Kommentar

Uni Bochum bietet jetzt einen "Glaubensmaster" an

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Der Master-Studiengang "Crossmediale Glaubenskommunikation" zielt auf den Kompetenzaufbau für "das Konzipieren und Managen von 'Public Relations' für Glaube und Kirche" ab – mit anderen Worten: ein Missionierungslehrgang mit dem Gütesiegel einer staatlichen Hochschule. Oder auch die in einem Studiengang manifestierte Antiwissenschaftlichkeit.

Die Ruhr-Universität Bochum scheint Religion sehr zugetan zu sein: Erst kürzlich gab sie bekannt, Prüfungen nicht mehr an religiösen Feiertagen durchführen zu wollen, aus Rücksicht auf die Gläubigen. Nun gibt es an ihrer katholisch-theologischen Fakultät einen neuen Studiengang: Den Master "Crossmediale Glaubenskommunikation".

Starten soll er Anfang nächsten Jahres. Da "die etablierten Strukturen der beiden Kirchen nur einen Anteil" der "vielen Millionen Mitglieder" erreichten, will das weiterbildende und, wie es heißt, überkonfessionelle Studienangebot einen "neuen Typus kirchlicher Mitarbeiter" ausbilden:

"Die Kirche der Zukunft wird auch weiterhin von lokalen Zusammenkünften, vom Gebet und vom gemeinsam gefeierten Gottesdienst leben. Aber sie wird zusätzlich stärker als jemals zuvor Glaubensinhalte medial vermitteln müssen. Das bedeutet für Teile des kirchlichen Personals eine Veränderung der Arbeitsschwerpunkte und erfordert andere Kompetenzen als die Arbeit in den Gemeinden."

Die "universitäre, praxisorientierte Weiterbildung" richte sich aber auch an "alle, die sich im Bereich der Glaubenskommunikation professionell weiterentwickeln wollen". Der neuartige, interdisziplinäre Studiengang kombiniert Theologie, Religionssoziologie und Kommunikationswissenschaft. "Das Berufsziel ist das Konzipieren und Managen von 'Public Relations' für Glaube und Kirche".

Mit anderen Worten: Es handelt sich um einen Missionierungslehrgang. Zwar läuft das Ganze formal über die Akademie der Ruhr-Universität, eine angeschlossene, privatrechtliche Weiterbildungseinrichtung, dennoch erzielt man den Universitätsabschluss einer staatlichen Hochschule, in einem Staat, in dem laut Gesetz keine Staatskirche besteht. Ist Theologie an sich als universitäre Disziplin schon fragwürdig, geht der "Glaubensmaster" noch einen Schritt weiter: Eine Ausbildung, bei der Studenten lernen sollen, wie man Menschen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wieder glauben macht – das klingt wie die in einem Studiengang manifestierte Antiwissenschaftlichkeit. Paradoxer geht es eigentlich nicht mehr.

Studiengangsmitentwickler Matthias Sellmann, Professor für Pastoraltheologie an der Ruhr-Universität, redet da auch gar nicht um den heißen Brei herum – wie man es sonst von Theologen gewohnt ist – was die Aufgabe des "Glaubensmasters" angeht: "Kommunikation heißt, Werbung zu machen dafür, dass man an Gott glauben kann, dass man in einer Kirche sich versammeln kann, dass man das Kirchenjahr feiern kann, dass man beten kann, sowohl Leute motivieren, bekanntmachen, auch werben, Marketing dafür zu machen, dass es das gibt – und dass das ein Leben erfüllen kann", sagte er in einem Interview mit domradio.de. Es gehe um "die Gestaltung des öffentlichen Raumes mit den Inhalten von Glaube und Kirche" und, cool formuliert, das "Storytelling von Jesus". Das ist Missionierung in Reinkultur. Was genau das mit dem Wissensvermittlungsauftrag einer Universität zu tun hat, erklärt er nicht.

"[Die Kirche] kriegt ihre Botschaft nicht gut erzählt. Immer mehr Menschen haben ein Nicht-Verhältnis zur Religion. Das ist völlig in Ordnung. Allerdings wäre es schade, wenn das der Fall ist, weil sie nie attraktiv erzählt bekommen haben, was eine Religion kann, wie toll eine Religion sein kann – und das speziell eben auch unter dem Label von Christsein" – soviel also zum Label "überkonfessionell". Die Aussage, dass es "völlig in Ordnung" ist, nichtgläubig zu sein, sei an dieser Stelle positiv zur Kenntnis genommen. Die Kirche macht Fortschritte. Aber dabei belassen will man es dann offensichtlich doch nicht.

Immerhin müssen die zukünftigen Missionare ihre Hirnwäsche-Fortbildung selbst bezahlen: 2.400 Euro pro Semester kostet der Spaß, der kostendeckend arbeite, so Anna Neumaier, eine der Studiengangsentwickler in der Bekanntgabe auf der Website der Fakultät. Weiterbildende Master-Studiengänge erhielten in der Regel keine staatliche Unterstützung.

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