Pakistan: "Brunnenentweihung" fordert Menschenleben

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Der 22-jährige pakistanische Landarbeiter Saleem Mashi hatte sich den falschen Brunnen ausgesucht, um sich nach dem Feierabend zu waschen. Drei Tage später verstarb er im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen.

Der Christ hatte sich im pakistanischen Dorf Bhagiana, 90 Kilometer südwestlich von Lahore, im Brunnen eines Muslims erfrischt, woraufhin vier Muslime ihn beschuldigten, den Brunnen ihres Glaubensbruders entweiht zu haben. Als Reaktion darauf hätten sie ihn mit einer Eisenstange und Elektroschocks gequält und schwer verletzt liegen gelassen, berichtet sein Bruder Nadeem Mashi. Laut UCA News verstarb Saleem Mashi daraufhin am 28. Februar an multiplem Organversagen.

Die Täter wurden zwar gestellt und verhaftet, befinden sich mittlerweile jedoch wieder auf freiem Fuß. Bei der Beerdigung des Mannes kamen über tausend Christen zusammen, um Saleem Mashi die letzte Ehre zu erweisen. Unter den Trauergästen befand sich unter anderem der Minister für Menschenrechte, Minderheiten und interreligiöse Harmonie der Provinz Punjab, Ejaz Alam Augustine, woraufhin der Fall weiter bekannt wurde. Der Pfarrer der Gemeinde des ermordeten Saleem Massey beklagte, dass Christen in seinem Land wie Abschaum behandelt würden und forderte die Regierungsvertreter zu einem besseren Schutz von Minderheiten in der Region auf.

Vorfälle wie diese stellen in der pakistanischen Provinz leider keine Seltenheit dar. Lediglich 2,6 Prozent der 110 Millionen Einwohner der Provinz Punjab sind Christen. In ganz Pakistan macht der Anteil der Muslime offiziell über 96 Prozent aus, die übrigen 4 Prozent der Bevölkerung sind Christen (1,5 Prozent), Hindus (1,6 Prozent) und Ahmadis (0,25 Prozent) sowie Sikhs, Parsis, Zikris, Bahais, Buddhisten und Kalasha. Wie viele Nicht-Gläubige sich hinter den offiziellen Zahlen verstecken, lässt sich nicht nachvollziehen, da der öffentliche Abfall vom Glauben in Pakistan auch schnell zu Strafen führen kann.

Aufgrund von drastischen Blasphemiegesetzen, die zum Teil auch schon bei dem bloßen Verdacht verhängt werden, sind die Hauptangeklagten zwar meist Muslime, Menschen anderer religiöser Strömungen, besonders Christen werden jedoch überproportional häufig für ein solches Vergehen verurteilt. Es wäre daher sogar gut möglich gewesen, dass Saleem Mashi anstatt durch die verübte Selbstjustiz auch durch eine Anklage in Gefahr hätte geraten können.

2011 wurde in Pakistan der einzige Christ im Regierungskabinett Shahbaz Bhatti, der auch Minister für Minderheiten und Menschenrechte war, von unbekannten Islamisten ermordet, weil er sich für die Abschaffung der Blasphemieparagrafen eingesetzt hatte.

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