"Gott segne Deutschland" würde aus dem Mund eines deutschen Politikers bestenfalls Verwunderung hervorrufen. In den USA ist es normal, zum Abschluss einer Rede die Beschwörungsformel "God bless America" anzuhängen. Die jüngere Generation ist jedoch zunehmend religionsferner, nicht zuletzt ein Erfolg der Aufklärungsarbeit von säkularen Organisationen wie der Richard Dawkins Foundation (RDF).
Ein positives Beispiel sind die Schwestern Bailey und Elle Harris. Die nun 14-jährige Bailey schaute sich im Alter von acht Jahren die Neuauflage von "Unser Kosmos" mit Neil deGrasse Tyson an. In einer Episode sagte er: "Die Planeten, die Sterne, die Galaxien, wir selbst und alles Leben – derselbe Stoff, aus dem die Sterne sind." Bailey war von dieser Idee so begeistert, dass sie sofort zum Familiencomputer ging, ein neues Dokument erstellte und mit dem Schreiben begann, woraus schließlich ihr erstes Buch entstand, so dass sie das Gelernte mit Kindern auf der ganzen Welt teilen konnte.
Im Laufe des nächsten Jahres arbeitete Bailey mit ihrem Vater an der Entwicklung einer Geschichte, von der sie meinte, sie den Kindern zusammen mit anderen Bereichen der Wissenschaft wie Evolution und Astronomie am effektivsten nahebringen zu können. Nach verschiedenen Versionen der Geschichte und Rückmeldungen von zahlreichen Eltern sowie Kindern, und in späteren Stadien auch von Wissenschaftlern, wurde 2017 "My Name is Stardust" veröffentlicht (eine deutsche Übersetzung ist geplant) und seitdem wurden weltweit tausende Exemplare verkauft. Die bemerkenswerten Bilder in dem Buch sind allesamt Einzelzeichnungen, die mit Skizzen beginnen und mit traditioneller Aquarell- und Deckfarbe vollendet werden. Die Künstlerin Natalie Malan überlagert die Aquarellbilder digital mit den Bildern auf der Zeichenseite und fügt dann weitere Farbe zur Illustration hinzu. Das Ergebnis ist ein ganz besonderes Bild, das dazu beiträgt, dieser schönen Geschichte Leben und Farbe zu verleihen.
Zur Special Edition, die dieses Jahr veröffentlicht wurde, hat Richard Dawkins, den Bailey 2019 auf der CSICon in Las Vegas persönlich getroffen hat, das Vorwort geschrieben. Sie war dort die jüngste Hauptrednerin in der Geschichte der Veranstaltung. Seit ihrem ersten Werk hat Bailey zwei weitere Bücher verfasst, die auch weiterhin jungen Lesern auf zugängliche Weise fundierte Wissenschaft präsentieren.
Inspiriert durch ihre Schwester hat auch die erst neunjährige Elle bereits zwei Bücher veröffentlicht: "Wonderful Earth" (2019) und "Elle the Humanist" (2020). Vom aktuellen Werk ist nun auch die deutsche Ausgabe "Elle die Humanistin" erschienen. Es ist ein wunderschön illustriertes Buch, das humanistische Ideen und Ethik auf eine Weise präsentiert, die warmherzig, einladend und für junge Leser zugänglich ist. Es enthält ein Vorwort des renommierten Philosophen und Autoren Daniel Dennett.
Elle hatte ein kleines Problem. Aufgewachsen in einem säkularen Haushalt, aber in einer Gemeinschaft, die von Religion dominiert wird, war Elle eines der wenigen Kinder in ihrer Klasse, das nicht religiös war. Wenn sie mit Freunden und Klassenkameraden sprach, stellte sie fest, dass es vielen von ihnen schwerfiel, sich jemanden vorzustellen, der nicht in die Kirche ging oder nicht betete. Einige andere fragten sich, wie Elle ohne religiöse Führer oder heilige Bücher zwischen richtig und falsch unterscheiden konnte. Die Gespräche, die Elle darüber mit den anderen Kindern führte, waren nicht wertend oder streitsüchtig, sondern das Ergebnis ehrlicher Neugier.
Nach der Schule fragte Elle ihren Vater, ob er ihr helfen könnte, den anderen Kindern in der Schule zu erklären, was sie glaubte und wie sie sich fühlte, auf eine Weise, die für sie Sinn ergeben würde. Aus diesen Gesprächen entstanden Ideen, die "Elle die Humanistin" schließlich zu einer herzlichen, klar formulierten Einführung in den Humanismus für junge Leser machten. Mit ihren eigenen Worten erklärt Elle zum Beispiel die Platinregel: Andere so behandeln, wie sie gerne behandelt werden möchten und dass ein Humanist eine Person ist, die versucht, Gutes zu tun, weil sie die Welt zu einem besseren Ort für jeden machen will.
Die Schwestern Bailey und Elle, die mit ihrer Familie in Salt Lake City leben, stehen exemplarisch für eine Generation, die sich zunehmend von religiösen Zwängen befreit und sich der Vernunft und Wissenschaft zuwendet. Ganz im Sinne der Anliegen der RDF, der Förderung naturwissenschaftlicher Bildung, kritischen Denkens und des auf Beweise gestützten Verständnisses der natürlichen Welt, mit dem Ziel, religiösen Fundamentalismus, Aberglauben, Intoleranz und menschliches Leid zu überwinden.
Erstveröffentlichung auf der Webseite der Richard Dawkins Foundation (RDF).
5 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Kids sind von Natur aus sooo neugierig, wissbegierig. Vielen wird das irgendwann ausgetrieben. Es macht viel Arbeit, sich dagegenzustemmen.
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Neugier, Offenheit für das was man nicht kennt, noch nicht weiß, das ist doch, was der Humanismus den Kindern vermittelten will.
Von dieser Einstellung können sich manche von uns Älteren eine Scheibe abschneiden, besonders die, die genau zu wissen scheinen, warum die Anderen arme Idioten sind.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich werde diese Frage nie verstehen: Wie könnt ihr Humanisten/Atheisten zwischen Gut und Böse unterschieden?
Gerhard Lein am Permanenter Link
Geht man in der Pressemeldung auf den link Elle die Humanistin, dann öffnet sich...... Amazon.
UltimaRatio am Permanenter Link
Aber sowas von...
Oder zumindest einen anderen Onlineshop:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Elle-Harris-Harris+Elle-Die-Humanistin/id/A02sRvB001ZZU?zid=n2l0ulak604b5n1d756s3ooo0m
https://buch7.de/produkt/elle-die-humanistin-elle-harris/1040757918?ean=9781952843075
Denn Humanismus und amazon passt so überhaupt nicht zusammen...