Wichtiger Fund für die Evolutionsbiologie

Wissenschaftler entdecken den Vorfahren (fast) aller Tiere

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"Ikaria wariootia" war ein wurmartiges Lebewesen, wenn auch viel kleiner und gedrungener als ein Regenwurm. Charakteristische Abdrücke im Gestein lieferten den entscheidenden Hinweis auf die bisher unbekannte Lebensform (Symbolbild).
Symbolbild

Abdrücke eines 555 Millionen Jahre alten wurmartigen Lebewesens wurden in australischem Gestein gefunden. Es ist direkt mit heute lebenden Tieren verwandt und der früheste nun bekannte Vertreter des symmetrischen Körperbaus – einer entscheidenden Entwicklung. Ein weiteres Puzzleteil, das sich in das Gesamtbild der Evolution einfügt.

Wie die University of California (Riverside) vergangene Woche auf dem Wissenschaftsportal Phys.org berichtete, entdeckten Forscher in Gesteinsschichten aus dem südaustralischen Nilpena die winzigen Fossilien einer frühen Lebensform, die sie als Urahn der meisten geläufigen heutigen Tiere einordnen – inklusive des Menschen. Damit haben die beiden Geologen von der University of California in Riverside, Scott D. Evans und Mary L. Droser, zusammen mit dem Biologen Ian V. Hughes (University of California, San Diego) und dem Paläontologen James G. Gehling (South Australia Museum) ein weiteres Puzzleteil der Evolution gefunden. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie außerdem in der Wissenschaftszeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences).

Das neu entdeckte urzeitliche Tier soll vor rund 555 Millionen Jahren gelebt haben und wäre damit dem Zeitalter des Ediacarium zuzuordnen, in dem sich erstmals mehrzellige tierische Lebewesen herausbildeten. Es handelt sich um ein kleines, wurmartiges Lebewesen, dem der Name Ikaria wariootia gegeben wurde. Der Winzling war gerade einmal zwischen zwei und sieben Millimeter lang, das größte gefundene Exemplar ist vergleichbar mit einem Reiskorn. Das Besondere an ihm: Er ist der früheste bekannte Vertreter der sogenannten "Zweiseitentiere". Er ist symmetrisch aufgebaut und hat ein Vorder- und ein Hinterteil, deren Öffnungen über einen Darm verbunden sind. Ein Merkmal, das so gut wie alle "modernen" Tiere aufweisen.

"Ikaria wariootia"
So könnte "Ikaria wariootia" ausgesehen haben (Foto: Apokryltaros via Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Die Herausbildung dieser "bilateralen Symmetrie" war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Tieren, schreibt das Forschungsteam, da sie auf diese Weise ihre Körper gliedern und sich zielgerichtet bewegen konnten. Neu für die Wissenschaft ist auch die direkte Verwandtschaft von Ikaria wariootia zu heute lebenden Tieren. Dies war bei den frühesten uns bekannten Vertretern multizellularer Organismen noch nicht der Fall – dazu zählen etwa Schwämme und Algenmatten, die außerdem sehr unterschiedliche Gestalt aufwiesen.

Gefunden wurde das Gestein, in dem sich die charakteristischen Abdrücke des bilateralen Urahnen befinden, bereits vor 15 Jahren. Bisher hatten sich Wissenschaftler nicht erklären können, wer der Urheber der ebenfalls darin konservierten Fraßgänge war. Nun fielen dem vierköpfigen Forscherteam daneben kleine ovale Hohlräume auf. Zuschüsse der NASA ermöglichten einen 3D-Laser-Scan, der offenbarte, dass Ikaria wariootia Kopf, Schwanz und eine leicht gefurchte Muskulatur an einem zylindrisch geformten Körper besaß. Damit fraß es sich durch den Sand am Meeresboden auf der Suche nach organischem Material und scheint auch Sedimente wieder ausgeschieden zu haben. Dies suggeriert das Vorhandensein von Mund, Anus und Darm. "Es ist das älteste Fossil mit dieser Art Komplexität", wird die Geologie-Professorin Droser bei Phys.org zitiert.

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