Der Katholikentag in Stuttgart war nach eigenen Angaben der Veranstalter deutlich schwächer besucht als erwartet (der hpd berichtete): Zogen frühere Katholikentage noch fast 100.000 Menschen an, machten sich in diesem Jahr nur rund 25.000 Menschen auf den Weg. Finanziell ist die Veranstaltung ein Desaster. Die vom gastgebenden Bistum Rottenburg-Stuttgart gewährte Ausfallbürgschaft in Höhe von 470.000 Euro dürfte kaum ausreichen, die Mindereinnahmen auszugleichen.
Das dicke Minus wirft auch ein Schlaglicht auf die verschwenderische Finanzierung dieser absurd überdimensionierten Veranstaltung mit ihren rund 1.500 Foren. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 10 Millionen Euro. 3,2 Millionen davon wurden nach Angaben der Veranstalter aus Eigenmitteln aufgebracht. Weitere 1,8 Millionen Euro steuerte der Verband der römisch-katholischen Diözesen Deutschlands bei und 1,3 Millionen Euro spendierte die gastgebende Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Politisch brisant ist in diesem Zusammenhang insbesondere die üppige Beteiligung der Stadt Stuttgart mit 1,5 Millionen Euro, des Landes Baden-Württemberg mit 2 Millionen Euro und des Bundes mit 500.000 Euro.
Diese reichliche Kofinanzierung aus öffentlichen Kassen steht in einer langen Tradition der Alimentierung von Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen. Sie ist mit der grundgesetzlichen Trennung von Staat und Kirchen nicht vereinbar.
Gerade die beiden großen christlichen Kirchen werden mit zahllosen direkten und indirekten Zuwendungen staatlicher Stellen bedacht. Das reicht vom Einzug der Kirchensteuer (12 Mrd. Euro pro Jahr) über die historischen Staatsleistungen (600 Mio. Euro pro Jahr) bis zur Steuerfreiheit und vielen weiteren Vergünstigungen, die weit über die Hilfe für andere gesellschaftliche Vereinigungen hinausgehen. Insofern sollen die Kirchen ihre Mitgliederveranstaltungen selbst bezahlen.
Auf keinen Fall darf die öffentliche Hand jetzt nochmals in die Bresche springen, um die Defizite des Stattgarter Katholikentags 2022 auszugleichen.
Säkulare Grüne fordern darüber hinaus eine umfassende gesellschaftliche Debatte über die staatliche Finanzierung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften.