Neue Richtlinien der WHO zu sicheren Abtreibungen

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Nicht für jede Frau ist dieser Anblick erwünscht.
Nicht für jede Frau ist dieser Anblick erwünscht.

In vielen Ländern sind Schwangerschaftsabbrüche mit massiven Gefahren für Frauen verbunden. Komplikationen enden aufgrund restriktiver Gesetzgebungen nicht selten sogar tödlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb zum Schutz von Frauen einen neuen Leitfaden erstellt, der jenen von 2012 ersetzt und Empfehlungen enthält, die sich auch aus neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ergeben. Das über 200 Seiten starke Papier befasst sich dabei mit den Themenfeldern der klinischen Praxis, der Leistungserbringung im Gesundheitswesen sowie der rechtlichen und konzeptionellen Intervention zur Unterstützung einer sicheren Abtreibungspraxis.

Ungefähr 50 Millionen Schwangerschaften werden jährlich aus eigenem Antrieb heraus frühzeitig beendet. Werden die entsprechenden medizinischen Eingriffe allerdings von Laien ausgeführt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, bleibende Schäden davonzutragen oder sogar dabei umzukommen. Die WHO geht davon aus, dass dieser Todesursache weltweit pro Jahr etwa 39.000 Menschen zum Opfer fallen. Insbesondere fehlende fachliche Vorkenntnisse der Ausführenden und hygienisch mangelhafte Umstände werden dabei als Problemfelder benannt. Über 60 Prozent solcher Todesfälle ereignen sich dabei in Afrika und weitere 30 Prozent auf dem asiatischen Kontinent.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Abtreibungsverbote oder -einschränkungen die Zahl der vorgenommenen Abbrüche nicht verringern. Die Folgen solcher Gesetzgebungen führen laut den Wissenschaftler:innen lediglich dazu, dass sich Frauen in die Hände fragwürdiger Organisationen oder Einzelpersonen begeben, um dann den Schwangerschaftsabbruch unter gefährlichen Bedingungen durchzuführen. Auf Basis dieser Forschungsarbeiten hat die WHO nun neue Richtlinien veröffentlicht, die eine Reihe von Verbesserungen vorsehen.

So soll etwa ausschließlich medizinisches Personal eine Abtreibung vornehmen, das die Bedürfnisse der Frauen in den Fokus nimmt. Verhütungsmittel und die Abtreibungspille sollen für alle sehr viel leichter zugänglich gemacht werden. Außerdem wird empfohlen, Schwangerschaftsabbrüche aus den Strafgesetzbüchern zu streichen und den Zugang zu notwendigen Informationen zu erleichtern. Obligatorische Wartezeiten oder eine zeitliche Begrenzung, in der Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden können, soll es nach Vorgaben der WHO künftig nicht mehr geben. Auch die Zustimmung anderer wie zum Beispiel der Familie soll fortan nicht mehr zur Bedingung gemacht werden.

Eines der Ziele ist dabei, dass jede Abtreibung, die mittels einer von der WHO empfohlenen Methode durchgeführt wurde, als sicher gelten kann. Bisher trifft das jedoch nur auf die Hälfte aller Schwangerschaftsabbrüche zu. Die andere Hälfte, bei der sich Schwangere gefährlichen Prozeduren ausgesetzt sehen, hat ein deutlich höheres Risiko für Komplikationen. Diese können sich im Nachgang auch negativ auf Bildungschancen oder die Arbeitsfähigkeit auswirken.

Zudem wird durch die neuen Leitlinien angestrebt, die Stigmatisierungen gegenüber Menschen abzubauen, die eine Schwangerschaft abgebrochen haben oder dies in Erwägung ziehen. Frühzeitige Aufklärung und langfristig angelegte Programme zur Sexualerziehung spielen dabei eine zentrale Rolle.

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