Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) fordert die Beendigung jeglicher staatlicher Zusammenarbeit und weiterer Verhandlungen mit dem Verein Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) zum Islamunterricht.
Rainer Ponitka, Sprecher der AG Schule des IBKA, sagte dazu: "Die Bundesländer haben beträchtliche Anstrengungen zur Einführung des islamischen Religionsunterrichts unternommen. Über die Ditib erhält der türkische Ministerpräsident - der der Menschenrechte und Pressefreiheit mit Füßen tritt - ein Mitbestimmungsrecht über die Unterrichtsinhalte in deutschen Klassenzimmern. Dies steht exemplarisch für eine grundsätzlich verfehlte Bildungspolitik zu Religions- und Weltanschauungsfragen."
Der Ditib ist zwar der größte islamische Verband in Deutschland mit rund 900 angeschlossenen Moscheen. Aber er maßt sich an, für die Gesamtheit der 4 Millionen Muslime in Deutschland zu sprechen obwohl nur ein geringer Teil dieser Mitglied der Gemeinden sind. Rein formal ist der Ditib ein unabhängiger Verein. Er steht allerdings unter dem Einfluss der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Imame in den Ditib-Moscheen kommen zum überwiegenden Teil aus der Türkei, wo sie ausgebildet wurden.
Der Chef der Grünen, Cem Özdemir, forderte jüngst die Ditib auf, nicht "zum verlängerten Arm" von Erdoğans AKP zu werden, der SPD-Integrationsbeauftragte Aziz Bozkurt nannte die Entwicklung der Ditib "erschreckend" und Jens Spahn, Vize-Chef der CDU, erklärt, mit dieser Ditib könne es keine Staatsverträge geben, zum Beispiel über den Religionsunterricht.
Der IBKA sieht die Einrichtung eines Islamunterrichtes grundsätzlich kritisch, so Rainer Ponitka: "Ein vernünftiges Ziel wäre, Schülerinnen und Schüler verschiedener Herkunft gemeinsam über Religionen und nichtreligiöse Weltanschauungen zu unterrichten. Ein nach Konfessionen getrennter Unterricht konterkariert dieses Ziel. Daher sollte der konfessionelle Religionsunterricht nicht auf den Islam ausgeweitet, sondern komplett abgeschafft und durch einen weltanschaulich neutralen Unterricht ersetzt werden. Dies geschieht vorzugsweise fachübergreifend in bereits existierenden Schulfächern; es könnte auch durch einen für alle gleichermaßen verbindlichen Ethikunterricht erreicht werden."
8 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das kann ich 1:1 unterschreiben.
KDL am Permanenter Link
Vorbild Frankreich:
Neutralität des öffentlichen Raumes, Religion als Privatsache!
Für den Bereich des Politischen hat die strikte Trennung zur unmittelbaren Folge, dass Religionsgemeinschaften in Frankreich keinen Anspruch auf politische Mitgestaltung erheben können. Im Umkehrschluss kann aber auch der französische Staat keinen Einfluss auf inhaltliche oder personelle Entscheidungen der Religionsgemeinschaften nehmen. Religionsgemeinschaften übernehmen in Frankreich weder bestimmte Aufgaben bei der Koordination eines staatlichen Religionsunterrichts, noch sind sie im Rundfunkrat vertreten, wie beispielsweise in Deutschland. In Frankreich wäre es auch undenkbar, dass der Staat den Religionsgemeinschaften seine Verwaltungsstrukturen zur Erhebung von Mitgliedsbeiträgen in Form von Kirchensteuern zur Verfügung stellt. Denn das Verständnis vom Wesensprinzip der Laizität bedeutet nicht nur die strikte organisatorische Trennung von Staat und Kirche, sondern auch die unbedingte Neutralität des Staates in puncto Religion.
Dem französischen Verständnis nach bedeutet Neutralität zunächst einmal das Fernhalten von religiösen Bezügen aus dem öffentlichen Raum – zum Beispiel aus dem öffentlichen Raum der staatlichen Schule. Entsprechend gibt es in Frankreich keinen Religionsunterricht. Das Tragen von religiösen Symbolen wie Kreuz, Kippa oder Kopftuch ist Schülern auf dem Schulgelände seit 2004 per Gesetz untersagt. (Auszug: BPB)
Wenn sich solche Regelungen durchsetzen lassen in D. hätten wir ein paar Probleme weniger - auch mit DITIB.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Unbedingte Zustimmung!
Jürgen Bent am Permanenter Link
Dem Ergebnis dieses Berichtes schliesse ich mich gern an. Religion ist Privatsache und darauf sollte auch bei uns hin gearbeitet werden.
( Siehe auch Kommentar von KDL)
Wolfgang Graff am Permanenter Link
Der Ethik-Unterricht ist leider auch nicht immer das, was er zu sein verspricht. In Rheinland-Pfalz wird er zum Teil von katholischen und evangelischen Religionslehrern gehalten.
Martin Weidner am Permanenter Link
Die Abkommen mit DITIB waren von Anfang an falsch gestrickt, das war für die BRD eine einfache Lösung, Deutschland musste sich um nichts kümmern, das wollte man der Türkei aufbürden.
Etwas anderes ist der Islamunterricht. Ich habe ein Modellversuch vor etwa 10 Jahren erlebt. Dort hat ein Islamlehrer Vorurteile bei den Kindern aufgearbeitet, Begegnungen mit anderen Auffassungen ermöglicht und bei all dem das Vertrauen der islamischen Eltern gehabt. Ich kann verstehen, wenn der Staat solche Erfolgsmodelle nicht einfach absägen will. Viele Eltern wollen ihre Kinder nicht in einen Moschee-Unterricht schicken, weil es dort auch radikale Tendenzen gibt, aber sie haben keine Alternative, wenn es nicht den islamischen Unterricht an Schulen gibt. Solche pragmatischen Überlegungen von Realpolitikern mögen viele nicht überzeugen (mich vor einigen Jahren auch nicht) aber Politik muss sich manchmal auch an realen Menschen orientieren und nicht nur an der reinen Lehre.
Karin Resnikschek am Permanenter Link
Lieber IBKA, Verbote sind immer ein Problem! Ditib schwächen wäre gut. Es gibt so viele Alltags-Atheisten (säkulare) Türken. Die also stärken.
die Demokratie ideologisch aushöhlt. Weiter ohne Gott für die Demokratie! Karin Resnikschek
Hans-Otto lang am Permanenter Link
Was KDL schreibt kann ich zu 100% zustimmen. Ich lehne aber auch sonst jeglichen Religionsunterricht in den Schulen ab. Religion ist und bleibt Privatsache.