Pfarrer über Homosexuelle: "Das ist ein todeswürdiges Verbrechen!"

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Die St.-Martini-Kirche in Bremen, Gemeinde des verurteilten Volksverhetzers Olaf Latzel
Die St.-Martini-Kirche in Bremen

Der Pfarrer Olaf Latzel von der Bremischen Evangelischen Kirche ist wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Der Geistliche sagte, gelebte Homosexualität sei wie Ehebruch ein "todeswürdiges Verbrechen" und der ganze "Gender-Dreck" sei "zutiefst teuflisch und satanisch".

Man glaubt, mit einer Zeitmaschine um einhundert Jahre zurück katapultiert worden zu sein. Aber nein, der gute Pfarrer machte die Aussage vor gut einem Jahr in einem Eheseminar.

Dass er jetzt wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, empfindet sein Anwalt als eine große Katastrophe. Der Geistliche wohl auch. Damit stellen sie die Welt gleich noch einmal auf den Kopf. Der Glaube macht's möglich.

Doch schön der Reihe nach: Olaf Latzel, Pfarrer der evangelischen St.-Martini-Gemeinde an der Schlachte in Bremen, nutzte im Oktober 2019 ein Eheseminar, um heiratswillige Schäfchen vor einem Ehebruch und der Homosexualität zu warnen. Neben den bereits erwähnten verbalen Entgleisungen drohte der evangelikal geprägte Pastor: "Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day, feiern ihre Partys." So berichteten es deutsche Medien.

Nachdem sein Seminar auf die Homepage hochgeladen worden war, setzte ein Shitstorm ein, der zu mehreren Anzeigen führte. Die Staatsanwaltschaft machte Nägel mit Köpfen und verlangte vier Monate Haft wegen Volksverhetzung, umgewandelt in eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 90 Euro. Latzel und sein Anwalt waren geschockt. Volksverhetzung? Unmöglich.

Beim Prozess am Amtsgericht Bremen verteidigte sich der Pfarrer mit dem Argument, seine Worte seien nicht gegen Menschen gerichtet gewesen. Er habe nichts gegen Homosexuelle, sondern lehne nur die Homosexualität als Sünde ab. Damit folge er dem Wort Gottes in der Bibel. Richterin Ellen Best konterte trocken, Homosexualität ohne Menschen sei nicht denkbar. Daran ändere auch der Hinweis auf die Bibel nichts.

Richterin: Es ist eine Verzerrung, von "Homo-Lobby" zu sprechen

Es sei eine stark emotionalisierende Verzerrung, von "teuflischer Homo-Lobby" zu sprechen, sagte sie bei der Urteilsbegründung. Homosexuelle in die Nähe von Verbrechern zu stellen, könne so interpretiert werden, dass es erlaubt sei, gegen sie vorzugehen. Latzel habe Homosexuellen abgesprochen, gleichwertige Personen der Gesellschaft zu sein.

Der Verteidiger des Pfarrers sprach von einer großen Katastrophe. Das Urteil sei ein Einfallstor zur Beschränkung der Meinungsfreiheit. "Ich bin nicht das Monster, zu dem ich gemacht werde", ergänzte Olaf Latzel.

Die wortgetreue Auslegung

Für ihn war es denn auch keine Genugtuung, dass die Richterin die kleinstmögliche Strafe für Volksverhetzung anwandte. Sie verurteilte ihn zu einer dreimonatigen Haftstrafe, die sie in 90 Tagessätze zu 90 Euro umwandelte. Der Verteidiger verkündete, das Urteil durch alle notwendige Instanzen anzufechten.

Was reitet einen Pfarrer einer Landeskirche, so gegen Homosexuelle zu wüten? Die Legitimation für seine anachronistischen Ansichten holt er aus der Bibel, die für ihn das authentische Wort Gottes ist.

Dort steht: "Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft. Ihr Blut soll auf sie kommen."

Den heiligen Furor bezieht der Pfarrer wohl aus seiner religiösen Verblendung, die ihn radikalisiert hat. Deshalb sieht er sich als Vollstrecker von Gottes Auftrag, die Leute aus dem Griff des Satans zu befreien. Das Resultat ist verheerend.

Am Anfang war das Wort. Das Wort der Bibel.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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