Interview

"Wir Atheisten sind unerträglich für sie"

photo_credit_shihab_khan_2.jpg

Die Bloggerin Durba Zahan möchte aus Angst um ihre Sicherheit nicht erkannt werden.

Durba Zahan ist 24 Jahre alt und wurde in Bangladesch geboren. Auf Einladung des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) kam sie im November 2018 mit ihrem Partner nach Deutschland. Da sie – als atheistische Bloggerin – in Bangladesch ihr Leben bedroht sah, hat das Paar im Februar dieses Jahres in Deutschland Asyl beantragt. Seit einigen Tagen sind sie als Flüchtlinge anerkannt und haben in Deutschland das Recht auf Asyl erhalten. In diesem Interview spricht Durba über ihre Gründe, Bangladesch zu verlassen, das Verfahren zur Gewährung des Asylrechts und die Situation atheistischer Blogger und säkularer Aktivisten in Bangladesch.

hpd: Durba, im November 2018 bist du nach Deutschland gekommen und im Februar 2019 hast du hier Asyl beantragt – zwischenzeitlich hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge euch als asylberechtigt anerkannt. Du hast deine Freunde und deine Familie in Bangladesch verlassen. Warum bist du als atheistische Bloggerin aus Bangladesch geflüchtet?

Durba Zahan: Bangladesch wird als "säkulares" Land bezeichnet, aber die meisten Einwohner mögen keine Atheisten, da diese nicht an Gott glauben. Sie sind aggressiv gegenüber Menschen, die Blog-Posts über ihre Meinung veröffentlichen, dass es keinen Gott gibt.

Wen meinst du damit? Die Regierung, die Polizei oder die ganze Bevölkerung?

Die meisten Leute! Und die Regierung unterstützt sie! Fast 90 Prozent der Einwohner Bangladeschs sind Muslime. Und die Regierung ergreift tatsächlich keine Maßnahmen, um den Bloggern zu helfen. Die Menschen sind nicht nur gegenüber den atheistischen Bloggern aggressiv, sondern auch gegenüber allen anderen Minderheitenreligionen, die nicht der Islam sind. Die Regierung ergreift keine Maßnahmen, um den Mitgliedern einer Minderheit zu helfen. Ich bin sicher, sie wollen notleidenden Menschen nicht helfen. Sie berechnen die Anzahl der Stimmen, die sie bei der Wahl erhalten können, und wenn die Regierung oder Verwaltung den Bloggern helfen würde, könnten sie weniger Stimmen erhalten. Sie haben die Macht und Fähigkeit, Menschen zu helfen, aber sie wollen es nicht. Das ist der Grund, warum sie die muslimische Mehrheit unterstützen. Und die Fundamentalisten, die die Blogger verfolgen, werden von Tag zu Tag aggressiver und extremer.

Und du bist in diese Situation verwickelt.

Natürlich!

Was war dein vordringlichster Grund, das Land zu verlassen?

O.K. Ich bin Bloggerin, am bekanntesten sind meine atheistischen Texte. Ich begann damit, über einige soziale Themen und auch die Menschen zu schreiben. Die muslimischen Extremisten in Bangladesch benutzen auch die sozialen Medien – und sie fingen an, mich wegen des Schreibens dieser Artikel zu bedrohen. Sie drohten mir online, mich zu vergewaltigen und zu töten. Das ist im Nachhinein der Beginn, dass ich mir Gedanken über eine Flucht machte, doch damals wollte ich das Land noch nicht verlassen. Ich dachte mir, wenn man mit vielen Menschen zusammengearbeitet hat, die sehr streng in ihrem Glauben sind, muss man es halt akzeptieren und seine eigenen Dinge tun, wie man will. Also habe ich mich zunächst nicht um diese Drohungen gekümmert. Weil ich mein Land nicht verlassen wollte. Viel eher wünschte ich, das Land zu verändern.

Mein Vater war auch Atheist. Und er war Schriftsteller und Verleger, er besaß ein kleines, aber sehr bekanntes Verlagshaus – er wurde im Juni 2018 von diesen Extremisten getötet.

Daraufhin veröffentlichten die Medien meine Privatadresse. Die Bedrohungen nahmen zu, ich wurde von einigen Kerlen an der Universität gestalkt. So habe ich meine Ausbildung, mein Studium abgebrochen, weil ich verfolgt wurde und mich verstecken musste. Weder die Polizei noch andere Vertreter des Staates haben mir in der Zeit geholfen.

Nachdem mein Vater getötet wurde, war es komplizierter, nein, nicht komplizierter, es war wirklich verheerend für mich. Aber dann entschied ich, dass ich nicht die nächste Tote auf der Straße sein wollte. Mir war klar, niemand würde sich darum kümmern, denn sie denken: "O.K.! Sie ist eine Atheistin. Das interessiert nicht."

Das ist schrecklich, dass dein Vater getötet wurde – was hat die Polizei in dieser Sache unternommen?

Die Polizei hat eigentlich nichts gesagt. Am ersten Tag stellten sie einige Fragen, nahmen den Fall an und schlossen den Fall nach siebzehn Tagen ab. Wir sagten der Polizei, dass wir den Mörder sehen wollten und dass wir ein normales Verfahren, ein normales juristisches Verfahren haben wollten, aber es war ihnen egal, sie hörten auf, uns zu informieren. Und sie haben den Fall abgeschlossen, so dass wir nichts weiter unternehmen konnten. Sie fanden keine Verdächtigen oder gar Täter und schließlich erfuhr ich aus den Medien, dass sie zwei Personen erwischt und sie in einer Schießerei getötet hätten.

Ich habe sie um meine Sicherheit gebeten. Sie sagten, dass sie für niemandes private Sicherheit zuständig seien.

Neben seiner Tätigkeit als Verleger war dein Vater auch ein atheistischer Blogger. Wussten die Leser, dass ihr Verwandte, dass ihr Vater und Tochter seid?

Einige der Leute wussten, dass wir Vater und Tochter sind, aber wir haben das nicht in unseren Artikeln veröffentlicht. 

Es waren also die Medien, die über den Tod deines Vaters berichteten, die auch eure Verwandtschaft veröffentlichten?

Richtig! Wir haben immer eines getan: Wir haben unsere persönliche Beziehung aus unseren Artikeln und Beiträgen rausgehalten. Wir haben viel über soziale Dinge geschrieben, aber wir haben nicht erwähnt, dass wir verwandt sind. Die Überlegung dahinter war, dass sich die Menschen dann auf das Wesentliche, auf den Artikel konzentrieren, und nicht auf die Beziehung zwischen mir und meinem Vater.

Wir haben über die Mehrheit der Moslems in Bangladesch gesprochen, wie muss ich mir die Situation der atheistischen Aktivisten und Blogger in Bangladesch vorstellen? Denkst du, dass es einen Unterschied im Umgang der Muslime mit der hinduistischen Minderheit und den atheistischen Aktivisten gibt?

Ja! Weil die Hindus gläubig sind. Und wir – die atheistischen Aktivisten – sind Ungläubige, wir glauben an keinen Gott! In Bangladesch sind wir also die schlimmsten Menschen in der Gesellschaft.

Auch für die Hindus?

Ja, natürlich! Weil wir an keinen Gott glauben. Es gibt auch viele Blogger, die aus den hinduistischen Familien stammen, aber ihre Familien haben sich von ihnen abgekehrt, weil sie nicht an Gott glauben! Wir Atheisten sind unerträglich für sie, denn wir glauben an keinen Gott und schreiben darüber. Wir sprechen über das, was wir denken, was wir über Gott denken, über andere religiöse Ansichten und das Fundament der Religion, und der Gläubige mag das nicht.

Einige der bekanntesten Blogger Bangladeschs wurden ermordet.

Genau. Der erste, an den ich mich erinnere, der erste Mord, das war 2013. Am 15. Februar wurde Rajib Haider von islamischen Extremisten getötet.  Sie erstellten eine Todesliste und begannen, einen Blogger nach dem anderen zu töten. Und so viele Leute auf der Liste wollten Hilfe von der Polizei. Und die Polizei half ihnen nicht. Also hatten sie Angst, sie versteckten sich, aber schließlich wurden sie dort erwischt, wo sie lebten, die islamistischen Extremisten fanden sie. Diese wiederum arbeiten für und mit IT-Unternehmen, so konnten sie den Wohnort der Blogger über deren IP-Adresse herausfinden. So war ihr Aufenthaltsort bekannt und sie wurden umgebracht. Zunächst wurden sie beobachtet, die tägliche Routine ihres Lebens wurde ausgekundschaftet. Wann sie das Haus verlassen, wo sie arbeiten, wann sie nach Hause kommen und so weiter. Die Fanatiker ließen sich Zeit, den Tagesablauf genau zu recherchieren.

Verstehe ich dich richtig? Zuerst wurden die Aktivisten gestalkt, um alles über ihre Lebensumstände zu erfahren, um zu wissen, wann und wo man sie erwischen kann?

Genau!

Das Töten der Blogger begann also 2013 und hörte bis jetzt nicht auf?

Ja, mein Vater wurde im Juni 2018 getötet und bis jetzt war er der Letzte, der getötet wurde. Aber ich kann nicht sicher sein, ob er wirklich der Letzte sein wird.

Gibt es unter den Aktivisten etwa gleich viele Frauen wie Männer? Oder ist eine Bloggerin etwas Außergewöhnliches?

Es ist keine außergewöhnliche Tatsache, aber es gibt wirklich weniger Frauen, die in Bangladesch bloggen. Es gibt tatsächlich nur wenige Bloggerinnen, die über ihren Glauben schreiben oder ob sie Atheisten sind. Es gibt wirklich nur wenige von ihnen.

Du hast vorhin gesagt, dass dir gedroht wurde, vergewaltigt zu werden. Kann die Bedrohungssituation ein Grund sein, dass weniger Frauen als Männer Beiträge in Blogs schreiben?

Ich denke ja, denn im Falle Bangladeschs gibt es keine Gerichtsverfahren für Vergewaltiger, sie werden nicht strafrechtlich verfolgt, nichts passiert. Vergewaltigungen sind fast an der Tagesordnung und wir Frauen müssen uns alleine bewegen, wenn wir studieren, einem Job nachgehen. Und in der Zeit kann alles passieren. Niemand wird uns helfen. Das ist die schrecklichste Sache.

Selbst die Polizei hilft in solchen Fällen nicht?

Nein! Vielleicht nehmen sie einen Vergewaltiger vorübergehend fest und dann lassen sie ihn wieder frei, ohne dass es weitere Konsequenzen für den Täter hätte.

Du denkst also, dass die Polizei und die Regierung es für selbstverständlich halten, dass es Vergewaltiger auf den Straßen gibt? Und sie helfen nicht einmal den Bloggern, die an Leib und Leben bedroht sind?

Sie nehmen es nicht als selbstverständlich hin, es ist ihnen eigentlich egal. Wenn sie es für selbstverständlich halten würden, gäbe es Konsequenzen und auch Gerechtigkeit. Aber es gibt keine! Sie interessieren sich eigentlich nicht für die Menschen. Der Sohn der Premierministerin sagte, dass sie nicht die Täter vor Gericht bringen wollen, die den atheistischen Blogger getötet haben. Wenn sie es täten, könnte das Volk von Bangladesch denken, dass die Regierung die Atheisten unterstützt.

Ich sehe die Annahme als belegt an, denn nach der Ermordung Avijit Roys am 26. Februar 2015 – er war einer der bekanntesten atheistischen Blogger Bangladeschs – gab die Regierung lange Zeit gar kein Statement ab und schließlich äußerte sich der Sohn der Premierministerin, wie ich bereits erwähnte. Die Behörden und Regierungsvertreter in Bangladesch wollen auf keinen Fall als Unterstützer eines säkularen oder atheistischen Anliegens angesehen werden.

Obwohl ich zu der Zeit das Bloggen eingestellt hatte, gelangte ich zu der Überzeugung, dass ich, wenn ich Bangladesch nicht verlasse würde, schließlich von irgendwem getötet werden würde … von einem Vergewaltiger oder bei einem simplen Verkehrsunfall. Wir sind wirklich nur wenige Menschen, die atheistische Aktivisten sind, und wir sind die schlimmsten Menschen aus der Sicht anderer Menschen. Und die Extremisten bedrohten uns in erster Linie. Weil wir Ungläubige sind. Auch andere Menschen werden ohne Grund getötet und die Regierung von Bangladesch hilft ihnen nicht. Nichts, sie tun nichts. Und das ist die aktuelle Situation in Bangladesch. Denn ob die Leute ihre Stimmen abgeben oder nicht, sie werden gewinnen, es wird von Tag zu Tag mehr eine Einparteienregierung, das ist vielleicht der Grund, warum es ihnen egal ist.

Es steht nur eine Partei zur Wahl?

Es gibt jetzt keine Oppositionspartei mehr. Alle relevanten Personen der Opposition wurden mit Verbrechen belastet, die sie nicht begangen haben, und sie wurden vor der Wahl ins Gefängnis gesteckt.  

Zurück zu dir. Wie hast du es geschafft, aus Bangladesch zu fliehen?

Zuerst musste ich die Entscheidung treffen, ob ich mein Land verlassen will oder nicht. Dann bat ich bekannte humanitäre Organisationen um Hilfe und sie waren wirklich nett zu mir. Sie erkannten meine Situation, sie kannten einen Weg, um Bangladesch zu verlassen, eine von ihnen war das Center For Inquiry in Amerika, ebenso Freedom House in Amerika, auch die Freedom From Religion Foundation, sie halfen mir durch den Prozess. Und, du brauchst Geld, um dein Land zu verlassen … Ein anderer Blogger, mein Kollege Munshi, half mir, mich mit anderen Personen und vor allen Dingen mit dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten zu vernetzen. Angesichts meiner Situation willigte der IBKA ein, mir zu helfen, um die fortwährende Gefahr hinter mir lassen zu können.

Der IBKA hat dich auch im Asylprozess unterstützt. Was hat er getan?

Es ist schwer zu sagen, was er getan hat … weil ich denke, dass er alles getan hat … als ich nach Deutschland kam, war ich mit meinem Mann am Flughafen, und ich dachte nur eins: dass wir beide jetzt ganz allein sind und wir alles selbst tun müssen. Wir sind allein! Am 14. November kam ich hierher und jetzt ist es April und ich fühle mich nicht allein, weil sie mir wirklich geholfen haben, und ich möchte wirklich einige Namen nennen. So will ich Rainer Ponitka erwähnen. Er war überall. Wenn wir Asyl beantragten, hat er mit den Leuten geredet. Weil wir die deutsche Sprache nicht beherrschen, machte er also die Kommunikation und erklärte uns, was wir tun mussten. Und da ist Werner Hager, er war die Person, die wirklich bereit war, uns jedes Mal zu helfen, wenn wir ihn brauchten.

Wenn ich mir vorstelle, hier in Deutschland ohne diese Menschen zu leben, bevor mein Recht auf Asyl anerkannt wurde … der ganze Prozess war so verwirrend und kompliziert. Doch es war viel einfacher, wir haben uns ausgetauscht und darüber geredet, was meinen Asylantrag unterstützt. Die Leute vom IBKA haben Informationen gesammelt. Ich weiß nicht, wie sie so viel Stress für uns ertragen konnten, denn es ist wirklich ein langer Prozess, das Asylverfahren, das Recht auf Asyl anerkannt zu bekommen, ist ein wirklich langer Prozess. Und du musst wirklich geduldig sein. Sie nahmen den Stress auf sich und halfen uns in jeder Hinsicht.

Was hältst Du von der Situation atheistischer Aktivisten aus sogenannten muslimischen Ländern in deutschen Flüchtlingslagern? Glaubst du, sie sind da drin sicher?

Zuallererst ging ich fest davon aus, dass sie nicht sicher sind. Das war halt mein erster Gedanke. Ich weiß, dass sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, und ich denke, dass es darunter vielleicht Leute gibt, die Atheisten nicht mögen, die nichtgläubige Menschen ablehnen. Davon gibt es nach meiner Anschauung einige und ich kann nicht sagen, dass sie Atheisten nicht bedrohen würden.

Aber in meinem Fall – als ich die Vertreter der deutschen Behörden sah, wie sie die Flüchtlingslager organisieren und wie sie mit den Menschen umgehen, sie sind wirklich kooperativ. Und sie halten immer und überall Kontakt mit den Flüchtlingen, zu jeder Mahlzeit, und vielleicht wird es deshalb von Tag zu Tag weniger Gefahr für Atheisten geben. Ich bin davon überzeugt, denn ich habe gesehen, wie sie arbeiten, und sie engagieren sich wirklich für die Flüchtlinge in den Lagern.

Es gibt natürlich einige Risiken, aber ich denke, es wird besser werden, so hoffe ich, hoffe ich wirklich. Denn wenn viele Menschen so engagiert für andere arbeiten und anderen Menschen helfen, wird sich vieles ändern.

Du bist nun etwa vier Monate in Deutschland. Fühlst du dich sicher?

Ja. Ich fühle mich hier wirklich, wirklich sicher. Und ich habe hier viele Leute gesehen, die unterschiedliche Meinungen haben, aber sie greifen mich nicht an. Wir diskutieren ständig. Und das ist das Gute hier.

Auch die deutschen Behörden, die Menschen, die für die Flüchtlinge verantwortlich sind … sie haben uns immer geholfen, diesen Prozess zu durchlaufen. Jeder, den ich in der Zeit kennenlernte, war wirklich bereit, den Menschen zu helfen, die in ihren Ländern in Schwierigkeiten sind, den Menschen, die sich in ihrem Land nicht sicher fühlen und in ständiger Angst leben. Und ich denke, die Bundesregierung und das deutsche Volk helfen ihnen, aus dieser Angst herauszukommen und sich sicher zu fühlen. 

Du hast an der Universität von Dhaka Kunstgeschichte studiert und deine Ausbildung abgebrochen, als du dich entschieden hast, Bangladesch zu verlassen. Was ist dein weiterer Plan, wenn du die Integrationskurse absolviert hast?

Zuerst möchte ich die deutsche Sprache lernen, ich möchte etwas Konversation auf Deutsch machen. Ich darf hier wohnen, was für mich wirklich eine großartige Sache ist. Ich denke, die deutschen Behörden verstehen wirklich, wie wir uns im Exil fühlen. Für mich ist es wirklich notwendig, Deutsch zu lernen und mich auf Deutsch ausdrücken zu können.

Ich möchte auch mein Studium fortsetzen. Nachdem ich Deutsch gelernt habe, beschäftige ich mich vielleicht mit Malerei. Auf jeden Fall mit etwas Künstlerischem. Ich habe jetzt das Gefühl, keine Hindernisse mehr im Weg zu haben, niemand folgt mir zur Universität, niemand verfolgt mich irgendwohin und niemand plant, mich zu töten, also kann ich jetzt hier studieren. 

Hast du weitere Wünsche für die Zukunft?

Ja, ich möchte auch weiterhin schreiben. Weil es meine Leidenschaft ist und durch diese Reflektion schaffe ich es, unbeeinflusst zu denken und zu fühlen. Ich möchte wirklich weitermachen, denn das Bloggen war der Grund, warum ich Bangladesch verlassen musste, und nun habe ich das Recht zu schreiben. Meine Emotionen ausdrücken, wie ich mich fühle, also werde ich schreiben, vielleicht – nein, nicht vielleicht – ich werde sicher schreiben!

Der Zukunftsplan ist: Die deutschen Behörden und die Menschen, die ich treffe, sind wirklich freundlich, sie lassen uns hier wohnen, also möchte ich auch etwas Gutes tun, etwas zurückgeben. Die Menschen hier helfen anderen Menschen, so gut sie können.

Ich weiß nicht, wie viele bedürftige Menschen wirklich Hilfe bekommen, aber ich möchte Menschen wirklich helfen. Weil ich nichts anderes zu geben habe, nur meine Hilfe und Freundlichkeit. Das ist mein Zukunftsplan. Ich kann das nicht konkreter sagen, aber ich möchte hier wirklich helfen, wo es notwendig ist.

Das war ein toller Abschluss! Ich danke dir herzlich!

Das Interview führte Ragnar Locksmith. Übersetzung aus dem Englischen von Rainer Ponitka.