Uganda: Beten statt Medizin

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Wallfahrtskirche von Namugongo in Uganda, einem Land, das den Wahlspruch "For God and My Country" führt.
Wallfahrtskirche von Namugongo/Uganda

Wer im Glauben stark ist, braucht keine Medikamente. Mit solchen Sprüchen reden Kirchenführer in Uganda den Gläubigen selbst bei schweren Erkrankungen Arztbesuche und Medikamente aus. Diese gefährliche Praxis hätte einem 9-jährigen Mädchen fast das Leben gekostet.

Ein Priester in der Stadt Katakwi wurde verhaftet, weil er verhindern wollte, dass das schwer erkrankte Kind eine dringend benötigte medizinische Versorgung erhält. Der Fall, der sich im November 2018 ereignete, ist beispielhaft für den enormen negativen Einfluss vieler Kirchenführer auf ihre Gemeinden im Land. Der Verhaftete, Richard Asutu (27), ist ein Vertreter der Pfingstbewegung und gehört der Gruppierung "Save Soul International Ministeries" an. Solche Gruppierungen erleben in vielen afrikanischen Ländern einen starken Mitgliederzuwachs. Gut 11 Prozent der Bevölkerung Ugandas werden pfingstkirchlich-fundamentalistischen Freikirchen zugerechnet.

Auf Asutus Anweisung hin hatte die Mutter jegliche medizinische Behandlung des Mädchens abgebrochen und durch Kirchenbesuche mit Gebet ersetzt. Der Vater brachte in Begleitung von anderen Ortsansässigen und Sicherheitsbeamten das Kind in ein Krankenhaus.

"Ich war entsetzt, als ich meine Tochter bewusstlos auf dem Kirchenboden liegend fand", berichtet der Vater. "Als wir verlangten, dass er sie freilässt, beschuldigte er uns als glaubensschwach."

Der Kirchenmann, der inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, zeigt keine Spur von Reue. "Es ist Zeit, an die Kraft Gottes zu glauben", sagte er gegenüber dem Nachrichtendienst Religion News. "Wie kann man Medikamente nehmen, wenn man neu geboren wird? Das ist ein Mangel an Glaube und man kann sogar daran sterben. Jesus hat Menschen allein durch Gebete geheilt." Seine Predigten will er auch weiterführen, nachdem die Behörden seine Kirche geschlossen haben.

Mit seinen markigen Worten steht Asutu nicht allein. In den letzten Jahren wurden bereits zahlreiche Gläubige verhaftet, weil sie ihre Kinder vom staatlichen Impfprogramm fernhielten. Außerdem droht die Regierung mit der Schließung von Kirchen, die HIV-infizierten Gemeindemitgliedern Medikamente gegen die Infektion verbieten. HIV gehört zu den bedeutenden Gesundheitsproblemen in Uganda. Rund 1,3 Millionen Infizierte gibt es in Uganda, das sind 6,9 Prozent der Bevölkerung. Jährlich kommen 50.000 Neuinfektionen hinzu.

Kritik an der ablehnenden Haltung religiöser Gruppen gegenüber der Medizin kommt auch aus kirchlichen Reihen. So warnt der katholische Pfarrer Rev. Deogratious Oryangatum alle Kirchenführer "vor falschen Predigten, die die Menschenrechte Einzelner verletzen". Gegenüber Religion News erklärte er: "Wenn Ihr Radio kaputt ist, können Sie nicht darauf warten, dass Gott ein Wunder geschehen lässt."