Skeptiker 1/2023 erschienen

Die Akupunktur gilt als altehrwürdige fernöstliche Tradition – obwohl ein chinesischer Kaiser sie schon Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Lehrangebot der Medizinischen Akademie strich, weil sie die Ausbreitung der modernen Medizin behindere. Die Karriere dieser Lehre als chinesischer Exportschlager im Westen hat Udo Endruscheit bereits in der vorhergehenden Ausgabe des Skeptiker nachgezeichnet. Doch wie steht es um die wissenschaftliche Evidenz? Dieser Frage widmet sich Endruscheit im zweiten Teil seines Artikels, nachzulesen im aktuellen Heft 1/2023.

Es fängt schon damit an, dass niemand so recht erklären kann, über welche Wege die Nadeln denn ihre positive Wirkung entfalten sollen. Weder gibt die Biochemie tragfähige Ansätze her – etwa durch die Ausschüttung von Endorphinen oder Serotonin –, noch lässt sich beispielsweise die angebliche Schmerzlinderung durch Akupunktur durch die Arbeitsweise von Nerven und Gehirn bei der Reizverarbeitung erklären.

Bleibt die Frage, ob hier überhaupt Erklärungsbedarf besteht, also ob die Akupunktur eine spezifische Wirkung besitzt, die über den Placebo-Effekt hinausgeht. Udo Endruscheit liefert einen Überblick über die heterogene Studienlage, wobei er besonders auf die Vielzahl chinesischer Studien von zweifelhafter Qualität aufmerksam macht. In seinem Fazit stimmt er dem amerikanischen Neurologen und Skeptiker Steven Novella zu, der schreibt: "Eine theoretische Grundlage für Akupunktur existiert nicht und die klinische Evidenz ist unbefriedigend."

Ein weiteres Thema des Heftes ist die Verschwörungstheorie vom satanistisch-rituellen Missbrauch durch einflussreiche Eliten. Die Aufklärung über die "Satanic Panic" erreichte zunächst in der Schweiz eine breite Öffentlichkeit, wenig später folgten ausführliche Beiträge im Spiegel. Die Bloggerin "Marvel Stella" klärt bereits seit geraumer Zeit auf der Webseite dissoziationen.de über diesen Mythos auf, wobei sie insbesondere auf den Zusammenhang mit der Diagnose "Dissoziative Identitätsstörung" (DIS) eingeht.

Einige Personen mit der Diagnose DIS berichten von angeblichen kindlichen Erinnerungen an Gewalterfahrungen in satanistischen Kulten – falsche Erinnerungen als Folge einer suggestiven Psychotherapie, die sich für die Betroffenen oft qualvoll auswirken. Doch Marvel Stella, selbst DIS-Betroffene, schenkte diesen Erzählungen zunächst Glauben, wie sie im Interview mit Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder berichtet. Durch skeptische Aufklärungsarbeit wie das Vortragsvideo von der GWUP-Konferenz "SkepKon" 2018 mit Kriminalpsychologin Lydia Benecke und einem Polizeiermittler sah sie die Glaubwürdigkeit der Opfer diskreditiert, und sie versuchte, die dortigen Behauptungen zu widerlegen. Doch im Verlauf der Recherche begann sie Zweifel an der Erzählung vom satanistischen Missbrauch zu äußern – und erntete Hass und Anfeindungen im Netz.

Man warf ihr vor, Täterschutz zu betreiben, doch inzwischen seien ihr die Beschuldigungen gleichgültig, sagt Marvel Stella. Nicht aber das Ziel aufzuklären und diejenigen zu unterstützen, die, zu Unrecht beschuldigt, in eine Angstpsychose hineingetrieben würden "oder irgendwann begreifen müssen, dass sie von wahnhaften Therapeuten in eine Scheinwelt hineingetrieben wurden, die alles Lebenswerte in ihrem Leben zerstört hat".

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