Häufig wird von bürgerlichen Medien und Politikern kolportiert, dass Weihnachtsmärkte in Kreuzberg aus falsch verstandener Toleranz oder Angst vor Muslimen nunmehr "Wintermärkte" heißen.
Das ist Wasser auf den Mühlen für CSU-Politiker ("Deutsche Traditionen werden einer extrem linken Sprachdiktatur geopfert.") und eine häufig gehörte Parole bei "Pagida"-Aufmärschen. Allein: "Es ist ein Weihnachtsmärchen. Eines, das zeigt, wie schlecht recherchierende Journalisten, islamfeindliche Wutbürger und populistische Politiker auf eine Geschichte hereinfallen und sie zum Mythos machen."
Sebastian Heiser hat für die TAZ recherchiert und schreibt davon, wie es zu diesem "Weihnachtsmärchen" kommen konnte. Es gibt tatsächlich keinen Beschluss des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, der einen Weihnachtsmarkt bzw. den Namen "Weihnachtsmarkt" verbietet oder verboten hat.
Auslöser für das ganze mediale Affentheater war im übrigen der Beschluss der Stadtverordneten, ein "Ramadanfest" nicht zuzulassen. Und weil man die Muslime nicht gegenüber anderen Religionsgemeinschaften diskriminieren wollte, lautete der Beschluss daher allgemein: "Das Bezirksamt verständigt sich darauf, dass grundsätzlich keine Genehmigungen für Veranstaltungen von Religionsgemeinschaften zur Selbstdarstellung im öffentlichen Raum erteilt werden."
Ein Weihnachtsmarkt jedoch ist definitiv keine Veranstaltung einer Religionsgemeinschaft. Sondern "dem Bereich Kommerz zuzuordnen" wie der zuständige Stadtrat Peter Beckers schon vor einem Jahr betonte.
Doch dann griffen die Qualitätsjournalisten zu ihren Federn - wer dann was wo schrieb: der Artikel listet das genau auf.
Er endet mit dem Satz: "Das ist die besondere Ironie des Weihnachtsmarktmärchens: Dass ein Beschluss, der sich in Realität bisher nur gegen den muslimische Ramadan gerichtet hat, als Angriff auf das christliche Abendland umgedeutet wird."
1 Kommentar
Kommentare
Sven Schultze am Permanenter Link
...tja genau davon lebt doch das Christentum: von frommen (Märtyrer-)Legenden. Das verleiht den Anschein, der "richtigen Sache" anzugehören.