Australien versucht, Infektionen mit dem Coronavirus durch strenge Regeln einzudämmen. Diese gelten auch für Gottesdienste, die nur im Livestream übertragen werden dürfen. In Blacktown in der Metropolregion Sydney wurden nun etwa 60 Personen bei einem illegalen Gottesdienst erwischt. Priester sowie Gläubige erhielten Geldstrafen, die Kirche wurde zudem unter einen siebentägigen Bann gestellt. Es ist nicht das erste Mal, dass religiöse Gruppen gegen Auflagen verstoßen und ihre Mitglieder gefährden.
Die Christ Embassy ("Botschaft Christi") ist eine in Nigeria vom Priester und vermeintlichen Geistheiler Chris Oyakhilome gegründete Freikirche. Ihr gehören mittlerweile Gläubige in zahlreichen Ländern der Welt an. So auch in Australien, wo sich ihre Kirche in Blacktown in der Metropolregion Sydney befindet.
Am vergangenen Sonntag erhielt die Polizei einen Hinweis auf einen illegalen Gottesdienst, ging diesem nach und fand etwa 60 Personen, Erwachsene wie Kinder, vor. Gottesdienste sind in Australien aktuell nur als Übertragung im Livestream erlaubt. Wird dabei gesungen, dürfen nur zwei Personen singen. Diese müssen drei Meter Abstand zu maximal zwei weiteren Personen halten, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Regeln sind somit weit strenger als in Deutschland. Jedoch kann sich Australien rühmen, nur knapp 1.000 an Covid-19 Verstorbene beklagen zu müssen.
Während des illegalen Gottesdienstes soll der Prediger erklärt haben, dass der Lockdown vorbei sei und sich dabei auf Jesus berufen haben. Während er damit seine Gemeindemitglieder überzeugen konnte, ließ die Polizei das nicht durchgehen: Pastor Marvin Osaghae wurde ein siebentägiger Bann seiner Kirche, 5.000 Australische Dollar (etwa 3.000 Euro) Strafzahlung als ausführende Organisation und eine persönliche Strafe von 500 Australischen Dollar (300 Euro) wegen fehlenden Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit auferlegt. 30 erwachsene Gläubige erhielten jeweils eine Strafe von 1.000 Australischen Dollar (600 Euro) wegen der Teilnahme an einem illegalen Gottesdienst und 27 von ihnen weitere 500 Australische Dollar (300 Euro) hohe Strafen wegen des fehlenden Mund-Nasen-Schutzes.
Angereist waren die Gläubigen aus unterschiedlichen Gegenden, unter anderem auch aus Hochrisikogebieten. Besonders unnötig, da die Kirche auf ihrer Website zahlreiche Apps zur virtuellen Teilnahme an Gottesdiensten und religiösen Programmen vorstellt. Einen QR-Code an der Tür oder andere Mittel zur Kontaktnachverfolgung im Falle einer Infektion fand man beim verboten stattfindenden Gottesdienst nicht.
Für die Christ Embassy ist es nicht der erste Verstoß gegen die Anti-Covid-Gesetzgebung: Mitte August wurde ein Pastor der Kirche in Simbabwe verhaftet und mit einer Geldstrafe belegt, weil er eine Messe mit nicht gegen Covid-19 geimpften Personen abgehalten hatte.
Auch andere Prediger, Kirchen und Sekten fallen damit auf, dass ihnen Selbstdarstellung, die Verbreitung von Fake News und weiter sprudelnde Spenden wichtiger sind als Gesundheit und Leben ihrer Gläubigen. Die Liste ist lang und umfasst unter anderem einen US-Televangelisten, der das Virus vermeintlich wegpustete, einen südkoreanischen Sektenführer, der Gottesdienste abhalten ließ und versuchte, die Kontaktverfolgung nach einem Infektionsausbruch zu verhindern, Missionare, die Indigene in Brasilien von der Impfung abhalten wollen, Evangelikale, die zum Boykott von Anti-Corona-Maßnahmen aufrufen und Pastoren, die in der Karibik Stimmung gegen die Corona-Schutzimpfung machen.
Die australische Polizei zeigt sich unterdessen besorgt. Sie ruft Gläubige dazu auf, zu Hause zu bleiben und Gottesdiensten im Internet oder Fernsehen zu folgen. Sie möchte den Kontakt mit Kirchen intensivieren, um solche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.