damit eine unverrückbare Grenze zwischen simplifizierter religiöser Glaubenswelt innerhalb der Organisation und komplexer Wirklichkeit außerhalb auftut, dann war es konsequenterweise nur eine Frage der Zeit, bis irgendein Anhänger der Zeugen Jehovas diesem Glaubenswirrwarr verleumderische Handlungen gegen Ausgestiegene folgen lässt und sich bemächtigt fühlt, diesen Anweisungen zu folgen und Ausgestiegene zu desavouieren. So geschehen im oben beschriebenen Rechtsfall.

Und wenn zusätzlich derartige Täter gleichzeitig Rückendeckung erfahren, dann bleibt der Täter nicht nur Täter, sondern wird zum Opfer seiner eigenen heuchlerischen Organisation. Eine heuchlerische Organisation, die einerseits nach innen Verleumdung verurteilt, aber gleichzeitig nach außen hetzt, Ehemalige herabsetzt und missbilligt.

Der Verein JZ Help bat die Organisation, auf ihr Mitglied einzuwirken, die Verleumdungen zu unterlassen, jedoch ohne Erfolg. Ob mangels Willens oder Einflusses – es lässt sich nicht feststellen. Gleichwohl kurios, denn dass eine Organisation, die es zu leisten vermag, ihre Mitglieder auf allerlei menschenverachtende Praktiken wie Bluttransfusionsverbot und Ächtung einzuschwören, nicht in der Lage ist, ein einzelnes schwarzes Schaf zum Einlenken zu bewegen … Schwer glaubhaft.

JZ Help fordert zum Handeln auf

Es muss daher einem gesellschaftlichen Konsens folgend absolut klar sein, dass es geistige Brandstiftung weder in rechts- oder linksextremen Bewegungen und Telegram-Kanälen noch in Religionsgemeinschaften wie zum Beispiel den Zeugen Jehovas geben darf.

Solange Erwachsene und auch schutzbedürftige Kinder der subtilen und auch offensichtlichen Indoktrination und geistigen Brandstiftung der Zeugen Jehovas anheimfallen, hat die Gesellschaft den Auftrag, dies öffentlich zu machen und der Staat die Pflicht, rechtliche Maßnahmen zu ergreifen.

Eine der sieben Kernforderungen des Vereins JZ Help ist daher:

Schutz von Familie und Beziehungen, insbesondere:

  • Keine soziale Ächtung und kein Kontaktverbot. Keine Diskriminierung bei Austritt und Ausschluss. Achtung des Grundrechts auf "negative Religionsfreiheit".
  • Die systematische Ächtung von Aussteigern auch innerhalb der Familie und des engsten Freundeskreises verletzt die Religionsfreiheit. JZ Help fordert zum Handeln auf.

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1 Der Name des Verurteilten ist für den Artikel unerheblich, seine Behauptungen und Zuschreibungen waren Gegenstand der gerichtlichen Auseinandersetzung. ↩︎

2 Alle Referenzen und Quellen der entsprechenden Zitate und Videos von Zeugen Jehovas zu Aussteigern finden sich unter jz.help. ↩︎

3 In einer Ansprache Ende 2020 fordert der Redner Leonard Myers, Helfer des Schreibkomitees der sog. "Leitenden Körperschaft" der Zeugen Jehovas, auf, kein Mitleid mit Abtrünnigen ("Sündern") zu haben und zitiert den Bibelvers "du sollst ihn unbedingt töten"; nachzusehen hier. ↩︎