Pakistan

Sicherheitsmann erschießt Bankmanager wegen vermeintlicher Blasphemie

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Am 5. November schoss Sicherheitsmann Ahmed Nawaz in einer internationalen Bank in Quaidabad auf seinen Kollegen, den Bankmanager Malik Imran Hanif, und verletzte ihn so schwer, dass dieser im Krankenhaus an seinen Verletzungen starb. Als Motiv gab Navaz blasphemische Aussagen Hanifs an. Während Nawaz von Islamisten für die Tat gefeiert wurde, sprach die Familie Hanifs von einem Vorwand, um Rache für einen Streit zu üben.

Quaidabad liegt im nordwestlichen Punjab, knapp 300 Kilometer von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad entfernt. Vergangenen Donnerstag kam es in der über 20.000 Einwohnende zählenden Stadt zu einem tödlichen Schuss in einer Bank. Sicherheitsmann Ahmed Nawaz schoss auf Malik Imran Hanif aus dem höheren Management. Nach Angaben eines Kollegen aus dem Sicherheitsteam soll Nawaz nach der Tat geflüchtet und Hanif schwer verletzt und stark blutend zurückgelassen haben. Obwohl Hanif noch in ein Krankenhaus im etwa 300 Kilometer entfernten Lahore gebracht wurde, verstarb er an seinen schweren Verletzungen.

Nachdem er sich gestellt hatte und verhaftet worden war, nannte Nawaz blasphemische Aussagen seines Kollegen als Motiv für die Tat. Eine Anschuldigung, die nach Angaben der Polizei nicht bestätigt werden könne.

In Pakistan gibt es strenge Gesetze gegen Blasphemie, die hohe Strafen bis hin zur Todesstrafe für Gotteslästerungen und die Verletzung religiöser Gefühle vorsehen. Nicht verwunderlich also, dass, um ungeliebte Konkurrenz loszuwerden oder die verhassten Nachbarn ins Gefängnis zu bringen, gern Anzeigen wegen Blasphemie getätigt werden. Selbst wenn blasphemische Handlungen oder Aussagen nicht nachgewiesen werden können, kann die anzeigende Person auf die Wirkung wütender religiöser Mobs setzen. In den letzten Jahren häufen sich Fälle, in denen Blasphemie wohl ein Vorwand war, um ungeliebte Mitmenschen abstrafen zu lassen.

2014 wurde ein Ehepaar wegen blasphemischer Textnachrichten zum Tode verurteilt, obwohl das Paar kaum ausreichend Bildung besitzt, um überhaupt Textnachrichten zu verfassen. Im Oktober 2019 erhielt ein Mann für vermeintlich blasphemische Aussagen im Internet fünf Jahre Haft. Im April 2020 wurde ein junger Mann wegen vermeintlicher Brunnenentweihung totgeprügelt. Juli 2020 erhielt ein Professor wegen eines Blasphemievorwurfs eine Haftstrafe. Und ebenfalls im Juli dieses Jahres wurde ein der Blasphemie beschuldigter Mann noch im Gerichtssaal erschossen. Belege für die Blasphemie gab es, neben den Aussagen der Anzeigenden, kaum. Dafür umso mehr Wut bei Gruppen religiöser Extremisten.

Die Familie Malik Imran Hanifs ordnet Ahmed Nawazs Vorwurf als Ergebnis eines privaten Streits der beiden ein. Vor einigen Monaten war Nawaz gekündigt, später war er aber wieder eingestellt worden. Blasphemische Kommentare schließt die Familie Hanifs aus, da dieser nicht nur Muslim gewesen, sondern auch den Propheten geliebt habe.

Eine Aussage, die sowohl Wahrheit als auch Selbstschutz vor Lynchjustiz durch einen wütenden Mob gewesen sein könnte. Sammelten sich doch bald nach der Tat und vor der Festnahme des Sicherheitsmannes Ahmed Nawaz Anführer religiöser Gruppen vor und auf dem Dach der Polizeistation, umarmten den Täter, beglückwünschten ihn und stachelten weitere Menschen auf. Die Polizei war zunächst hilflos und konnte die Details zum Verbrechen nicht sofort aufnehmen.

Der Vorwurf der Blasphemie kann tödlich sein. Nicht nur in Pakistan. Umso wichtiger ist es, weltweit für eine Abschaffung von Anti-Blasphemie-Gesetzen einzutreten.

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