Weil er auf die Bezahlung seiner Arbeitsleistung pochte und keinen Religionsrabatt einräumen wollte, wurde der heute 34-jährige Mechaniker Ashfaq Masih 2017 nach einer Blasphemie-Anschuldigung verhaftet. Nun hat ein Gericht in Lahore ihn zum Tode verurteilt. Ein Anwaltsteam will Masihs Fall nun vor Lahores Obersten Gerichtshof bringen.
Im Jahr 2017 hatte Ashfaq Masih, Mechaniker mit einer Motorradwerkstatt in Lahore, das Motorrad eines Kunden repariert. Als Masih diesem die Rechnung präsentierte, versuchte der Kunde einen Rabatt zu bekommen. Er begründete seine Rabattforderung mit seinem Status als gläubiger Muslim. Der christliche Mechaniker soll einen Rabatt mit der Erklärung, dass Jesus Christus der wahre Prophet sei und er nicht am Status des Mannes als Muslim interessiert sei, abgelehnt haben. Wenige Tage darauf wurde Masih von dem Kunden und fünf weiteren Personen der Blasphemie bezichtigt und festgenommen. Seitdem saß der Ehemann und Vater im Gefängnis.
Nachdem Ashfaq Masih bereits fünf Jahre im Gefängnis verbracht hatte, wurde er nun von einem Gericht in Lahore nach § 295C der pakistanischen Anti-Blasphemiegesetzgebung verurteilt. Dieser umfasst die vermeintlichen Verbrechen, die Namen Mohammeds oder anderer Propheten mündlich oder schriftlich abfällig oder beleidigend zu verwenden. Wer für schuldig befunden wird, wird nach § 295C zum Tode verurteilt. So auch Asfaq Masih. Zur Todesstrafe erhielt der Mechaniker noch eine Geldstrafe von 100.000 pakistanischen Rupien (etwa 400 Euro). Obwohl die Todesstrafe für Blasphemie in Pakistan aktuell nicht umgesetzt wird, bedeutet das Gefängnis nicht nur eine Qual für den Beschuldigten und seine Familie, sondern auch die Gefahr von Lynchmobs, die es auf ihn oder seine Familie abgesehen haben.
Ende letzten Jahres hatte ein Mob eine Polizeistation niedergebrannt, um einen Blasphemie-Beschuldigten lynchen zu können, kurz darauf wurde ein Textil-Manager von einer wütenden Menge wegen vermeintlicher Blasphemie ermordet und verbrannt, im April dieses Jahres wurde eine Lehrerin ermordet, weil sie sich in einem Traum blasphemisch verhalten haben soll und Anfang Juli dieses Jahres musste sich der Technik-Gigant Samsung gegen den Vorwurf der Blasphemie wehren. Nachdem frisch installierte WLAN-Geräte in einem Einkaufszentrum in Karachi angeblich blasphemische Kommentare verbreiteten, zerstörte ein wütender Mob Samsung-Geräte und -Videotafeln, 27 Samsung-Mitarbeitende wurden festgenommen. Unter anderem bei Twitter veröffentlichte Samsung rasch ein Statement, in welchem das Unternehmen bekundet, religiös neutral und allen Religionen gegenüber respektvoll zu sein.
Als Mechaniker ist Ashfaq Masih mit weniger Macht und Ressourcen ausgestattet als ein Technologie-Unternehmen. Jedoch hat sich sein Anwalt Riaz Anjum nun mit einem muslimischen Anwalt zusammengetan, um Masihs Fall vor den Obersten Gerichtshof Lahores zu bringen. Ob das Gericht sich traut, das aktuelle Urteil aufzuheben und Asfaq Masih seine Freiheit und Familie zurückzugeben, ist fraglich. Ist es doch selbst für Richter*innen gefährlich, vermeintlich der Blasphemie überführte Personen nicht zu bestrafen und somit sich und die eigene Familie in den Fokus gewalttätiger Mobs zu bringen.